2024-04-23T13:35:06.289Z

WM 2014
Felipe Torres de Castro Hartard (22) absolvierte 2011 sein Abitur am Frauenlob Gymnasium in Mainz. Aktuell studiert er Sport und Geografie im vierten Semester an der Universität in Gießen. Fußballerisch war er bis zu dieser Saison für die SG Harxheim/ Gau-Bischofsheim unterwegs.
Felipe Torres de Castro Hartard (22) absolvierte 2011 sein Abitur am Frauenlob Gymnasium in Mainz. Aktuell studiert er Sport und Geografie im vierten Semester an der Universität in Gießen. Fußballerisch war er bis zu dieser Saison für die SG Harxheim/ Gau-Bischofsheim unterwegs.

"Müssen uns steigern"

Felipe Torres de Castro Hartard aus Mainz blickt gespannt auf das Viertelfinalspiel gegen Kolumbien+++ "Deutschland und Brasilien hätten den Titel verdient"

Eines haben die brasilianische Nationalmannschaft und Felipe Torres de Castro Hartard aus Mainz auf jeden Fall gemeinsam: ein sonderbares Ritual vor jedem Spiel. Während die Selecao einer Bolognese gleich auf den Platz einläuft, verteilt der 22-Jährige Student Trikots an seine Kommilitonen, die anschließend alle den Brasilianern die Daumen drücken. Wir sprachen mit dem ehemaligen Spieler der SG Harxheim/ Gau-Bischofsheim.

Kräftig durchatmen konnten die brasilianischen Fans nach dem Elfmeter-Krimi gegen Chile und dem Einzug ins Viertelfinale. Ebenfalls erleichtert, aber gleichermaßen überglücklich war Felipe Torres de Castro Hartard, der bis zu dieser Saison für die SG Harxheim/ Gau-Bischofsheim spielte.

„Ein unglaublich spannendes Spiel“, denkt er an Samstagabend zurück und richtet den Blick direkt nach vorne auf die nächste Begegnung gegen Kolumbien an diesem Freitag (22 Uhr): „Wir müssen uns auf jeden Fall steigern. Kolumbien ist überraschend stark. Ich habe einige der Spiele gesehen und es wird wieder eine sehr schwere Aufgabe“, ist sich der 22-Jährige Student sicher.

Sieht komisch aus, ist aber authentisch

Die bisherigen Auftritte der Selecao ordnet der in Mainz aufgewachsene Brasilianer realistisch ein. „Natürlich haben wir kein Feuerwerk abgebrannt, aber das ist auch schwer. Das ganze Land hofft auf das Team und man muss eingestehen, dass es nicht die beste brasilianische Mannschaft ist, die dort aktuell spielt“, merkt er kritisch an und geht gleich auf Ursachenforschung: „Viele Spieler haben es in Europa nicht gepackt und spielen nun wieder in der Heimat. Dort ist das Niveau natürlich nicht so hoch und das schadet dem Spiel.“

Das gewöhnungsbedürftige Einlaufen in das Stadion und das impulsive Singen der Nationalhymne sind für Felipe keine Show, sondern schlicht Ausdruck brasilianischen Lebensstils: „Familie und Zusammenhalt sind das wichtigste im Leben. So ein Turnier ist das größte für die Spieler und die Menschen. Das ist zu 100 Prozent authentisch, auch wenn es vielleicht manchmal etwas überzogen aussieht.“ Das Verhalten der Spieler spiegele genau die Mentalität wieder, mit der sich so viele Landsleute identifizieren, erklärt er.

Jeder bekommt ein Trikot

Die Viertelfinalbegegnung wird Felipe sich wieder zusammen mit seinen Kommilitonen der Uni Gießen ansehen. „Ich bin dort eigentlich der einzige Brasilianer, aber zu den Spielen bringe ich immer eine Tasche mit Trikots mit und verteile sie. Dann bin ich nicht mehr alleine und die anderen unterstützen auch die Selecao“, freut sich der Sportstudent. Dass das spätestens im Halbfinale ein Ende haben könnte, ist Felipe bewusst. „Klar, wenn Brasilien gegen Deutschland spielt, wendet sich das Blatt sicher wieder“, lacht er.

„Viele Brasilianer wären für Deutschland“

Sollten Brasilien und Deutschland sich tatsächlich im Halbfinale gegenüberstehen, kommt eine schwere Entscheidung auf Felipe zu: „Eigentlich drücke ich beiden die Daumen und ich schaue mir auch alle Spiele beider Teams an. Deutschland ist extrem stark und Brasilien würde es wohl nur mit einer außergewöhnlich guten Leistung schaffen sie zu schlagen.“ Sollte Brasilien vorher ausscheiden, glaubt Felipe, dass „die meisten Brasilianer zu Deutschland halten.“ Es herrsche große Sympathie für die DFB-Elf erklärt der 22-Jährige, der ebenfalls beiden Teams den Titel gönnt: „Für Brasilien würde es mich freuen, da es im eigenen Land nichts größeres gibt als Weltmeister zu werden. Deutschland hat sich nach so vielen guten Turnieren aber auch endlich mal den großen Wurf verdient.“

Bilder aus Rio de Janeiro

Die komplette Familie seiner Mutter Maria lebt noch in Brasilien. Genauer gesagt in Paraiba do Sul, zwei Stunden von Rio de Janeiro entfernt. Eindrücke von den Protesten gegen das Fußballevent hat Felipe über Freunde und Verwandte erhalten: „Meine Cousine hat mir Bilder der Demonstrationen gesendet, die direkt vor der Tür ihrer Arbeitsstelle stattfanden und von Freunden bekam ich Bilder von Rauchgranaten, die sie gefunden haben.“ Dies sei nun allerdings nicht mehr so, berichtet der 22-Jährige. Wenn Brasilien spiele, drehe sich einfach alles um das runde Leder.

Aufrufe: 03.7.2014, 10:00 Uhr
Martin ImruckAutor