2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Die Szene, die für reichlich Gesprächsstoff sorgte: SV-Torhüter Ersin Durmaz kommt gegen Mathieu Welschinger einen Tick zu spät. | Foto: Markus Schächtele
Die Szene, die für reichlich Gesprächsstoff sorgte: SV-Torhüter Ersin Durmaz kommt gegen Mathieu Welschinger einen Tick zu spät. | Foto: Markus Schächtele

SV 08 Laufenburg gewinnt 4:0 beim SC Wyhl

Heiß diskutierte Szene nach sieben Minuten: Elfmeter statt Tor – Gelb statt Rot +++ Nullachter-Torwart Ersin Durmaz überragend

Verlinkte Inhalte

Die einen nähren ihre Hoffnung auf den Klassenerhalt, die anderen können sich nicht aus dem Abstiegskampf lösen: Der SV 08 Laufenburg hat beim SC Wyhl mit 4:0 gewonnen. In einer ausgeglichenen Partie sorgte eine Szene für reichlich Gesprächsstoff.
Sollte den Wyhlern bei leichtem, kühlem Wind im Fehrenwertstadion ein bisschen Wärme gefehlt haben, so brachte sie die siebte Minute ordentlich in Wallung. Mit einem hohen Ball hatte der SC die Laufenburger Abwehr ausgehebelt, Ersin Durmaz eilte aus seinem Kasten, um die Situation zu klären. Doch als er die Kugel wegfausten wollte, war Mathieu Welschinger schneller gewesen – der Wyhler Stürmer köpfte gen Tor und wurde von Durmaz umgestoßen. Während Schiedsrichter Gabriel Palatini das Foul ahnden wollte und zum Pfiff ansetzte, sprang der Ball in Richtung Tor – Sekundenbruchteile, bevor er die Torlinie überquerte, ertönte der Pfiff. Eine unglückliche Entscheidung des Unparteiischen, mit bitteren Folgen für die Wyhler. „Er hat den Vorteil abgepfiffen“, ärgerte sich SC-Coach Benjamin Rohrer nach der Partie. Ganz unbekannt kam den Kaiserstühlern der "Torklau" nicht vor: Im Dezember hatten sie beim 4:2-Sieg gegen den TuS Efringen-Kirchen von einer ähnlichen Entscheidung profitiert.



Diesmal kam jedoch noch ein weiterer Aspekt hinzu, der den Unmut der Gastgeber noch steigerte: Palatini hatte Durmaz zunächst die Rote Karte gezeigt, revidierte jedoch seine Entscheidung und bedachte den Laufenburger Torhüter mit Gelb. Sowohl Rohrer als auch Nullachter-Coach Norbert Schneider schilderten, dass dies nach einer Diskussion mit Spielern beider Teams geschehen sei. Nun hätte sich der Wyhler Ärger wohl schnell besänftigen lassen, wären die Gastgeber durch den Strafstoß doch noch in Führung gegangen. Frederik Leber trat an, schoss gut und platziert – doch Durmaz war im richtigen Eck und lenkte den Ball mit einer starken Parade um den linken Pfosten. Es war die erste von zahlreichen Glanztaten des 33-jährigen Torhüters, der aus einer „tollen Teamleistung“, wie Schneider lobte, herausragte.

Wyhl mit Durchschlagskraft, Laufenburg mit Durmaz

In einer ausgeglichenen Partie verfügte Wyhl im ersten Abschnitt über die größere Durchschlagskraft, brachte die Gäste mit langen Bällen – oft über die Flügel – immer wieder in Bedrängnis. „Wir haben zwei schnelle Außen und zwei super Stürmer, die die Bälle halten können“, erklärte Rohrer. „Laufenburg war alles andere als sattelfest.“ Nur mündete dies nicht im Torerfolg, auch wegen Durmaz. Schon in der 16. Minute parierte er einen Flachschuss von Simon Seiler aufs lange Eck reaktionsschnell, kurz vor der Pause ließ er den Wyhler Offensivspieler vollends verzweifeln. Zunächst stoppte der Keeper einen Distanzschuss im letzten Moment im linken unteren Eck, den nicht optimal platzierten Nachschuss von Seiler aus sechs Metern parierte er mit dem Fuß. Als der Wyhler die Kugel schließlich aus kürzester Distanz über die Linie drücken wollte, flog Durmaz herbei und wehrte auch diesen Schuss noch ab – praktisch ein Torhüter-Hattrick binnen weniger Sekunden.

