2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview

Wir wollen die beste Barnimer Mannschaft werden

Philip Opitz von der SG Einheit Zepernick im Interview.

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Philip, wie ist es, wenn der eigene Vater Trainer ist? Hast du dadurch eine Einsatzgarantie?

Um ehrlich zu sein eine gewisse Einsatzgarantie ist schon gegeben, allerdings ist es auch so, dass ich regelmäßig beim Training bin und auch meine Leistung bringe – von daher ist es denke ich auch etwas gerechtfertigt. Dennoch ist es schon etwas anderes, wenn der Vater Trainer ist – man wird häufiger und schneller als andere angemeckert. Da es aber nicht meine erste Saison unter ihm war, habe ich mich bereits daran gewöhnt und weiß die Kritik sehr gut einzuschätzen.

Ja, mit 20 Toren warst du auf jeden Fall Top-Torschütze deiner Mannschaft. Hätte es das eine oder andere mehr sein können oder bist du mit deiner Ausbeute zufrieden?

Nein, bin absolut nicht zufrieden damit. Ich habe in der kompletten Rückrunde in nur zwei Spielen getroffen. Allerdings habe ich deutlich mehr Vorlagen wie in der Hinrunde gegeben, sodass das der Mannschaft auch geholfen hat.

Durch einen 14:0! Erfolg am letzten Spieltag gegen Lichterfelde habt ihr euch noch vor TUS Sachenhausen II auf Platz Vier geschoben. Zufrieden mit der abgelaufenen Saison?

Am Ende bin ich, sind wir, schon recht zufrieden mit der Saison. Unser Ziel war es die Platzierung aus dem vergangen Jahr (Platz Acht) zu verbessern und die beste Barnimer Mannschaft zu werden – das haben wir erreicht, somit war es eine erfolgreiche Saison.

Fortuna Glienicke, Eintracht Bötzow und lange Zeit auch FC Kremmen haben die Liga weitestgehend dominiert, wäre für euch trotzdem mehr drin gewesen oder waren die drei Mannschaften zu Recht dort oben?

Also ich denke die drei waren zu Recht dort oben, wobei ich finde, dass Glienicke das absolute Non plus Ultra der Liga war. Sie haben mit Abstand den besten Fußball gespielt und sind verdient aufgestiegen. Bötzow und Kremmen zeichnen sich durch andere Qualitäten aus – mehr durch eine körperliche und sehr zweikampfstarke Spielweise. Beide Mannschaften spielten aber auch total gerechtfertigt oben mit und werde diese Saison auch wieder die Mannschaften sein, die es zu schlagen gilt, möchte man aufsteigen. Ich denke für uns wäre mehr drin gewesen. Die Qualität in unserer Mannschaft war auf jeden Fall vorhanden. Abgesehen von den deutlichen Heimniederlagen gegen Bötzow (0:8) und Glienicke (0:5) haben wir gegen die Oberen ordentlich mitgespielt und auch Punkte entführt. Allerdings haben uns dann die Spiele wie gegen Zehlendorf, wo wir aus beiden Spielen nur zwei Punkte geholt haben, oder Lichterfelde Hinspiel (2:2) und Liebenwalde Hinspiel (ebenfalls 2:2), in dem wir bis zur 90. Minute mit 2:0 führen, das Genick gebrochen und dadurch haben wir einige Punkte liegen gelassen. Wenn man in diesen Partien cleverer spielt und die Siege nicht in den letzten Minuten aus der Hand gibt, ist man im Rennen um Platz Drei dabei.

Das Phänomen, das man sich gegen kleinere Mannschaften anpasst, gibt es überall. Ist bei euch vor den Spielen die Vorbereitung, oder die Spannung innerhalb der Mannschaft anders, als vor dem Spiel gegen den Tabellenführer?

Ich denke schon, dass die Spannung nicht ganz so hoch ist gegen die vermeintlich „kleineren Mannschaften“. Das finde ich ganz natürlich im Amateurfußball, vor allem in den unteren Ligen. Ich hoffe allerdings, dass wir das einigermaßen abstellen können in der kommenden Spielzeit und wir mit einer gewissen Cleverness dann knappe Führungen auch mal über die Zeit bringen.

Du wurdest am Ende für den MAZ-Sportbuzzer-Cup nominiert und hast mit den besten Spielern aus Oberhavel/Barnim auch den Titel gewonnen. Kannst du kurz deine Eindrücke von dem Event schildern?

Es war wieder ein tolles Ereignis. Wir haben uns auf Anhieb alle super verstanden und das bemerkenswerte war, dass wir auch ohne Training, wie die anderen Auswahlmannschaften, richtig gute Spielzüge dabei hatten und jeder wusste wie der andere läuft und wie er gern den Ball hätte. Es hat sich teilweise so angefühlt, als würden wir schon eine Weile zusammenspielen. Dazu hatten wir natürlich eine überragende Qualität an Einzelspielern vorhanden, was man in einzelnen Aktionen gesehen hat. Ärgerlich ist allerdings, dass Glienicke aufgestiegen ist und man das somit nächstes Jahr nicht wiederholen kann. Zudem hat uns unser Coach super eingestellt hat. Schade, dass Herr Güldemeister nicht mehr als Trainer aktiv sein wird.

