2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Felix Ebert (links) wurde 2015 zum „Schiedsrichter-Aufsteiger des Jahres gekürt. Vor einer Woche pfiff er sein erstes Bundesligaspiel: Das B-Jugendduell Fortuna Düsseldorf gegen Alemania Aachen. Rechts Kreisschiriobmann Torsten Eick.	Archivfoto: Raab
Felix Ebert (links) wurde 2015 zum „Schiedsrichter-Aufsteiger des Jahres gekürt. Vor einer Woche pfiff er sein erstes Bundesligaspiel: Das B-Jugendduell Fortuna Düsseldorf gegen Alemania Aachen. Rechts Kreisschiriobmann Torsten Eick. Archivfoto: Raab

Schiri-Aufsteiger: Mit 21 in der Bundesliga

SCHIEDSRICHTER: +++ Billertshausener Felix Ebert (FSG Kirtorf) leitete B-Jugendderby Düsseldorf gegen Aachen +++

ALSFELD . Paul Janes dürfte nur absoluten Fußball-Insidern ein Begriff sein. Dabei war der Abwehrspieler, der Zeit seines Lebens fast ausschließlich für Fortuna Düsseldorf kickte, bis 1970 sogar deutscher Rekordnationalspieler. Dass es in der Rheinmetropole ein Stadion gibt, das seit 1990 nach Janes benannt ist, weiß Felix Ebert (FSG Kirtorf) aber spätestens seit dem letzten Samstag. An diesem Tag leitete der 21-Jährige dort nämlich seine erste B-Junioren-Bundesligapartie zwischen der gastgebenden Fortuna und Alemannia Aachen.

„Das war schon etwas Besonderes, nicht nur an der Seitenlinie zu stehen, sondern mittendrin und das Spiel dann anzupfeifen“, gibt Ebert rückblickend zu. „Aber die Anspannung gibt sich ganz schnell, man ist dann fokussiert und auf das Spiel konzentriert.“

Besonders war auch schon die Anreise, denn anders als beispielsweise in der Männer-Verbandsliga, in der der für die FSG Kirtorf pfeifende Ebert bereits seit längerem Partien leitet, reichten diesmal 30 Minuten oder eine Stunde nicht, um zum Spielort zu gelangen.

Da die Partie am Samstag bereits um 11 Uhr stattfand und es bei einer Fahrtstrecke von über 250 Kilometern die Regelung gibt, dass Schiedsrichter dann bereits einen Tag eher anreisen dürfen, nahm Ebert diese in Anspruch und übernachtete in einem Düsseldorfer Hotel. „Dadurch war der Samstagmorgen natürlich sehr entspannt, nach dem Frühstück ging es anderthalb Stunden vor dem Anpfiff ins Stadion“, berichtet der 21-Jährige.

Und die Partie verlief ebenfalls nach Wunsch, der in den Junioren-Bundesligapartien angesetzte Schiedsrichter-Beobachter dürfte mit Eberts Leistung zufrieden gewesen sein. „Zumindest bin ich mit meiner Leistung schon mal zufrieden“, sagt der Alsfelder lachend. „Es war insgesamt ein sehr faires Spiel, in dem ich zudem eine große Akzeptanz der Spieler mir gegenüber gespürt habe. Es hat unheimlich Spaß gemacht.“

Mit 14 Jahren begann der aus dem Alsfelder Stadtteil Billertshausen stammende Ebert mit der Schiedsrichterei, ohne zunächst große Ambitionen gehegt zu haben. „Wie es so ist, wurde ich gefragt, weil im Verein Schiedsrichter gesucht wurden. Man wächst dann mit der Zeit immer mehr hinein und entwickelt sich weiter.“ Als bisheriges Karriere-Highlight gibt Ebert das Hessenliga-Match zwischen Rot-Weiß Hadamar und dem OSC Vellmar an, das er bereits leiten durfte. Und in die Hessenliga aufzurücken, steht auch bereits auf der Agenda des 21-Jährigen, der sich dabei aber nicht unter Druck setzt. „Ich bin ja noch jung und auch bisher schon absolut stolz, in der Verbandsliga zu pfeifen oder wie am Wochenende in der B-Junioren-Bundesliga. Aber natürlich wäre es super, in den Verbandsliga-Förderkader zu rücken und dadurch dann den Sprung in die Hessenliga zu schaffen“, blickt er ein wenig voraus.

Probleme damit, auch mal ein A-Liga-Spiel zu pfeifen, hat Ebert auf keinen Fall, stellt aber dennoch fest, dass sich die Spiele in unteren Ligen völlig von denen beispielsweise der B-Junioren unterscheiden. „Der Umgang miteinander ist schon ein anderer. Es wird deutlich weniger gemeckert bei den Junioren, worauf alleine die Trainer schon großen Wert legen. Die Spiele sind weniger körperlich, dafür aber natürlich sehr schnell und technisch hochklassig“, beschreibt der Schiedsrichter die Unterschiede zwischen den Kreisligen und den verschiedenen Altersklassen.

Generell wird von „oben nach unten“ angesetzt, der DFB hat daher zuerst Zugriff auf die freien Tage Eberts. Erst danach folgen die Ansetzungen des Hessischen Fußball-Verbands (HFV), der Region oder des Kreises.

Dass man mitunter reichlich Zeit einplanen muss, zeigte sich auch im Laufe der vergangenen Woche, als Ebert nach München reisen musste und als Linienrichter des U19-Pokalspiels zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund fungierte. Da der 21-Jährige Student der Informatik ist, ist ein freier Tag hier und da mal eher möglich. „Während der Semesterferien ist es logischerweise gar kein Problem, aber natürlich ist es als Student leichter, zur Not auch mal ein Seminar ausfallen zu lassen“, sagt Ebert augenzwinkernd und schiebt nach: „Aber auch die Familie muss da mitspielen, in diesem Fall vor allem meine Freundin, denn natürlich ist man schon öfter unterwegs. Und vor allem natürlich an den Wochenenden.“

Aber für Ebert ist das Schiedsrichterwesen wirklich ein Ehrenamt und macht ihm unheimliche Freude. Daher wirbt er auch um weitere Kollegen. „Für mich ist das Amt des Schiedsrichters einfach ein tolles Hobby, in dem man sich enorm weiterentwickeln kann. Leider ist unser Alsfelder Fußballkreis nicht unbedingt üppig mit Schiedsrichtern bestückt, daher wäre es super, wenn mehr junge Leute Lust hätten, Spiele zu pfeifen. Man kann wirklich viel erleben und genauso viel Spaß haben“, versichert Ebert glaubhaft. Und nebenbei kann man sogar mal bei Bayern gegen Dortmund – auch wenn es „nur“ die U18 war – an der Linie stehen und noch erfahren, wer denn Paul Janes so war.



Den nächsten Neulingslehrgang für Schiedsrichter bieten die Fußballkreise Alsfeld und Gießen gemeinsam im September an- Für Informationen und Anmeldung sind Alsfelds Kreisschiedsrichterobmann Thorsten Eick (th.eick@t-online.de) und sein Gießener Kollege Andreas Reuter (reuterandreas@gmx.net) die Ansprechpartner. Auch über die Internetseite des Hessischen Fußball-Verbandes unter http://www.hfv-online.de/fussball/schiedsrichter/schiedsrichter-werden können sich Interessierte informieren.

SR-Neulingslehrgang
Aufrufe: 026.8.2017, 08:00 Uhr
Marc Steinert (Oberhessische Zeitung)Autor