2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen
Volle Ränge in Rothemühle: 750 Zuschauer erlebten die Spiele - hier eine Szene aus dem Halbfinale zwischen RW Hünsborn und SV Rothemühle (5:4 n.E.) - um den Wendener Gemeindepokal. Foto: leem
Volle Ränge in Rothemühle: 750 Zuschauer erlebten die Spiele - hier eine Szene aus dem Halbfinale zwischen RW Hünsborn und SV Rothemühle (5:4 n.E.) - um den Wendener Gemeindepokal. Foto: leem

Schwache Resonanz sorgt für riesige Enttäuschung

Vereine klagen über enormen Zuschauerschwund bei Turnieren

Kreis Olpe. Langsam aber sicher macht sich unter den Vereinen, Verantwortlichen und Fußballern Ratlosigkeit breit. Da werden mit großem Aufwand Turniere veranstaltet, während später die schwache Resonanz für riesige Enttäuschung sorgt. Das war in Ottfingen so, das war in Olpe so. Einzige Ausnahme: Rothemühle.

Stadtpokal, Gemeindepokal oder Autohaus-Becker-Cup, nennen sie die Spielrunden, die Freude am Fußball vermitteln und Geld in die klammen Kassen der Ausrichter spülen sollen. Beide Ziele werden in den seltensten Fällen erreicht. Insgesamt 580 Zuschauer konnte der SV Ottfingen an den drei Turniertagen begrüßen. Vor acht, zehn Jahren waren es noch 1800. ,,Wir müssen uns selbst hinterfragen“, bemerkte Oliver Hetzel, zweiter Geschäftsführer des SV Ottfingen, und hat bereits eine Spielmodus-Änderung im Hinterkopf. Weg von der Jeder-gegen-Jeden-Methode, zurück zu Gruppenspielen, Halbfinals und Finale, lauten die Überlegungen am Siepen.


Auf nicht einmal 400 Augenzeugen kam die Spielvereinigung, die den Olper Stadtpokal ausrichtete. Fünf Tage wurde gespielt – fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Genauer: 60 Gäste kamen am Dienstag, 120 am Mittwoch, 60 am Donnerstag, 30 am Freitag und 92 am Samstag – macht 362. Und den Zuschauerrekord verbuchten die Kreisstädter ausgerechnet an jenem Tag, an dem die Westfalenliga-Elf parallel ein Testspiel gegen den TuS Erndtebrück (0:1) austrug. ,,Wo sind die Eltern, Opas und Omas der Spieler?“, fragte SpVg- Vorstandsmitglied Jörg Hennecke und bilanzierte: ,,Das ist sehr enttäuschend. Ich hatte jeden Tag mit 150 Zuschauern gerechnet.“ Folge des geringen Interesses: 200 Bratwürstchen blieben im Kühlschrank.


Man muss kein Prophet sein, um festzustellen, dass die Darbietungen auf dem Rasenviereck die Hauptursache für die fast leeren Kassen bildete. Im Klartext: Die Leistungen bewegten sich am äußeren Rand der Zumutbarkeit. Dass Stadtpokalsieger und Bezirksliga-Aufsteiger SG Kleusheim/Elben als einzige Turniermannschaft auf überregionaler Ebene vertreten ist und deshalb das Niveau beängstigende Ausmaße annahm, bleibt ein Alibi. Veranstalter und Sponsoren sollten künftig mehr Leistung und Disziplin von Spielern und Vereinen verlangen. Kein Wunder, dass sich aufgrund des Stolper-Fußballs auf dem Kunstrasen das Testspiel der Olper Ersten nebenan als eine willkommene Abwechslung erwies. Hinzu kommt der unrühmliche Abgang des FC Inter Olpe, der nach der 1:8-Klatsche gegen den VfR Rüblinghausen nicht mehr am Turnier teilnahm.


Ganz andere Zahlen präsentierte der SV Rothemühle nach dem Gemeindepokal. 150 Zuschauer waren es am Freitag, 300 jeweils am Samstag und Sonntag. Das mit drei Landesligisten, vier Bezirksligisten und zwei Kreisligisten stärkste Turnier des Kreises Olpe erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. ,,Das Wendener Land ist fußballverrückt. Wir leben Fußball“, sagte der Vorsitzende des SV Rothemühle, Andreas Grub. Aber auch am Rothenborn wurden mit der Integration der Reservemannschaften in die dreitägige Veranstaltung und dem Sudden-Death- Format - nach Spielen mit unentschiedenem Ausgang folgte ein Elfmeterschießen - Neuerungen vorgenommen. ,,Das ist eine gute Grundlage“, urteilte Lambert Stoll, Vorsitzender des Gemeindesportverbandes, der allenfalls noch die ,,eine oder andere Stellschraube“ leicht bewegen möchte: ,,Großartige Änderungen sehe ich nicht.“ Was ohnehin schwer wäre, denn wie bemerkte Ludger Wurm, der stellvertretende Bürgermeister, noch bei der Siegerehrung: ,,Zwei Turniere mit jeweils neun Mannschaften muss man erst einmal in drei Tagen über die Bühne bringen.“ Klar ist aber auch, dass die 14 Tore, die in den Vorrundenspielen der ersten Mannschaften erzielt wurden, nicht unbedingt die Anziehungskraft steigern. Kurios: Der SV Ottfingen gewann mit nur einem aus dem Spiel heraus erzielten Treffer – 1:0 gegen den FC Altenhof - das gesamte Turnier. Alle anderen Erfolge entsprangen dem Elfmeterschießen. Treffsicherste Mannschaft war der SV Rothemühle. Für die fünf Tore erhielt der Klub den Offensiv-Cup, gestiftet vom Salon Stahl und verbunden mit 50 Litern Pils.


Was kommt neu? Möglich, dass im nächsten Jahr der Sudden-Death- Modus auch bei den ersten Mannschaften angewendet wird. Heißt auch hier: Es gibt keine Unentschieden mehr, sondern in diesen Fällen Entscheidungen im Elfmeterschießen. ,,Spätestens, wenn andere Mannschaften mit Punkten davon zu laufen drohen, wird man alles daransetzen, im Spiel Tore zu erzielen“, glaubt Grub. Damit würde die Attraktivität des Spiels sprunghaft steigen.

Aufrufe: 01.8.2016, 18:17 Uhr
Werner LeemreizeAutor