2024-04-25T14:35:39.956Z

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Ein Bild, das es in der kommenden Saison nicht mehr geben wird. Der TSV Schott Mainz (vorne Jessica Kierek) tritt dann mit den B-Juniorinnen in der Regionalliga und nicht mehr so wie hier gegen den Bundesligisten Bad Neuenahr an.	Archivfoto: hbz/Stefan Sämmer
Ein Bild, das es in der kommenden Saison nicht mehr geben wird. Der TSV Schott Mainz (vorne Jessica Kierek) tritt dann mit den B-Juniorinnen in der Regionalliga und nicht mehr so wie hier gegen den Bundesligisten Bad Neuenahr an. Archivfoto: hbz/Stefan Sämmer

"Schade für die Mädels"

TSV SCHOTT Nach dem Bundesliga-Verzicht der B-Juniorinnen reagieren Teile der Eltern mit Unverständnis

Mainz. Es war eine Grundsatzentscheidung, die der TSV Schott am vergangenen Mittwoch getroffen hat. An dem Tag, als die Meldefrist des Deutschen Fußball-Bundes ablief, gab der Verein die Mitteilung heraus, in der kommenden Saison mit den Junioren-Mannschaften nicht in der Bundesliga starten zu wollen. Für einige Eltern, deren Töchter bei den B-Juniorinnen spielen, ein herber Schlag. Und ein Schritt, für den sie wenig Verständnis haben.

Rückblick: Nach 16 Siegen in 16 Spielen holten die B-Juniorinnen in der vergangenen Spielzeit souverän die Meisterschaft in der Regionalliga. Der Traum vom Abenteuer Bundesliga wurde Wirklichkeit. Mit zehn neuen Spielerinnen ging Trainer Thorsten Siefert Mitte September die Mission Klassenerhalt an.

Fehlendes Mitspracherecht wird kritisiert

Ein halbes Jahr später steht die Mannschaft nach drei Siegen und vier Unentschieden mit 13 Punkten auf Tabellenplatz sieben und sportlich gut da. Seit vergangener Woche ist Trainer Siefert nicht mehr im Amt und außerdem klar: Am 21. Mai werden die Schott-Mädels ihr letztes Bundesliga-Spiel in Wetzlar bestreiten. Ab kommender Saison ist dann wieder Regionalliga angesagt. Diese Grundsatzentscheidung wurde auf einer Abteilungsversammlung getroffen.

„Wir sind nach Mainz gewechselt, um Bundesliga zu spielen und haben alles dafür getan, um die Bundesliga zu halten“, sagt Jörg Rebholz. Seine Tochter Lisa-Marie war eine der zehn Spielerinnen, die im Sommer zum TSV gewechselt war. Aus sportlicher Sicht kann Rebholz die Entscheidung des Vereins nicht nachvollziehen. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Verein vor der Entscheidung mit den Eltern spricht. Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Doch natürlich liegt diese Entscheidung am Ende nur auf der Seite des Vereins. Der trägt die Kosten und die Risiken, die mit dem Start in der Bundesliga einhergehen. Dass sich einige Eltern der Schott-Mädels plötzlich hintergangen fühlen, hat einen Grund: Die Eltern sind in besonderem Maße engagiert. Catering, Fahrten, Unterkünfte, Stadionsprecher und Schiedsrichterbetreuung sind nur einige der Bereiche, in denen die Mütter und Väter mit ihrem Einsatz ihren Töchtern die Bundesliga ermöglichen. „Die Saison wurde allein von den Eltern geschultert“, erklärt Thoralf Knebusch, einer dieser Väter.

Der Verband verliert seine Auswahlspielerinnen

Knebusch ist außerdem Beauftragter für Frauen- und Mädchen im Fußball-Kreis Mainz-Bingen und findet die Entscheidung des Vereins nicht nur „schade für die Mädels“, sondern auch für den Verband. Sowohl Rebholz als auch Knebusch befürchten, dass Spielerinnen nun vermehrt nach Frankfurt abwandern und somit für den hessischen Verband auflaufen werden. „Ob der Verein sich langfristig einen Gefallen tut, wage ich zu bezweifeln“, sagt Knebusch. Er glaubt, dass Schott in Zukunft Schwierigkeiten bekommen werde, aus eigener Kraft Spielerinnen heranzuziehen. Von Vereinsseite wird dieser Zukunftsangst widersprochen. Das Projekt Bundesliga sei zu aufwendig, heißt es.

Mit der finanziellen Lage des Vereins hat der Verzicht auf das Oberhaus derzeit nichts zu tun. Vom 12 000-Euro-Zuschuss des DFB hätten die Mädchen noch nichts gesehen, monieren Knebusch und Rebholz. So seien beispielsweise Trainingsanzüge von den Eltern bezahlt worden. Doch weil auch andere Gelder von den Eltern beigesteuert und Sponsoren akquiriert wurden, ist dem TSV das Risiko zu hoch, dass diese Quellen in Zukunft versiegen könnten. Es ist eben eine Grundsatzentscheidung, mit Blick in die Zukunft, die die Schottler getroffen haben. Und eine Entscheidung, die bei denen, die Woche für Woche ihre Töchter begleiten und das Projekt Bundesliga unterstützen, auf wenig Verständnis stößt. Wie viele Spielerinnen den Weg in die Regionalliga antreten und wie viele sich geographisch anderweitig orientieren, bleibt abzuwarten.



Aufrufe: 023.3.2017, 16:30 Uhr
Julia SlobodaAutor