2024-04-25T08:06:26.759Z

Interview
Fertig machen zum Jubeln. Bei Dynamo Dresden gehört Christoph Daferner aus Immendorf (Gemeinde Pöttmes) zum Stammpersonal. Der 22-Jährige zahlt das bislang mit Leistung zurück.
Fertig machen zum Jubeln. Bei Dynamo Dresden gehört Christoph Daferner aus Immendorf (Gemeinde Pöttmes) zum Stammpersonal. Der 22-Jährige zahlt das bislang mit Leistung zurück. – Foto: Thomas Richter, SGD

Pöttmeser macht große Sprünge

Christoph Daferner spielt seit dieser Saison für den Traditionsklub Dynamo Dresden in der 3. Liga +++ Der 22-Jährige verrät, warum er schon jetzt an die Zeit nach der Profi-Karriere denkt und welche Rolle seine Heimat spielt

Christoph Daferner wechselte im Sommer von Erzgebirge Aue zu Dynamo Dresden. Dort hat sich der 22-Jährige in der 3. Liga einen Stammplatz erkämpft. Bislang kommt der Stürmer auf drei Pflichtspieltore. Seine Karriere begann Daferner beim TSV Pöttmes. Später spielte er in der Jugend für den FC Augsburg und den TSV 1860 München. 2019 gab er sein Profidebüt für den SC Freiburg. Der Immendorfer (Gemeinde Pöttmes) erzählt im Interview mit den Aichacher Nachrichten, wie er sich beim Traditionsklub zurechtfindet und warum die Familie für ihn eine wichtige Rolle spielt. Außerdem verrät er, warum er schon in jungen Jahren über die Zeit nach der Karriere nachdenkt.

Herr Daferner, wie groß war das Gebrüll nach dem 2:1-Erfolg gegen Ihren Ex-Klub TSV 1860 München?

Christoph Daferner: Wir mussten gewinnen, um oben dranzubleiben. Der Druck war groß und dementsprechend auch die Erleichterung.

Für Sie war es ohnehin ein ganz besonderes Spiel, oder?

Daferner: Klar. Ich habe in München eine tolle Zeit gehabt. Von damals ist zwar kaum mehr jemand da, aber es war für mich nicht wie jedes andere Spiel.

Wie war die Lage innerhalb der Familie?

Daferner: Beide Brüder sind eher Sympathisanten der Löwen, haben aber in diesem Spiel natürlich mir die Daumen gedrückt.

Hand aufs Herz, hätten Sie bei einem Treffer eigentlich gejubelt?

Daferner: Darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht. Vermutlich wäre es ein verhaltener Jubel geworden. Das Spiel war sehr besonders für mich, aber auf dem Platz merkt man davon eigentlich nichts mehr. Man versucht einfach, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Warum haben Sie die Löwen 2017 eigentlich verlassen?

Daferner: Mein Vertrag hat sich nach dem Abstieg automatisch aufgelöst. Dann kam das Angebot aus Freiburg. Wer sagt schon zu einem Trainer wie Christian Streich Nein. Daran denke ich aber heute nicht mehr zurück. Alles ist gut, wie es ist. Ich bereue nichts und bin dankbar für all die bisherigen Stationen und Erfahrungen.

Erstmals haben Sie zuhause vor leeren Rängen gespielt, war das ein Nachteil?

Daferner: Wir haben lautstarke und leidenschaftliche Fans. Natürlich haben wir die gerne im Stadion. Wir wissen aber auch so, dass unsere Fans zuhause vor dem Fernseher sitzen. An der Motivation ändert das nicht viel. Aber ich bin wirklich gespannt, wie es sein wird, wenn wir wieder ein volles Haus haben. Gegen Hamburg waren 10.000 da, und da war schon eine unglaubliche Stimmung, was wird dann erst los sein, wenn es voll ist.

Apropos Hamburg, war Ihr Tor beim sensationellen 4:1-Erfolg im DFB-Pokal über den Hamburger SV Ihr schönstes für Dynamo bislang?

Daferner: Ja. Es war überhaupt ein tolles Spiel. Das erste Pflichtspiel für den neuen Verein, da schaut jeder genau hin, und dann auch noch gegen den HSV.

Wie schwierig ist es nach so einem Spektakel, sich auf den Alltag in Liga drei zu konzentrieren?

Daferner: Das ist nicht einfach. Gegen Hamburg konnten wir als Außenseiter nur gewinnen. In der Liga sind wir meist der Favorit und stehen unter Zugzwang.

Sie sind vor der Saison aus Aue gekommen. Warum sind Sie von der 2. in die 3. Liga gewechselt?

