2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Ein Schuss, ein Tor, ein Abseitspfiff: Brian Huths Treffer zählt nicht, weil Tim Hulsey Keeper Andreas Hirt die Sicht versperrt.  (Foto: Mario Luge)
Ein Schuss, ein Tor, ein Abseitspfiff: Brian Huths Treffer zählt nicht, weil Tim Hulsey Keeper Andreas Hirt die Sicht versperrt. (Foto: Mario Luge)

Selbst im Weg gestanden

TOPSPIEL AUCH IM VIDEO "Verschoben, nicht aufgehoben": SG Eintracht verpasst Titelentscheidung

LANGENLONSHEIM. Man hatte sich das ja alles so schön und bunt und feucht-fröhlich ausgemalt. Bierdusche auf dem Platz, Autokorso durch die City, Party bis zum Katerfrühstück. Schöne Vorstellung eigentlich - jäh unterbrochen durch einen Pfiff, der den vom Meisterstück träumenden Bad Kreuznachern schlimmer vorgekommen sein muss wie quietschende Kreide auf der Schultafel. Autsch. Nach dem Abpfiff dieses torlosen Bezirksliga-Fußballspiels in Langenlonsheim blieben Freudenschreie und Jubelstürme der SG Eintracht aus. Der kurzen Nachfrage, wie Verfolger Karadeniz gespielt hat, folgte die knappe Antwort: ,,2:1 gewonnen." Damit waren allen klar, dass nichts klar ist. Die Titelentscheidung in der Bezirksliga ist vertagt.



Zum einen lag das an aufopferungsvoll kämpfenden Langenlonsheimern. ,,Mit Leidenschaft, Herz und jungen Burschen", wie es ein schwärmender Coach Lulzim Krasniqi formulierte, machten sie dem designierten Meister das Leben schwer. Mit ein wenig Glück und Präzision hätten sie dem Spitzenreiter gar die erste Niederlage anno 2015 zufügen können, die hochkarätigen Torchancen dafür hatten Philipp Hahn (sogar drei Mal), Fabrizio Haas und Matthias Ginzel auf Kopf oder Fuß. Sie alle scheiterten am bärenstarken Pascal Pies, ,,bei dem wir uns bedanken können, dass wir hier nicht verlieren", sagte Eintracht-Akteur Christopher Lind. So ähnlich sah es Krasniqi, der von einem ,,verdienten Unentschieden" sprach. Und diesem Fazit wiederum schlossen sich Lind (,,Gerechtes Ergebnis, auch wenn es uns nicht gefällt") und Pascal Pies (,,Im Endeffekt das richtige Ergebnis") an.

Mit ein bisschen Abstand zu den großen Aufregern dieses Duells ließ sich die Partie in zwei Hälften teilen. In der ersten Halbzeit MUSS die Eintracht mit zwei, drei Toren wegziehen. In der zweiten Halbzeit MUSS der TSV eins, zwei seiner ,,tausendprozentigen Möglichkeiten" nutzen. Punkt. Ein Punkt für jeden.

Man merkte den Kreuznachern den Druck an. Und wie er von Minute zu Minute und mit jeder vergebenen Torchance stieg. ,,Sie wollten es unbedingt und sind irgendwann verkrampft", fand Eintracht-Co-Trainer Patrick Krick. ,,Man hat heute nicht zwingend sehen können, dass jeder bereit war, für diesen letzten Schritt alles zu geben", sagte sein Trainerkompagnon Thomas Wunderlich, ,,natürlich will man, wenn so kurz vor dem Zielstrich steht, den Sack zumachen." Nur so ging das halt nicht.

Sie haderten mit sich. Sie haderten mit Schiedsrichter Matthias Belzer. Und hatten einmal mit ihrer Beschwerde auch recht, als der Langenlonsheimer Benedikt Treuer Eintracht-Angreifer Brian Huth von den Beinen holte. Das Foul war unüberseh- und unüberhörbar - ein Pfiff war nicht zu hören. Bitter für die Eintracht. Das sollte kein Alibi sein, erinnerte Krick die Seinen direkt nach dem Spiel: ,,Wir müssen erst mal auf uns schauen und eine von 15 Torchancen reinmachen. Deshalb gibt es zum Schiedsrichter auch nichts zu sagen."

Wunderlich wollte zumindest hinterfragen, ,,ob dieses Schiedsrichtergespann das richtige für diese heikle Aufgabe war". Nun ja, bei zwei anderen strittigen Entscheidungen lag der Referee richtig. So auch beim viel umjubelten Tor von Brian Huth in der 89. Minute. Gefühlt 50 Kreuznacher lagen sich auf dem Spielfeld in den Armen und bekamen in ihrer Ekstase gar nicht mit, dass Belzers Linienrichter eine Abseitsposition gesehen hatte. Und zwar korrekt. Tim Hulsey stand bei Huths Schuss im Blickfeld von TSV-Keeper Andreas Hirt.

,,Wir wollten es mit aller Macht und wir haben uns so unglaublich schwer getan", sagte Eintracht-Torwart Pascal Pies, ,,jetzt ist die Entscheidung eben verschoben, aber nicht aufgehoben." Auf die nächste Woche. Man habe ja ohnehin nichts geplant, sagte Wunderlich: ,,Keine T-Shirts, kein Sekt." Als der Trainer das sagte, legte Oliver Holste, der sportliche Leiter, ein kleines Veto ein. ,,Im Auto hätte ich schon ein Fläschchen Sekt gehabt." Für den Fall der Fälle eben und ,,weil wir in der nächsten Woche nicht da sind". Nicht unwahrscheinlich, dass die Holstes in ihrem Urlaub mit ihrem Fläschchen anstoßen können. Und vielleicht entschließen sie sich ja auch zu einem Ein-Auto-Korso.

TSV Lalo: Hirt - Scheel (60. Treuer), Haas, E. Coutandin, Stoll, Ginzel, Wawrock, N. Richter (71. S. Richter), Espenschied (79. A. Coutandin), Schmitt, Hahn.

SG Eintracht: Pies - D. Gilles, Filomela, Gerhardt, Azzaoui (69. Unckrich) - St. Becker, Umbs - Missal, Huth, Lind - Hulsey.

Schiedsrichter: Belzer (Pfaffen-Schwabenheim). - Gelb-Rote Karte: Wawrock (Lalo, 90.). - Zuschauer: 350.

Aufrufe: 010.5.2015, 20:49 Uhr
Henning KunzAutor