2024-04-19T07:32:36.736Z

Interview der Woche
Das Interview der Woche mit Andy Baumgartner. F: Kloos
Das Interview der Woche mit Andy Baumgartner. F: Kloos

Mein Ziel ist es, die jungen Spieler zu verbessern

"Nachspielzeit" mit Andy Baumgartner +++ Der Trainer der SG Meisenheim über den Dreier gegen den Tabellenführer, die Siegesserie und seine persönliche Laufbahn

Nahe. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler oder Trainer der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast Andy Baumgartner von der SG Meisenheim.

Nach dem 4:3 Sieg im Ligaspiel am Wochenende gegen den Tabellenführer SV Steinwenden steht man im gesicherten Mittelfeld der Tabelle mit bestehenden Chancen Richtung Relegationsplatz. In den letzten drei Spielen des Jahres sollen weitere Siege folgen, sodass man mit einer Sieges- bzw. Ungeschlagenenserie in die Winterpause gehen kann.

Herr Baumgartner, am vergangenen Sonntag gab es einen 4:3-Erfolg gegen den Tabellenführer Steinwenden. Was waren die Gründe für den verdienten Sieg? Was haben Sie in der Halbzeit angesprochen, da Ihre Mannschaft nach einem 3:1-Rückstand noch gewonnen hat?

Ich denke, man kann hier die Gründe mit der Halbzeitansprache verbinden. So haben wir in der Pause sachlich miteinander gesprochen. Ich habe den Jungs nochmal gesagt, dass sie einfach versuchen vorne draufzugehen. Dazu haben wir das System umgestellt, sodass wir unsere Ziele besser umsetzten konnten. Das Wichtigste war jedoch, dass meine Mannschaft alles umsetzten konnte und auch der frühe Anschlusstreffer hat sehr geholfen, denn so haben wir früh an uns geglaubt. Wir waren heiß bis zur letzten Minute und deswegen konnten wir auch spät noch ausgleichen und tatsächlich den Siegtreffer erzielen.

War dies das bisher beste Spiel Ihres Teams?

Nicht direkt. Es war auf jeden Fall das leidenschaftlichste Spiel in dieser Saison. Das Spiel, in dem alles gepasst hat, von der ersten Minute an, war das Spiel gegen Mackenbach. Denn dort hat meine Mannschaft von Anfang an meine Anweisungen umgesetzt.

Wo liegt der Unterschied zum Anfang der Saison, wo es noch nicht so perfekt lief?

Am Anfang der Saison haben wir viele junge Spieler hochgezogen. Es waren sieben Spieler allein aus der A-Jugend. Dadurch sind natürlich zwei verschiedene System aufeinandergeprallt. Denn die Jugendspieler kannten nur das Pressing aus der U19 und der Rest der Mannschaft das Spielsystem der letzten Saison. Zudem hatten wir ein großes Defensivproblem, da wir viel zu einfach Gegentore kassiert haben. Und nach dem Denkzettel in Kirn, wo wir mit 4:2 verloren haben und uns Kirn ohne großen Aufwand besiegen konnte, musste ich etwas ändern. Danach haben wir Woche für Woche an unserer Verteidigung gearbeitet und damit den Umschwung eingeleitet. Wichtig ist aber, hervorzuheben, dass wir uns die Siegesserie danach gemeinschaftlich erarbeitet haben.

Dies ist Ihre erste Station als Trainer einer Mannschaft im Herrenbereich. Wie empfanden Sie den Einstieg? Wie sehr ist Ihr Vorgänger Christoph Lawnik noch in das Trainerteam eingebunden?

Es ist natürlich schon eine Umstellung, wenn man von der U19 zur ersten Mannschaft kommt. Hinzu kommt, dass die Landesliga deutliche Unterschiede zum Jugendbereich aufweist, was ja logisch ist. Jedoch kann man in so einer guten Liga am meisten von den Spielen selbst lernen und je mehr man macht, desto besser wird man. Denn man trifft an jedem Spieltag auf Teams mit Spielern, die tolle Lebensläufe vorweisen können. So kann jeder gegen jeden gewinnen, aber auch verlieren.

Das Schwierigste war aber die Integration der Neuzugänge und Jugendspieler in die bestehende Mannschaft. Denn mein Ansatz, den auch die Jugenspieler schon von mir aus den letzten Jahren kennen, der weicht ein wenig von dem der letzten Jahre ab. So haben wir keine Kaderprobleme mehr, da wir mittlerweile einen großen Kader haben. Vor meiner Zeit war dieser kleiner. Zudem ist unser neues Motto: Agieren und Reagieren. Wir wollen auf jede Situation vorbereitet und variabler sein. Das frühere reine Konterspiel gibt es so nicht mehr. Der Ansatz ist nämlich der, dass wir draufgehen wollen, sobald der Gegner in Ballbesitz ist und das Spiel versuchen selbst zu gestalten.

