FuPa: Felix, nach einer eher durchwachsenen Saison 2019/2020 seid ihr dieses Jahr bisher nicht zu stoppen und führt die Tabelle an. Hättest du solch eine Leistungsexplosion erwartet?
Felix Hanke: Der gesamte Verein ist begeistert von unseren bisherigen Leistungen. Wir hatten uns vor der Saison vorgenommen, eine gute Rolle zu spielen und wenn möglich im oberen Drittel zu landen. Dass es dann gleich so gut läuft, hätten wohl die Wenigsten gedacht. Die Arbeit im Sommer hat sich definitiv ausgezahlt.
Woran habt ihr vor der Saison besonders gearbeitet, dass sich die SG Bremthal zu solch einer Spitzenmannschaft entwickelt hat?
Im konditionellen Bereich haben wir sehr hart trainiert. Körperlich sind die Jungs auf einem überragenden Level und können ohne Probleme 90 Minuten marschieren. Ich habe außerdem eine kleine Systemänderung vorgenommen. Wir können dadurch offensiv noch konsequenter anlaufen und haben so viele frühe Ballgewinne, mit denen wir sofort in Tornähe sind. Diese Ausrichtung entlastet gleichzeitig unsere Defensive. Dass wir erst acht Gegentore kassiert haben, macht mich wirklich stolz und ist ein Verdienst aller Mannschaftsteile.
Viele eurer Siege fallen eher knapp aus. Würdest du zustimmen, wenn man deine Mannschaft als Minimalisten betitelt?
Jeder Sieg in dieser Liga ist ein hartes Stück Arbeit. Wir sind nicht da wo wir stehen, weil wir reihenweise überragende Einzelkönner aus höheren Ligen verpflichtet haben, sondern weil wir über einen tollen Zusammenhalt verfügen und jedes Spiel körperlich ans Limit gehen. Mit Zeilsheim und Nied waren auch schon Gegner dabei, bei denen ein Sieg alles andere als selbstverständlich war. Wir werden weiter alles dafür tun, unsere Siegesserie auszubauen. Das letztendliche Endergebnis spielt da eher eine untergeordnete Rolle.
In Bremthal hat sich im Sommer personell recht wenig getan. Wie zufrieden bist du mit den wenigen Neuzugängen und wie schätzt du das Potenzial des Kaders ein?
Unsere Neuzugänge Paul Schmutzler und Felix Körner haben sich als absolute Glücksgriffe erwiesen. Wir waren bei ihrer Verpflichtung natürlich von deren Qualitäten überzeugt, aber dass sie gleich zu unseren besten Torschützen avancieren, hat unsere Erwartungen nochmal übertroffen. Dazu kommt der Umstand, dass mit Benedikt Bürger ein weiterer Neuzugang eigentlich momentan im Auslandssemester wäre und er ursprünglich nur ein bisschen mittrainieren wollte, um sich halbwegs fit zu halten. Nun ist er Stammkraft und einer unserer wichtigsten Spieler. In den vergangenen Jahren waren wir leider oftmals eher dünn besetzt und durch Verletzungen gebeutelt. Diese Zeiten sind vorbei, sodass wir diese Saison endlich mal aus den vollen schöpfen und von der Bank auch gegen Ende der Partie nochmal nachlegen können.
Der Aufstieg ist nach aktuellem Stand keine Utopie mehr. Was würde die Gruppenliga für dich, die Mannschaft und den Verein bedeuten?
Die Meisterschaft wäre für mich als Trainer nach dem Aufstieg mit der U19 und der zweiten Mannschaft das absolute i-Tüpfelchen. Für die Mannschaft wäre die Gruppenliga eine komplett neue Herausforderung. Der Qualitätsunterschied zwischen Kreisoberliga und Gruppenliga ist enorm. Das sieht man beispielsweise an Diedenbergen, die nach ihrem Aufstieg aktuell Probleme haben. Auch der Verein müsste sich neue Konzepte überlegen. Wir sind finanziell nicht unbedingt auf Rosen gebettet, wobei die Pandemie natürlich alles andere als hilfreich war. Es wird gerne vergessen, dass Einnahmeausfälle nicht nur im Profisport weh tun. Auch wir müssen fehlende Eintrittsgelder oder nicht verkaufte Bratwürste irgendwie kompensieren. Hier möchte ich nochmal meine Jungs loben, die etwaige Einschnitte ohne Murren hinnehmen und weiter alles für den Verein geben.
Du bist nun schon seit 15 Jahren im Verein. Was verbindet dich persönlich mit der SG Bremthal und wo siehst du dich in absehbarer Zukunft?
Meine Beziehung zum Verein ist ganz speziell. Ich habe hier Freunde fürs Leben und eine zweite Heimat gefunden. Das "G" in "SG" steht bei uns wirklich für Gemeinschaft und wird von jedem Einzelnen gelebt. Als ich vor einigen Jahren mal für zwei Jahre die U19 von Germania Weilbach trainiert habe, zog es mich recht schnell wieder zurück an meine alte Wirkungsstätte. Mit Mitte Dreißig bin ich noch recht jung und habe sicher noch einige Jahre im Trainergeschäft vor mir. Deswegen kann man natürlich nie sagen, wo die Reise einmal hingeht. Aktuell habe ich aber überhaupt keinen Grund, an andere Aufgaben zu denken und konzentriere mich ganz auf meine Mannschaft, um den Aufstiegstraum zu verwirklichen.
Bis mindestens Februar wird im Kreis Wiesbaden wohl kein Fußball mehr gespielt. Wie geht ihr die kommenden Monate an?
Mir war gleich klar, dass wir in den kommenden Monaten viel arbeiten müssen, um unsere tolle Physis zumindest zum Teil aufrecht zu erhalten. Deswegen habe ich eine Video-Konferenz etabliert, in der wir gemeinsam Sport treiben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass alleine schnell die Motivation sinken kann. Deswegen ist es ganz wichtig, auch in dieser schweren Zeit den Zusammenhalt zu wahren und sich regelmäßig zumindest auf dem Bildschirm zu sehen. Wir werden uns nicht hängen lassen und weiter alles dafür geben, unsere Erfolgsserie aufrecht zu erhalten.