2024-04-25T14:35:39.956Z

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Trainer an der Tafel: Wenn Thomas Schwarz die  Taktikerklärt, lauschen die Eintracht-Spieler.
Trainer an der Tafel: Wenn Thomas Schwarz die Taktikerklärt, lauschen die Eintracht-Spieler. – Foto: Mario Luge

Warten auf die Taktiktafel

SG Eintracht nutzt Zwangspause zur Regeneration und zum „Runterfahren“ +++ Zukunft von Thomas Schwarz offen

Bad Kreuznach. Eigentlich sei es grotesk, findet Thomas Schwarz. Während fast das komplette gesellschaftliche Leben wegen der Corona-Pandemie stillsteht, ist der Profisport aktuell doch die einzige Möglichkeit, wenigstens etwas Normalität zu wahren. „Als krankhaft-süchtiger Fußballer kann man einfach nicht ohne. Diese Abhängigkeit ist schon echt krass“, sagt der Trainer der SG Eintracht Bad Kreuznach. „Egal, ob ich da jemand kenne oder nicht, ich schaue es mir an“, lacht Schwarz. Sogar das Champions-League-Spiel der Bayern habe er sich angeschaut. „Das sagt alles“, erklärt der glühende Dortmund-Fan.

Neue Saisonunterbrechung scheint Spielern gutzutun

Seit Wochenbeginn ruht der Trainingsbetrieb auch beim Fußball-Verbandsligisten. „Am meisten fehlt mir die gemeinsame Zeit mit den Spielern auf dem Platz“, sagt Thomas Schwarz. Aus Sicht der vielen Verletzten sei die Pause dagegen zum rechten Zeitpunkt gekommen. „Was die Ergebnisse angeht, hatten wir trotz guter Leistungen zu kämpfen. Ich bin dennoch davon überzeugt, dass wir das in den Griff bekommen hätten.“ Das alles sei letztlich leicht erzählt, doch Thomas Schwarz macht sich nichts vor, die Auszeit tut allen gut: „Es wäre gelogen zu sagen, dass ich angesichts der ruhigen Wochen böse bin. Auch jeder, der jetzt sagt, dass er jetzt nichts mit seinem Leben anzufangen weiß, lüge.“

In der WhatsApp-Gruppe sei es diese Woche jedenfalls eher ruhig gewesen. „Die Freundin oder die Familie freuen sich sicher auch mal darüber, dass die Jungs mehr Zeit haben“, sagt Schwarz. Für die kommenden Wochen müsse man dennoch eine gesunde Mischung finden, geht der SGE-Coach nicht davon aus, dass der Ball 2020 noch einmal rollt und er zeitig wieder zur Taktiktafel greifen kann. Es ist Geduld gefragt.

Gleich dreierlei Alternativen bietet der 31-Jährige seinem Team: Videotraining, Laufchallenges in Zweiergruppen (eingeteilt von Deniz Darcan) und ein Tippspiel unter der Regie von Florian Unckrich. „Wir müssen versuchen, auch das Soziale am Leben zu halten“, sagt der Trainer. Gedanken zu dem bisherigen Geschehen in der Liga mache man sich rückwirkend nicht mehr. Besonders das 1:2 in Hohenecken sei schnell aufgearbeitet gewesen. „Wenn du keine Tore schießt, kannst du nicht gewinnen. Deshalb gab es überhaupt keine Zweifel an der taktischen oder personellen Ausrichtung“, nimmt Schwarz sein Team in Schutz.

Gespräche über die Zukunft stehen allesamt noch aus

Für 18 Monate hatte Thomas Schwarz im Januar das Traineramt bei der SG Eintracht übernommen. Gerade einmal sieben Ligaspiele sind seitdem ausgetragen worden (drei Siege, vier Niederlagen). Unabhängig davon, wie es mit dieser Saison weitergeht, Gespräche zwischen Verein und Trainer stehen unmittelbar bevor. Noch sei niemand auf ihn zugekommen. Eine Tendenz? „Eine gemeine Frage zu einem gemeinen Zeitpunkt“, sagt Schwarz und betont, dass auch die Mannschaft in dieser Frage einbezogen werden muss. „Es ist mir unglaublich wichtig, dass das Gros der Spieler von dem überzeugt ist, was wir machen. Wenn zehn Mann dir nicht glauben, was du ihnen erzählst, brauchst du dich nicht in die Kabine stellen. Da hinterfrage ich mich auch regelmäßig“, spricht der 31-Jährige von einer Grundvoraussetzung.

Doch auch das Rumoren im Verein habe seine Spuren hinterlassen. Offen und ehrlich müsse man sich in der Gesamtkonstellation zusammensetzen. „In meiner Antwort ist keine Tendenz“, betont Schwarz. Es wäre schlichtweg unfair sich jetzt für oder gegen eine Fortsetzung seiner Arbeit auszusprechen, „ohne mit dem Klub geredet zu haben“.

Sein Ziel sei es nach wie vor, die Mannschaft auf den bestmöglichen Tabellenplatz zu führen und das Team weiterzuentwickeln. „Mir ist klar, dass die Ergebnisse in letzter Zeit nicht dieselbe Sprache gesprochen haben, wie unsere Leistung. Aber ich sehe uns auf einem guten Weg“, sagt Thomas Schwarz. Für Kritik müsse man ebenso offen sein, wie für Veränderung. „Aber wir müssen auch die Dinge, von denen wir überzeugt sind, weiter leben“, nennt er den Schlüssel zum Erfolg. Zeit, sich über all diese Prozesse Gedanken zu machen, hat Thomas Schwarz durch die erneute Zwangspause genug. Und hat der 31-Jährige davon mal die Nase voll, gibt es ja immer noch den Fernseher…

Aufrufe: 09.11.2020, 15:00 Uhr
Martin ImruckAutor