2024-04-16T09:15:35.043Z

Allgemeines
– Foto: FuPa Lüneburg

Absage verschafft Fußball etwas Zeit

Am Wochenende wird im Land Bremen auf Verbandsebene nicht gekickt – BFV diskutiert mit Vereinen über mögliche Szenarien

BREMERHAVEN. Der Amateurfußball im Land Bremen hat sich eine Auszeit verordnet. Aufgrund der steigenden Corona-Zahlen vor allem in der Stadt Bremen hat der Beirat des Bremer Fußball-Verbandes (BFV) am Mittwochabend in einer Videokonferenz beschlossen, die für das Wochenende geplanten Spiele in der Bremen-, Landes- und Bezirksliga abzusagen. In der kommenden Woche will der BFV mit seinen Vereinen beraten, wie es mit dem Spielbetrieb prinzipiell weitergehen soll. Dabei könnte der Abbruch der Hinrunde ein mögliches Szenario sein.

„Der Amateurfußball befindet sich nicht unter einer Schutzglocke“, heißt es in der Mitteilung des Verbandes. Diese Aussage bezieht sich darauf, dass sich immer mehr Spieler mit dem Coronavirus infizieren und weitere Fußballer als Kontaktpersonen von Infizierten in Quarantäne müssen. „Speziell die umfangreichen Quarantänemaßnahmen bereiten den Vereinen dabei zunehmend Schwierigkeiten, leistungsfähige Mannschaften auf die Spielfelder zu schicken“, so der BFV. Dadurch sei ein fairer Wettbewerb zunehmend gefährdet.

Bremerhaven nimmt bei der Entscheidung, alle Spiele auf Verbandsebene und im Bremer Stadtgebiet abzusagen, eine Sonderrolle ein. „Wir sind noch kein Risikogebiet, daher wollen wir weiter Fußball spielen“, sagt Axel Zielinski, Vorsitzender des Fußball-Kreises Bremerhaven. So wird es in der Kreisliga Bremerhaven ebenso wie bei den Ü40- und Ü50-Senioren am Wochenende weiter um Punkte gehen.

Da aber niemand in die Zukunft schauen könne, sei völlig unklar, wie es mit der gerade erst begonnenen Saison 2020/2021 weitergehen soll. Deshalb plädiert Zielinski dafür, sich weiter Zeit zu kaufen und auch in den kommenden Wochen Spieltage abzusagen, bis sich die Corona-Zahlen wieder bessern. Es sei aber auch klar, dass man einen Plan dafür brauche, falls die Situation angespannt bleibe. „Wir wollen alle gerne Fußball spielen. Wenn es aber nicht geht, geht es nicht. Die Gesundheit steht an oberster Stelle“, betont Zielinski.

Mehrere Szenarien denkbar

Der BFV will vor den geplanten Videokonferenzen mit den Vereinen über mögliche Szenarien informieren. Ein Modell könnte darauf abzielen, die Hinrunde vorzeitig zu beenden. Für die Amateurkicker würde die Winterpause damit sehr früh beginnen – in der Hoffnung, dass die Fallzahlen eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs im neuen Jahr ermöglichen. Denkbar wäre zudem, die Saison 2020/2021 zu verkürzen, indem eine Einfachrunde ohne Rückspiele gespielt wird. Auch das würde Luft verschaffen.

Beim OSC Bremerhaven setzt man auf eine „flexible Entscheidung“, wie Hajo Böhm unterstreicht. „Die Absage von Spieltagen ist das mildere Mittel, um zu sehen, wie sich die Situation entwickelt“, sagt der Fußball-Abteilungsleiter des OSC. Der Bremen-Liga-Aufsteiger hatte mit seiner Weigerung, gegen Mannschaften aus dem Risikogebiet Bremen anzutreten, den Stein ins Rollen gebracht.

Nachdem das Auswärtsspiel beim KSV Vatan Sport wegen Nichtantretens mit 0:5 gegen den OSC gewertet worden war, hatte der Verein vor der 1:2-Heimniederlage gegen den Blumenthaler SV die Spieler beider Teams auf seine Kosten auf Corona testen lassen. Dabei kam heraus, dass zwei Kicker aus Nordbremen infiziert waren. Beide Mannschaften mussten sich daraufhin in Quarantäne begeben. „Der BFV hat mit diesem Beschluss bestätigt, dass unsere Bedenken, gegen Mannschaften aus dem Risikogebiet anzutreten, richtig waren“, sagt Böhm, der vom Verband erwartet, dass die Wertung des Vatan-Spiels aufgehoben wird.

Unabhängig von der Entscheidung, was aus der Saison 2020/2021 wird, legt der BFV Wert auf die Feststellung, dass vom eigentlichen Geschehen auf dem Platz – im Gegensatz zu Reisen und zum Freizeitverhalten – ein geringes Ansteckungsrisiko ausgehe. Das hätten Untersuchungen im Auftrag der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und des niederländischen Fußballverbandes (KNVB) ergeben.

Diese Darstellung wird von Ronny Möckel allerdings relativiert. „Aus infektiologischer Sicht lässt sich sagen, dass es sich bei Fußball ganz klar um eine Sportart mit Körperkontakt handelt. Daher lässt sich die Gefahr einer Infektion nicht vollständig ausschließen“, sagt der Leiter des Gesundheitsamtes Bremerhaven. Zwar werde die Gefahr, sich unter freiem Himmel anzustecken, deutlich geringer eingestuft. Dennoch gelte: „Immer dort, wo Menschen für eine gewisse Zeit eng aufeinandertreffen, besteht eine Infektionsgefahr.“

Standpunkt von Dietmar Rose aus der Sportredaktion der Nordsee-Zeitung:
Es ist besser, spät zur Einsicht zu kommen als gar nicht. Der Bremer Fußball-Verband (BFV) hat mit der Absage des Spielbetriebes am nächsten Wochenende das getan, was er bereits nach der Entwicklung der Stadt Bremen zum Risikogebiet hätte tun müssen. Wo die Zahl der Corona-Infizierten derart in die Höhe geht, wird der sportliche Wettkampf wieder zur schönsten Nebensache der Welt. Was Bremerhaven und Bremen im Moment nicht gebrauchen können, sind weitere Chancen für das Virus, sich weiterverbreiten zu können.

Dass sich die Situation gegenüber den Sommermonaten verschlimmert hat, dürfte zwar kaum an den Fußballern liegen – dafür ist das Infektionsrisiko auf dem Platz wohl zu gering. Dennoch hat auch bei den Vereinen der Schlendrian Einzug gehalten. Da gelten Abstandsregeln am Bier- und Bratwurststand nicht mehr, selbst bei gut besuchten Derbys in Bremerhaven sah man Zuschauer ohne die eigentlich geforderte Sitzgelegenheit. Auch wenn Corona inzwischen jeden nervt: Es führt kein Weg daran vorbei, der Pandemie wie im Frühjahr mit Disziplin entgegenzutreten. dietmar.rose@nordsee-zeitung.de


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Aufrufe: 023.10.2020, 12:55 Uhr
Nordsee-Zeitung / Dietmar RoseAutor