Bötzow, Kremmen, Sachsenhausen II, die freiwillig abgestiegenen Borgsdorfern oder auch Bernau II, die sich reichlich verstärkt haben – schätzt du Liga stärker ein als im vergangen Jahr?

Ich denke sowieso, dass die Kreisoberliga eine sehr starke Liga ist. Sie wurde im letzten Jahr schon stärker und die Mannschaften sind enger zusammengerückt. Ich denke es wird dieses Jahr keine Mannschaft geben, die mit großem Abstand hinterherhängt, wie Lichterfelde letztes Jahr. Ich denke aber, dass es oben alles noch enger zusammenrückt. Bötzow, Kremmen, TUS II, Borgsdorf, Schönow und Mildenberg werden eine große Rolle spielen um den Platz an der Sonne. Friedrichsthal wird auch eine gute Rolle spielen.

Borgsdorf ist freiwillig abgestiegen und spielt nun in der Kreisoberliga. Wie stehst du zu dieser Entscheidung?

Ich verstehe absolut nicht, wieso sich Borgsdorf aussuchen kann wo sie denn spielen möchten. Das hab ich ja noch nie gehört. Entweder ganz unten in der 2. Kreisklasse oder dort wo die zweite Mannshaft gespielt hat. Und dann noch zu sagen – nee, Landesklasse nicht, dann lieber Kreisoberliga, wo man wahrscheinlich der Krösus sein wird – finde ich persönlich echt krass – zumal deshalb Liebenwalde absteigen musste. Aber das ist ja immer die Sache, wenn Geld schon in den unteren Ligen eine Rolle spielt.

Wie meinst du das mit dem Geld?

Na wenn Vereine viel Geld in Ihren Kader stecken, aber wenig Wert auf Jugendarbeit setzen. Dann hat man irgendwann das Problem, wenn beispielsweise ein Sponsor abspringt oder die finanziellen Mittel nicht mehr ausreichen, dass eine Mannschaft auseinander bricht und reihenweise Spieler den Verein verlassen und man im Enddefekt in unteren Ligen wieder von vorne beginnen muss, weil man keine Spieler hat die nachrücken.

Welche Ziele habt ihr euch gesteckt? Wollt ihr wieder oben mitspielen oder müssen die Augen eher nach unten gerichtet werden?

Unser Ziel ist es, die Platzierung aus dem vergangen Jahr zu bestätigen, bzw. zu verbessern und erneut beste Barnimer Mannschaft zu werden. Wir haben ein sehr gutes und vor allem sehr junges Team zusammen. Ich zähle mit 26 schon zu den vier Ältesten in der Mannschaft. Zudem gehören wir meiner Meinung nach mit zu den wenigen Mannschaften in der Liga, die versuchen fußballerische Lösungen zu finden und nicht nur mit langen Bällen agieren. Das finde ich persönlich sehr wichtig, denn anders macht es kein Spaß, wenn man nur rausbolzt. Wir müssen zwar zwei Abgänge (Tschanter und Dickenhausen) verkraften, haben aber bisher sehr gute Spieler in Schulz und vor allem mit Eric Schneider hinzubekommen. Hinzukommt, dass aus der eigenen A Jugend Spieler mit sehr großer Qualität zu uns gestoßen sind.

Denkst du, dass mit dem jungen Kader kann zum Risiko werden, zum Beispiel wenn es am Anfang nicht so läuft und der Druck ansteigt?

Nein, denke ich nicht, da die jungen Spieler, trotz ihres Alters, bereits zwei bis drei Jahre Männererfahrung gesammelt haben und das nicht als Trainingsauffüller, sondern als Leistungsträger.

Warum gibt es in Brandenburg so wenige Mannschaften, die versuchen „Fußball zu spielen“ und eher “lang und hoch“ spielen und auf Zweikämpfe Wert legen?

Ich sehe es so, dass es darauf ankommt, so blöd es auch klingen mag, ob eine Mannschaft viele Spieler aus Berlin im Kader hat oder nicht. Denn ich denke in Brandenburg werden im Jugendbereich andere Prioritäten im Training gesetzt wie in Berlin. Dann lernt man das von Kind auf und bekommt diese Spielweise irgendwann nicht mehr raus. Das sieht man besonders in Spielen z.B. gegen Einheit und FSV Bernau oder Fortuna Glienicke, die sehr viele Spieler aus Berlin im Kader haben.

Ich Danke und wünsche viel Erfolg für die kommende Saison!

Das Interview führte Marcel Peters; Fotos Ingo Muhme

Aufrufe: 01.8.2017, 09:41 Uhr
Marcel PetersAutor