2024-04-23T06:39:20.694Z

Interview der Woche
Andy Baumgartner, Trainer der SG Meisenheim, hat sich unseren Fragen gestellt.
Andy Baumgartner, Trainer der SG Meisenheim, hat sich unseren Fragen gestellt. – Foto: Ig0rZh – stock.adobe/Skär

"Jeder Punkt ist Arbeit in dieser Liga"

"Nachspielzeit" mit Andy Baumgartner +++ Der Coach der SG Meisenheim über die Rote Karten vom Wochenende, den starken Meisenheimer Saisonstart und sein besonderes Verhältnis zur Mannschaft

Nahe. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region. Heute zu Gast: Der Trainer der SG Meisenheim/Desloch-Jeckenbach/Lauschied: Andy Baumgartner. Beim 3:3-Unentschieden am vergangenen Wochenende gegen den SV Rülzheim sahen drei Meisenheimer - inklusive SG-Trainer Andy Baumgartner - die Rote Karte. Im FuPa-Interview spricht Baumgartner über die Kartenflut, die Gründe für den guten Saisonstart und erklärt, warum er eigentlich unwichtig ist.

FuPa: Herr Baumgartner, beim 3:3-Unentschieden gegen den SV Rülzheim am vergangenen Wochenende sahen Sie bereits nach 25 Minuten die Rote Karte. Was war da los?

Die Rote Karte bekam ich während einer Trinkpause nach dem ersten Elfmeter gegen uns. Ich lief zu meiner Mannschaft aufs Spielfeld und erklärte dem Schiedsrichter, der an uns vorbeikam, dass seine Leistung bisher einfach nicht gut war. So steht es auch im Schiedsrichterbericht. Beide Elfmeter gegen uns waren zwar absolut berechtigt, aber bei vielen Kleinigkeiten hatte er einfach falsch entschieden. Die Rote Karte bekam ich, weil der Trainer während der Partie das Spielfeld nicht betreten darf und nicht wegen einer Schiedsrichterbeleidigung, wie es in der Zeitung stand. Ich behaupte, der Schiedsrichter hätte mich auch erst einmal verwarnen können, bevor er eine Rote Karte zeigt. Aber ich habe die Entscheidung dann akzeptiert.

Ist Ihnen so etwas vorher schon einmal passiert?

Nein, noch nie. Tatsächlich habe ich meine letzte Rote Karte vor zehn Jahren als Spieler des FC Merxheim in einer Partie gegen Meisenheim bekommen (lacht).

Auch zwei Ihrer ausgewechselten Spieler bekamen in der Nachspielzeit rot. Waren die Karten aus Ihrer Sicht gerechtfertigt?

Auch diese Tatsache entspricht nicht der Wahrheit. Unser Spieler Maurizio Lörsch, der angeblich rot gesehen haben soll, war am vergangenen Wochenende gar nicht im Kader. Rote Karten haben Philipp Schneider und ein Zuschauer, der bei unserer Bank stand, bekommen, weil sie sich abfällig über eine Schiedsrichterentscheidung geäußert haben. Grundsätzlich fand ich die Kartenflut einfach ein wenig übertrieben, zumal es im Spiel bestimmt 20 taktische Fouls gab, die weniger hart geahndet wurden. Da kann man auch souverän bleiben und erstmal eine gelbe Karte zeigen. Man muss auf der anderen Seite aber auch sehen, dass es die Schiedsrichter definitiv nicht einfach haben und jede Saison neue Regeln umsetzen müssen. Für mich ist die Sache damit aber abgehakt. Ich kann auch unseren Jungs keinen Vorwurf machen. Meine Rote Karte hat dazu geführt, dass die Bank sich daneben benommen hat und das tut mir persönlich leid.


Ihre Mannschaft ist als Aufsteiger stark in die Saison gestartet und steht mit zwölf Punkten aus sieben Partien aktuell auf Platz sechs. Wo liegen die Gründe für den guten Saisonbeginn?

Der gute Saisonstart überrascht mich selbst ein wenig, zumal wir in unserem ersten Saisonspiel auch richtig Lehrgeld gezahlt haben (2:4 gegen Basara, Anm. d. Red.). Aber es macht einfach großen Spaß mit den Jungs zu arbeiten. Im Training sind immer alle da und wir als Trainerteam versuchen, ein offenes Ohr für die Jungs zu haben. Wir sind eine gewachsene Mannschaft und deshalb gut eingespielt. Ein Großteil unserer Spieler sind Eigengewächse, die schon seit sechs, sieben Jahren zusammenspielen und die von unseren älteren Spieler Dominic Kranz, Benjamin Schmell und Alexander Tiedtke überragend geführt werden. Die Mischung stimmt einfach. Wir wissen aber auch, dass in dieser Liga jeder Punkt Arbeit ist und können den aktuellen Tabellenplatz deshalb richtig einordnen.

Sind Leidenschaft und Emotionen etwas, dass Ihre Mannschaft besonders auszeichnet?

Definitiv. Emotionen und Leidenschaft sind bei uns ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs. Die Mannschaft hat schon so viele Rückstände aufgeholt. Auch am Sonntag hat sie sich nach der Roten Karte gegen mich nicht hängen lassen, sondern weiter Gas gegeben. Emotionen entschuldigen natürlich nicht unser Fehlverhalten vom Sonntag und da habe ich von außen vielleicht auch zu viel Leidenschaft an die Mannschaft weitergegeben. Aber ich glaube, die Jungs denken nach dem Motto: Der hat zwar manchmal einen Schlag, aber bis jetzt hat es ja ganz gut geklappt (lacht).

Was sind die größten Unterschiede zwischen der Landesliga und der Verbandsliga?

Auch in der Landesliga wird super Fußall gespielt, aber das Spieltempo in der Verbandsliga ist enorm höher und es gibt in jeder Mannschaft zwei bis drei Spieler, die ein Spiel alleine entscheiden können. Uns macht es Spaß, sich mit solchen Teams zu messen und gegen Vereine wie Idar-Oberstein oder Waldalgesheim anzutreten, die ganz andere Strukturen besitzen als wir.

Wie sieht Ihre Zielsetzung für die laufende Spielzeit aus?

Unser Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt. Alles, was daüber hinaus kommt, ist Zubrot. Außerdem würde ich mich grundsätzlich freuen, wenn die Zuschauer sehen, dass unsere Jungs einfach tollen Fußball spielen und dass ich als Trainer da auch total unwichtig bin.

Aufrufe: 018.9.2019, 18:00 Uhr
Niklas HechtAutor