2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview der Woche

Anpacker und Vollstrecker

Christian Stumpf (30) ist Torwart bei der TSG Leihgestern - und regelmäßig vom Punkt erfolgreich. Jetzt stand er uns für unsere Interviewserie "Nachgetreten" Rede und Antwort.

Am vergangenen Samstag war es wieder soweit: Christian Stumpf (30) traf in der KOL Gießen Süd vom Punkt für die TSG Leihgestern. Wie es dazu kam, dass er Hans-Jörg Butt vergessen macht, und warum ihm seine Freunde Oli Kahn-Ausraster auf die Pinnwand posten, erfahrt ihr wenige Zentimeter weiter unten in unserem "Nachgetreten"-FuPa-Interview.

Hallo Christian, du hast mit deinem verwandelten Elfmeter gegen die favorisierten Altenburger den Grundstein für den überraschenden 3:0-Heimerfolg gelegt und mehrfach den Anschlusstreffer stark verhindert. Hast du beim 1:0 schon an die kleine Sensation geglaubt?

Auf jeden Fall. Beim Hinspiel (0:2 aus TSG-Sicht) war ich zwar nicht dabei, aber zumindest auf unserem Platz empfand ich die SGAES nicht so stark, wie ich es erwartet hätte. Spätestens nach unserem Elfmeter war dann endgültig klar: Hier geht heute was. Ich hatte auch nie wirklich die Angst, dass wir das noch aus der Hand geben.

Von Seiten des Gegners drang schon am Spieltag rasch die Info durch, dass ein Großteil der Mannschaft am Vorabend zu intensiv auf der Kirmes gewesen war. Habt ihr von der Saftlosigkeit der Gegner auf dem Platz schon was bemerkt?

Ich persönlich habe da erstmal gar nix von gehört. Als ich die Geschichte dann später erfahren habe, hat es schon Sinn ergeben (lacht). Man ist einfach nicht ausreichend fit, wenn man bis 4-5 Uhr morgens feiern war. Aber als junger Spieler habe ich solche Sachen natürlich auch durchgemacht.

Du hast in 47 Partien ganze 14 Mal getroffen. Als Keeper! Das ist besser als die Quote von Hans-Jörg Butt. Hat er dich dazu inspiriert, selbst an den Punkt zu treten?

Erstmal muss ich klarstellen: 6,7 Tore habe ich als Stürmer gemacht. Ansonsten kam das so: Vor ein paar Jahren haben wir in der Kreisoberliga mal gefühlt zehn von elf Elfmetern verschossen. Da habe ich dem Trainer vorgeschlagen, dass ich mal schieße, weil ich da eigentlich schon immer recht nervenstark war. So kam das dann. Ich bin aktuell aber eigentlich gar nicht Schütze Nummer eins, Jan Herold konnte letzten Samstag nur nicht spielen.

Du bist auch als Ansprechpartner für die TSG auf der Vereinshomepage zu finden. Wie sehr bist du denn für die TSG engagiert?

Ich bin stellvertretender Abteilungsleiter – frisch wiedergewählt für zwei Jahre. (lacht) Vorher war ich stellvertretender Jugendleiter. Es macht mir einfach Spaß, dem Verein zu helfen. Ich bin seit etwa zehn Jahren hier, da wächst einem der Club einfach ans Herz. Ich bin sowieso jemand, der gerne anpackt. Und wenn, dann mit voller Überzeugung.

Wie würdest du dich denn üebrhaupt so als Typ „zusammenfassen“? Was macht dich aus, was machst du neben dem Platz?

Ich habe Dachdecker gelernt und den Beruf 13 Jahre lang ausgeübt. Jetzt setze ich allerdings noch eine Ausbildung drauf: Als staatlich geprüfter Bautechniker. Dafür fahre ich jeden Tag nach Alsfeld zur Schule. Ansonsten bin ich Familienmensch. Und wenn ich nicht gerade am Lernen bin, unternehme ich gerne etwas mit meiner Frau. Wir gehen zum Beispiel gerne mit unserem Hund spazieren.

In deinem FuPa-Profil steht eine Vier-Spiele-Sperre. Was ist da denn los gewesen?

(lacht) Mit der zweiten Mannschaft hatten wir das Derby gegen Großen-Linden, da ging es hitzig her. Leider ist mir da nach vielen aufreibenden Zweikämpfen dem Gegenspieler gegenüber was Unflätiges rausgerutscht und noch schlimmer: Der Schiri hat es gehört. War aber letztlich halb so wild und nach dem Spiel zwischen allen Beteiligten schnell erledigt.

Sagt dir eigentlich der Name José Luis Chilavert etwas?

War das nicht der südamerikanische Torwart mit den Freistößen?

Genau. Ein Paradiesvogel unter den Torhütern, ebenfalls torgefährlich. Identifizierst du dich mit solch einem Torwart-Typ? Oder wer ist für dich eher Vorbild gewesen?

Vom rein emotionalen her auf jeden Fall Oliver Kahn. Er war impulsiv und hat es offen gelebt. Genau wie mir wäre es ihm egal, ob es sein bester Freund ist, der da als Gegner oder zu kritisierender Mitspieler auf dem Platz läuft. (lacht) Ich kriege dementprechend auch regelmäßig Oli Kahn-Ausraster auf meine Pinnwand im Internet gepostet…

Und wann schießt du den ersten Freistoß rein?

(lacht) Das kommt nicht. Das würde ich mich höchstens als Feldspieler trauen. Ich habe zwar einen festen Schuss…. Naja aber sowas sollte schon lieber wer mit feinerem Füßchen machen.

Wie lange willst du noch für Furore auf dem Platz sorgen?

Eigentlich wollte ich schon in der Winterpause aufhören aufgrund all der beruflichen Pendelei. Jetzt habe ich mir den kommenden Sommer als Ende gesetzt. Dann will ich nur noch hier und da entspannt bei den alten Herren kicken.

Zum Schlus darfst du traditionell noch jemanden grüßen!

Ich grüße meine Familie und besonders meine Frau, die oft genug darunter gelitten hat, wenn ich 2-3 Mal pro Woche auf dem Sportplatz bin.

Aufrufe: 06.4.2016, 17:29 Uhr
Dennis BellofAutor