Christoph ist nicht mehr in die Trainerabläufe eingebunden. Jedoch ist seine kommunikative Art sehr wichtig für mich. Auch hilft es sehr, dass er immer noch gerne Fußball spielt und dass er die nötige Erfahrung mitbringt. Deshalb ist mir seine Meinung auch sehr wichtig und wir stehen in regelmäßigem Austausch. Dies gilt aber auch für den Rest der Mannschaft, da ich nicht alles vorgeben will, sondern den Jungs den nötigen Freiraum lassen will. Mannschaft und Trainerteam arbeiten zusammen.

Was ist das Ziel in dieser Saison?

Wir haben kein nummerisches Ziel. Primär ist unser Ziel die jungen Spieler an die Landesliga heranzuführen und an das Spielniveau zu gewöhnen. Zudem sollen sie eine Einheit mit den gestandenen Spielern bilden. Das tabellarische Ziel sollte ein Platz in der oberen Hälfte sein und damit sieht es momentan ja ganz gut aus. Und nur weil wir jetzt gegen den Tabellenführer gewonnen haben, werden wir unsere Ziele nicht verändern. Wir wollen Spaß haben und uns weiterentwickeln. Dazu gehört auch, dass unsere zweite Mannschaft um den Aufstieg in die A-Klasse mitspielt und ich diese jede Woche mit Spielern unterstützen will. Denn bei einem Aufstieg wäre der Unterscheid für die jungen Spieler nicht mehr ganz so groß und man könnte sie in der A-Klasse an den Herrenbereich gewöhnen.

Es stehen noch drei Spieltage bis zur Winterpause aus. Was erwarten Sie von den restlichen Partien? Kommt die Winterpause für Ihre Mannschaft ungelegen?

Ich bleibe erst einmal bescheiden und würde mich mit drei Punkten zufrieden geben. So würden wir natürlich auch gerne bis zur Winterpause unsere ungeschlagenen Serie fortsetzten. Jedoch weiß ich auch, dass das mit unserer Verletztenliste nicht einfach wird. Und toll wäre natürlich ein gelungener Heimspielabschluss im Derby gegen Hüffelsheim.

Die Winterpause sehe ich positiv, wie negativ. So verhindert sie einerseits den "Fluss" zwischen den Trainingseinheiten und Spieltagen, andererseits hilft sie aber auch, da sich alle nach einer kräftezehrenden Hinrunde regenieren können und gestärkt in das neue Jahr gehen könnnen.

Am Sonntag geht es auswärts gegen Eppenbrunn. Diese sind 13. und haben am Wochenende das Kellerduell verloren. Was erwarten Sie für ein Spiel?

Ich erwarte ein sehr schweres Spiel. So hatten wir auch im Hinspiel schon so unsere Probleme, was vorallem an der Erfahrung der Eppenbrunner Mannschaft liegt. Ich erwarte einen offenen Schlagabtausch, da wir das Spiel machen und was nach vorne zeigen wollen, Eppenbrunn sich aber auch zu Hause nicht hintenreinstellen will.

Zum Schluss noch ein paar private Fragen. Konnten Sie sich früher als aktiver Spieler vorstellen einmal als Trainer zu arbeiten?

Ja, das konnte ich. Zwar nicht, dass ich es so gern und intensiv ausüben werde, wie ich es jetzt tue, aber ich konnte es mir vorstellen. Ich bereue aber keine Minute meiner bisherigen Trainerlaufbahn. Dass ich so früh zum Trainer wurde, liegt daran, dass ich aufgrund schwerer Verletzungen früh meine Spielerkarriere beenden musste.

Haben Sie noch andere Hobbys neben dem Fußball und der Arbeit? Oder bliebt dafür keine Zeit, wenn man bedenkt, dass Sie auch noch Familie haben?

Ich muss zugeben, dass für andere Dinge wenig Zeit bleibt. So bleibt mir nur manchmal Zeit allein drei bis vier Stunden Fahrrad zu fahren. Aber der Trainerjob ist schon sehr intensiv und nimmt viel Zeit in Anspruch. Daher ist es auch wichtig, dass der Fußball mein Hobby ist und mein Leben bestimmt. Denn für mich wäre ein Leben ohne Fußball unvorstellbar. Und wenn ich, wegen der frühen Verletzung, nicht länger selbst spielen konnte, ist es umso toller, dass ich wenigsten Andere verbessern kann, sodass diese ihre Ziele erreichen können.

Das Interview führte Philipp Sehr

Aufrufe: 023.11.2017, 06:00 Uhr
Philipp SehrAutor