Daferner: Ich habe mir in Dresden alles angeschaut, gemeinsam mit meinem Vater (Gerhard). Der Verein hat enorme Strahlkraft und eine tolle Fanszene. Nicht nur die sportliche Perspektive hat mich überzeugt, sondern auch die Tatsache, dass im Verein ein familiäres Miteinander herrscht.

Sie haben aber auch auf mehr Spielzeit gehofft. Wie wichtig ist das für einen jungen Spieler?

Daferner: Training ist eine Sache, aber auf dem Platz zu stehen und einen Teil zum mannschaftlichen Erfolg beizutragen ist das Ziel. Ich bin sehr froh, dass ich das Vertrauen vom Trainer bekomme.

Was sind die Unterschiede zwischen den beiden Vereinen?

Daferner: Ich wurde sehr gut aufgenommen, obwohl ich von der Konkurrenz kam. Dresden ist eine fußballbegeisterte Stadt, jeder drückt Dynamo die Daumen. Der Druck und die Erwartungshaltung von außen sind sehr hoch. Dadurch kann sehr schnell Euphorie, aber auch schnell Unruhe entstehen. Ich bin aber einfach stolz, für so einen Traditionsverein zu spielen.

Sie spielen bei Dynamo Dresden öfter auf der linken Außenbahn, wie kommen Sie mit dieser neuen Rolle zurecht?

Daferner: Als Profi muss man heutzutage flexibel sein. Ich bin keiner, der an der Außenlinie steht, sondern ziehe meist nach innen zum Tor. Ich bin also mehr eine hängende Spitze. Auch als Außenstürmer kann man torgefährlich sein. Prinzipiell spiele ich aber am liebsten als Stoßstürmer. Die genaue Position ist aber nicht so wichtig. Der Erfolg des Teams zählt.

Das Profigeschäft kann junge Spieler leicht abheben lassen, wie bleiben Sie auf dem Boden?

Daferner: Durch meine Familie. Dort bin ich nicht der Fußballer, sondern der Sohn und Bruder. Da geht es um andere Themen als Fußball. Das tut mir sehr gut. Auch wenn es mal nicht so läuft, stärken Sie mir den Rücken.

Welche Rolle spielt Heimat für Sie und was vermissen Sie am meisten?

Daferner: Eine sehr wichtige Rolle. Meine Familie, meine Freundin und Kumpels wohnen in der Heimat. Ich freue mich immer, wenn ich nach Hause komme oder Besuch bekomme. Ich versuche, so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen. Man sollte seine Wurzeln nie vergessen. Ich bin aber diesen Weg bewusst gegangen, fühle mich in Dresden wohl und erlebe gerade eine spannende Zeit, von der ich als Mensch und als Sportler profitiere.

Apropos Pläne. In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich mehr mit Büchern als mit Videospielen. Warum?

Daferner: Ich bin kein großer Zocker. Seit rund einem Jahr studiere ich Sportmanagement an der Fernuniversität. Ich denke schon jetzt an die Zeit nach der Karriere. Durch eine Verletzung kann alles schnell vorbei sein.

Aber Sie haben mit Dynamo schon noch Ziele?

Daferner: Klar. Ich will mittelfristig wieder in Liga zwei spielen und Dynamo auch. Daran arbeiten wir.

Wie schwer macht die Corona-Pandemie Ihre Arbeit?

Daferner: Es gibt strenge Auflagen, aber im Prinzip ändert sich für uns Fußballer nicht viel. Ich fahre gerade nicht so häufig in die Heimat, was manchmal auch nicht einfach ist, aber so geht es vielen Menschen. Mir ist bewusst, dass wir als Profisportler ein Privileg haben. Ich weiß, dass es in manchen Branchen um Existenzen geht, und ich kann verstehen, wenn es Leute gibt, die nicht wollen, dass wir weiterspielen. Es gibt aber auch viele Menschen, die sich freuen, dass trotz Corona gespielt wird.

Können Sie mit den Amateuren nachfühlen, die nicht spielen dürfen?

Daferner: Natürlich. Meine Brüder und viele meiner Freunde spielen Fußball. Da weiß ich schon, was los ist.

Amateurfußballer müssen aber auch nicht regelmäßig zum Corona-Test. Wie oft werden Sie getestet?

Daferner: In der Regel einmal pro Woche. Wir versuchen, möglichst Kontakte zu vermeiden.

Einkaufen müssen aber auch Fußball-Profis, werden Sie dabei schon erkannt?

Daferner: Es hält sich in Grenzen.


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Aufrufe: 021.11.2020, 11:15 Uhr
Aichacher Nachrichten / Sebastian RichlyAutor