2024-04-24T13:20:38.835Z

FuPa Portrait
Christian Selka.  F: Bock
Christian Selka. F: Bock

Seine Stunde schlägt erst in Krisenzeiten

CHRISTIAN SELKA : "Wir haben uns zu viel von oben abgeguckt"

Verlinkte Inhalte

Eigentlich ist er bei der zweiten Mannschaft zuhause. Wenn es aber kriselt in der Ersten, ist er da und hilft. So wie er es schon zweimal getan hat: Christian Selka (31). Geld hat er dafür noch nie bekommen.

Acht Jahre ist es her, dass der Burger Fußball eine seiner größten Krisen zu bewältigen hatte. Die erste Mannschaft war gerade Sechster in der Verbandsliga geworden, die da noch fünfthöchste Spielklasse war. Doch der Kader kostete auch ein Batzen Geld, den zu zahlen der Verein bald nicht mehr im Stande war. In der Sommerpause zeigte sich schnell, wie es um die Vereinstreue so manchen Amateurs bestellt war. Bis auf einen Akteur kehrten alle Spieler der SG Burg den Rücken zu, die Verantwortlichen wagten zwei Ligen tiefer einen Neuanfang in der Landesklasse – und es schlug die Stunde von Christian Selka.

Der war bis dahin mit der zweiten Mannschaft zwischen Kreisliga und 1. Kreisklasse hin und her gependelt. Nun wurden er und seine Kollegen hochgezogen. Ihr Auftrag beinhaltete nicht weniger als den Verein vor dem Fall in die Untiefen der Kreisebene zu bewahren. Abteilungsleiter Hajo Jank, damals Trainer, erinnert sich: "Selki hat die Truppe 2007 mitaufgebaut. So ein Mann an deiner Seite erleichtert in so einer schwierigen Situation eine ganze Menge." Und die Geschichte sollte ein Happy End für die Spreewälder bereithalten. Als Abstiegskandidat Nummer eins gastierten Selka & Co. am 1. Spieltag beim favorisierten Wacker Ströbitz und trumpften mit 2:0 auf. Von diesem Coup erzählt man sich im Kurort noch heute. Am Ende der Serie belegte man den 6. Platz. Auch Selka selbst weiß noch genau, wie es damals zuging: "Wir wurden als Schießbude gehandelt. Doch in dieser Saison hat der Teamgeist über spielerische Mittel gesiegt."

Ein romantischer Satz, der alles aussagt über Christian Selka und seine Einstellung zum Spiel. Mitte der 90er schloss er sich Burg an – und trägt auch mehr als 20 Jahre danach noch die gleichen Farben. Für einen anderen Klub zu spielen, stand im Grunde nie zur Debatte. "Ich bin in Burg aufgewachsen und fahre zehn Minuten mit dem Fahrrad zum Platz."

Selka, der für einen Burger Onlinehandel arbeitet, lebt Identifikation und Engagement vor – unentgeltlich. Während er gemeinsam mit einem Kumpel nebenbei noch die Internetseite des Vereins pflegte, bekamen viele seiner Mitspieler im Nebenzimmer Aufwandsentschädigungen in die Hand gedrückt. Ihm aber sei "die Verwurzelung mit dem Ort wichtiger als Geld". Er sagt: "Den Verein zu repräsentieren, steht für viele leider nicht mehr im Vordergrund. Es geht auch bei uns Amateuren nur ums Business. Da haben wir uns zu viel von oben abgeguckt."

Bis 2011 war der Mittelfeldmann noch fester Bestandteil der Ersten, dann rückte er aus freien Stücken zurück ins zweite Glied. Dennoch war er auch 2014 wieder bereit, als der ersten Mannschaft die nächste Zäsur ins Haus stand. "Er ist nicht nur ein Superfußballer, sondern auch ein Supermensch", lobt Hajo Jank. Und eines darf sich der Abteilungsleiter wohl sicher sein: Sollte irgendwann mal die nächste Krise auf Burg warten, Christian Selka wird wieder da sein und die Knochen hinhalten für seinen Verein.

Aufrufe: 030.6.2015, 07:17 Uhr
LR-Online.de/Steven WiesnerAutor