2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Ihre ganze Aufmerksamkeit widmet Jeannine Aretz dem Spielgeschehen. Es gilt, schnell zu urteilen und zu entscheiden., Foto: privat
Ihre ganze Aufmerksamkeit widmet Jeannine Aretz dem Spielgeschehen. Es gilt, schnell zu urteilen und zu entscheiden., Foto: privat

Schiedsrichtern ist ein cooles Hobby

Schülerin aus der Kreisstadt ist eine der wenigen Frauen im Rhein-Erft-Kreis, die Spiele pfeife

Bergheim. Eigentlich bleibt der Schülerin des Bergheimer Gutenberg-Gymnasiums kaum Gelegenheit für ein längeres Gespräch. Die Zeit von Jeannine Aretz ist ausgefüllt. Schließlich sind die Anforderungen in der elften Klasse nicht gerade gering. 2017 will die junge Frau Abitur machen, und sie hat bereits konkrete Vorstellungen von ihrer beruflichen Karriere. Nach dem Abi will die 17-Jährige Medizin studieren, möglichst mit einem Stipendium der Bundeswehr.

Ihr „cooles Hobby”, wie sie selbst sagt, betreibt die aufgeschlossene Schülerin seit rund vier Jahren. Sie ist eine der wenigen Schiedsrichterinnen im Fußballkreis Rhein-Erft. „Dazu bin ich eher durch Zufall gekommen”, berichtete sie.

Wie viele junge Mädchen im Bergheimer Stadtteil Oberaußem spielte sie beim Oberaußemer VV Volleyball. Außer als Spielerin wurde sie hier auch als Schiedsrichterin eingesetzt. Beim Volleyball ist das nichts Ungewöhnliches. Es machte ihr Spaß, Spielsituationen schnell zu beurteilen und Entscheidungen zu treffen.

Für den Spross einer sportlichen Familie war Volleyball alleine allerdings nicht genug. Der Bruder spielt Fußball, der Vater ist als Fußballtrainer tätig, da lag es nahe, dass Jeannine Aretz beim Neuaufbau einer Mädchenfußballmannschaft bei der SpVg Oberaußem-Fortuna dabei war.

Das öffnete ihr den Weg zu einem Schiedsrichter-Lehrgang des Fußballkreises Rhein-Erft, bei dem sie unter mehr als 30 Teilnehmern eine von zwei Frauen war. Die Prüfung bestand sie mit Bravour, und Jeannine Aretz hatte ein neues sportliches Betätigungsfeld gefunden. „Am Anfang war es ein bisschen schwer, sich als Schiedsrichterin Respekt zu verschaffen, aber mit der Zeit bekommt man das richtige Gefühl”, berichtete die Schülerin, die an den Wochenenden zwei oder drei Jugendspiele leitet. Zuletzt stand sie bei einem Spiel der B-Juniorinnen in der 2. Bundesliga zwischen dem 1. FC Köln und dem 1. FC Saarbrücken als Schiedsrichter-Assistentin an der Seitenlinie. Auch bei Spielen der Senioren war sie bereits als Assistentin im Einsatz.


Jeannine Aretz

„Sportlich und mental muss man dabei schon fit sein”, weiß die junge Schiedsrichterin. Sie hält sich mit Laufen, Konditionstraining und natürlich Fußballspielen in Form. Gerne besucht Jeannine Aretz die Weiterbildungsveranstaltungen des Fußballverbandes, bei denen Regelfragen diskutiert und geklärt werden.

In diesem Jahr hat sie zum Beispiel ihre Kenntnisse in der Sportschule Kaiserau aufgefrischt. Als junge Frau sieht sie zudem gute Aufstiegschancen.

Freude macht ihr der „große Zusammenhalt” unter den Schiedsrichtern. „Bei den Lehrgängen wird viel gearbeitet, aber man lernt auch viele nette Leute kennen, und der Schiedsrichter-Ausschuss des Verbandes kümmert sich um einen”, berichtete die Nachwuchs-Schiedsrichterin. „Spiele zu leiten, ist nicht einfach, macht aber Spaß. Das Selbstbewusstsein wird gestärkt und man lernt, schnelle Entscheidungen zu treffen”, sieht die junge Frau in ihrem Hobby auch einen Gewinn fürs Leben.

Dass sie auf dem Sportplatz angepöbelt wird, sei eher die Ausnahme. „Jeder Zuschauer ist ja ein Fußballexperte. Natürlich gibt es Leute, die eine Situation auf dem Spielfeld anders gesehen haben, besonders wenn es um den eigenen Nachwuchs geht. Es ist schon schlimm, was da manchmal reingerufen wird. Aber das muss man überhören. Kritik kann ich gut vertragen. Sonst sollte man gar nicht mit dem Pfeifen anfangen”, sagte Aretz.

Sie freut sich aber auch, wenn sie nach einem Spiel von Spielern, Vereinsvertretern und auch von Zuschauern eine gute Leistung bescheinigt bekommt. Das motiviert.

Rund um ihr großes Hobby, den Fußball, hat Jeannine Aretz , wie sie sagt, „viele neue Freunde gefunden”, und das bisschen Taschengeld, das sie für die Leitung eines Spiels bekommt, kann sie als Schülerin ohnehin bestens gebrauchen. „Andere gehen dafür irgendwo Regale einräumen”, sagte sie lachend.

Aufrufe: 02.12.2015, 12:44 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Hans Joachim MoersAutor