Durmaz verhinderte somit den Wyhler Ausgleich, denn drei Minuten zuvor hatte Bujar Halili die Gäste in Führung gebracht. Auch Laufenburg spielte gefällig, war zunächst zweimal an SC-Schlussmann Steffen Hanselmann gescheitert: Gegen Sandro Knab (5.) und Amin Bouhouch (34.) blieb er im Eins-gegen-Eins der Sieger. Daran, dass sich beide Teams weitestgehend auf Augenhöhe begegneten, änderte auch die Gelb-Rote Karte gegen Wyhls Welschinger (55.) nichts. Doch legte Laufenburg mit der Führung im Rücken mehr Wert auf eine stabile Defensive und lauerte auf schnelle Angriffe, agierte zugleich mit Bedacht und ohne Hektik. „Sie haben das clever gemacht, sind ruhig und diszipliniert geblieben“, lobte Schneider. Die Wyhler versuchten trotz Unterzahl, offensiven Druck auszubauen, doch blieben die Abschlüsse nicht zwingend genug. Besser lief es für die Gäste: Sandro Knab erhöhte per Foulelfmeter auf 2:0 (61.), eine Viertelstunde vor Schluss nutzte er einen Wyhler Abwehrfehler, um frei vor Hanselmann auf Halili abzulegen – 3:0. Auch wenn die Partie entschieden war, die Rohrer-Elf bewies Moral und suchte weiter den Weg nach vorne. Den Schlusspunkt setzte indes Halili per Strafstoß (84.), den Wyhlern blieb der Ehrentreffer verwehrt – wegen Durmaz, natürlich. In den Schlussminuten demonstrierte er eindrucksvoll, wie blitzschnell er abtauchen kann: Erst fischte er einen Freistoß von Ekoto-Ekoto raus, dann lenkte er einen Schuss von Sebastian Ritter noch an den Pfosten.

Wyhl lässt zu viele Chancen liegen – Schneider lobt Zusammenhalt im Verein

So zollte nicht nur Schneider seinem Torhüter den Respekt („Das war eine sehr, sehr gute Torwartleistung – Weltklasse"), sondern auch Rohrer. „Er hat alles gehalten, was ging“, sagte Wyhls Coach, obgleich er damit haderte, dass Durmaz nach seinem Kurzzeit-Platzverweis nicht unbedingt mehr hätte zwischen den Pfosten stehen dürfen. Allerdings wusste auch Rohrer: Die Wyhler hatten es selbst in der Hand, um die Partie in die richtige Bahn zu lenken. Sei es der Elfmeter, seien es danach „zwei, drei richtig gute Chancen“, so der SC-Trainer, um „mit „2:0 oder 3:0 in die Halbzeit zu gehen“. Zugleich ist dies neben der guten Wyhler Spielanlage einer der Aspekt, die Zuversicht verleihen. „Wir haben uns Chancen erspielt, haben kompakt gespielt“, so Rohrer.

Während Wyhl sich seiner Abstiegssorgen allerdings nicht entledigen konnte, hofft Laufenburg weiter auf den Klassenerhalt. Nicht nur dank der drei Zähler, sondern auch dank der gezeigten Leistung. „Ich habe heute keinen Absteiger gesehen“, sagte Schneider angesichts des Spielniveaus und schloss die Wyhler explizit mit ein. Mit dem zweiten Sieg in Folge trotzten die Nullachtern zudem ihren personellen Sorgen. „Wir können froh um solch eine zweite Mannschaft sein“, hob Schneider daher hervor. So standen mit Giuseppe Ferrara und Francesco Seidita zwei Reserve-Akteure in der Startelf, mit Nils Weisser und Fabrizio Tardo kamen zwei weitere per Einwechslung zum Einsatz. Das verdeutliche die Entwicklung, die im Verein stattgefunden habe, so Schneider.

SC Wyhl – SV 08 Laufenburg 0:4
Wyhl: Hanselmann, Norman Futterer (86. Tino Ritter), Sebastian Ritter, Leber (46. Scheerer), Blust, Meyer (36. David Ritter), Jauch, Seiler, Welschinger, Ekoto-Ekoto, Jens Ritter (65. Shehu).
Laufenburg: Durmaz, Zölle, Sevda, Vutek, Bouhouch (69. Armenio), Späthe, Mathis, Halili, Seidita, Ferrara (87. Weisser), Knab (80. Fabrizio Tardo).
Tore: 0:1 Halili (43.), 0:2 Knab (61. Foulelfmeter), 0:3, 0:4 beide Bujar Halili (75., 84./Foulelfmeter).
Gelb-Rot: Mathieu Welschinger (Wyhl/55.).
Besonderes: Durmaz (Laufenburg) hält Foulelfmeter von Leber (8.).
Schiedsrichter: Gabriel Palatini (Heiligenberg).
Zuschauer: 180.
Aufrufe: 023.4.2017, 12:43 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor