2024-04-23T13:35:06.289Z

Ligabericht
Eng am Mann: Kreuznachs Adrian Simioanca gewinnt im Zweikampf mit dem ASV-Keeper Kevin Knödler den Ball, wodurch sich das 1:0 entwickelt, das gleich Christopher Lind erzielt. (Foto: Dirk Waidner)
Eng am Mann: Kreuznachs Adrian Simioanca gewinnt im Zweikampf mit dem ASV-Keeper Kevin Knödler den Ball, wodurch sich das 1:0 entwickelt, das gleich Christopher Lind erzielt. (Foto: Dirk Waidner)

Mit Fortuna versöhnt

Dramatische Schlussphase endet mit Punktgewinn der SG Eintracht +++ Schiedsrichter als Hauptdarsteller beim 2:2 gegen Fußgönheim

BAD KREUZNACH. Die SG Eintracht hat im Abstiegskampf der Verbandsliga Südwest zumindest ein kleines Ausrufezeichen gesetzt. Immerhin: Mit dem 2:2 (1:1) gegen den ASV Fußgönheim holten die Bad Kreuznacher Fußballer einen Punkt gegen einen Titelanwärter. Dabei war weniger der Teilerfolg an sich als viel mehr das Zustandekommen beachtlich.

Es gibt sie immer wieder, diese Fußballspiele, die sich im Grunde auf eine Viertelstunde reduzieren lassen. Und sie sorgen dann oft für diese Geschichten, die wahrscheinlich nur der Fußball schreiben kann. So auch an einem milden Herbstsamstag im Moebusstadion.

Das Finale furioso des Bad Kreuznacher Punktgewinns begann in der 81. Minute. Als Hauptdarsteller setzte sich spätestens zu diesem Zeitpunkt Schiedsrichter Matthias Fuchs in Szene. Der Unparteiische aus dem Fußballkreis Birkenfeld hatte in der Anfangsphase eigentlich ganz ordentlich gepfiffen, auf beiden Seiten viel durchgehen gelassen, sich aber früh mit Geschehnissen außerhalb des Platzes beschäftigt. Unter anderem musste der Sportliche Leiter der SGE, Oliver Holste, wegen ständigen Reklamierens auf die Tribüne.

Spieler bleiben nicht verschont

Doch auch die Spieler blieben nicht verschont. Als Nils Flühr nach Foulspiel vor dem gegnerischen Strafraum die Gelbe Karte gesehen und diese mit einer eigentlich harmlosen Äußerung zu sich selbst quittiert hatte, schickte Fuchs den SGE-Linksverteidiger mit Gelb-rot vom Platz. Dieser Platzverweis sorgte für großes Unverständnis, aber auch für einen Schub im Bad Kreuznacher Team. Man kennt es doch, das „Unterzahl-Doping“ im Fußball.

Die Eintracht hatte in dieser ominösen 81. Minute 1:2 zurückgelegen. Das 1:0 durch Christopher Lind (8. Minute, im dritten Anlauf bei der ersten SGE-Chance) hatten die starken Gäste durch Marco Sorg (46., nach Ecke und Unordnung im Strafraum) und den überragenden Spielmacher Steffen Euler (66., direkter Freistoß ins kurze Eck) zurecht gedreht. Die Gäste beherrschten bis auf zehn Minuten zu Beginn der ersten Hälfte die Partie. Aber die Blauen, die vor allem Schwächen im offensiven Umschaltspiel offenbart hatten, legten in der Schlussphase doch nochmal den Vorwärtsgang ein.

Per Strafstoß zum Ausgleich

Richtig dicke Chancen waren Mangelware, und so musste ein Strafstoß für den Ausgleich herhalten. Referee Fuchs kam nach Foul an Deniz Darcan nicht um den Pfiff herum. Der eingewechselte Tim Hulsey blieb cool und schob den Ball unhaltbar ins untere Eck. Die Uhr zeigte die 90. Minute. Alles gut für die Eintracht? Noch nicht!

Quasi im Gegenzug ahndete Fuchs eine Attacke Hulseys mit Freistoß – was die wenigsten im Stadion nachvollziehen konnten. Eine Entscheidung mit Folgen: Der Ball flog hoch in den Strafraum. Ein Schrei, ein Pfiff, Elfmeter. Und Ratlosigkeit im Bad Kreuznacher Lager. „Es war ein bisschen Geschubse, aber völlig normal“, konnte auch SGE-Abwehrspieler Adrian-Daniel Simioanca den Strafstoß so gar nicht erklären. „Ich dachte erst, der Schiri hätte Foul am Torwart gepfiffen.“

Hatte der aber nicht. Vielmehr hätte er den Gästen fast doch noch den späten Sieg ermöglicht. Doch der gute, regionalligaerfahrene ASV-Keeper Kevin Knödler setzte den Ball an den Pfosten.

Nach dem letzten Pfiff ist noch lange nicht Schluss

Dann der letzte Pfiff, aber noch lange nicht Schluss. Denn einen Auftritt hatte Matthias Fuchs dann doch noch. Leidtragender war diesmal Sebastian Baumann: Der SGE-Innenverteidiger wollte seine aufgebrachten Mitspieler beim Gang in die Kabine vom Schiedsrichter weghalten und bekam als Dankeschön die Rote Karte. „Ich weiß bis jetzt noch nicht, warum. Der Schiedsrichter wollte es mir auch nicht erklären“, sagte Baumann eine Stunde nach Abpfiff. Und Kollege Simioanca hatte auch ein großes Fragezeichen über dem Kopf: „Du hast Rot gesehen. Wofür das denn?“ Die Gemüter kamen nur langsam zur Ruhe.

Es war in der Tat eine hitzige Schlussphase in einer durchschnittlichen, aber jederzeit intensiven Verbandsliga-Partie. Umso entspannter, fast schon freundschaftlich, spielten sich hiernach die beiden Trainer den Ball bei der Analyse zu. Fußgönheims Jan Kamuf sprach sogar von einem gerechten Ergebnis, dass sich die Eintracht verdient hätte. „Wir haben es nicht geschafft, unser Spiel dominant durchzusetzen, haben die Räume im Halbfeld nicht genutzt.“

Sein Pendant Thomas Wunderlich hatte sich derweil wieder mit Fortuna versöhnt. „Der Fußballgott hat den Ball an den Pfosten gelenkt“, schmunzelte er eingedenk der vielen unglücklichen Momente der jüngeren Vergangenheit. Und als ob es auch noch einen Schulterklopfer des Trainerkollegen gebraucht hätte, so lobte Kamuf: „Die Eintracht war stärker als manch anderer Gegner, die wird ihre Punkte noch holen.“


NEBENBEI NOTIERT
  • Pechvogel 1: Noch vor der Pause musste Baris Yakut vom Platz- Der Spielmacher der SG Eintracht laboriert an Verletzungen in beiden Knieen und hatte schon vorige Woche in Rieschweiler nur eine Halbzeit spielen können. „Es ist auf beiden Seiten die Patellasehne. Trotz Schmerztabletten ging es nicht mehr“, sagt der Linksfuß.
  • Pechvogel 2: Bei beiden Gegentoren machte Bad Kreuznachs Sinan Aydin keine gute Fugur. Der Keeper, der für Ivan Tadic im Kasten stand, hatte ansonsten gut gehalten. Beim 1:1 jedoch hätte er die Szene einen Meter vor dem Tor besser klären müssen, beim 1:2 unterschätzte er einen Freistoß aus halbrechter Position ins kurze Eck.
Aufrufe: 029.10.2016, 08:00 Uhr
Mario LugeAutor