„Das hat uns nicht gutgetan, wir waren überheblich nach dem Sieg letzte Woche“, haderte Flügelrads Trainer Ender Uslu kurz nach dem Schlusspfiff ohne Umschweife mit der Leistung seiner Truppe gerade in der ersten Hälfte. „Das“ war der 10:0-Kantersieg der „Räder“ am ersten Spieltag gegen eine überforderte Reserve der DJK Eibach.
Als neutraler Beobachter durfte man sich gestern schon fragen, wie denn dieser zustande gekommen war. Denn bei der Elf aus der Gartenstadt lief bis auf eine Großchance nach einer Freistoßflanke von Thomas Bayreuther, die Marco Geist aus kurzer Distanz über das Tor beförderte (29.), in der ersten Hälfte wenig bis gar nichts zusammen. Anders die Hausherren. „Sehr ordentlich“ lautete das wohlwollende Urteil vieler heimischer Zuschauer in der Pause. Da stand es allerdings nur 1:0. Nach einem abgeblockten Distanzschuss von Daniel Kraus stand Roman Sedmera goldrichtig und schoss zur Führung ein (23.). Diese hätte, wie auch Spielertrainer Richert anschließend bemängelte, deutlicher ausfallen können. Doch Kraus stand der Pfosten im Weg (38.), gegen Sebastian Lumassegger klärte der gute ESV-Schlussmann Fabian Kumpf (19.).
Bis zum Pausenpfiff des unaufgeregt leitenden Unparteiischen Ladislav Mandak, der mit der angenehm fair geführten Partie keine Probleme hatte, hinterließen die Gastgeber jedenfalls den besseren Eindruck. Zwar gelang ihnen nicht alles, doch der Wille, das Geschehen zu gestalten, war der Elf anzumerken. Was ganz im Sinne von Christian Richert ist. „Bei mir gibt es eine Regel: Wenn der Einsatz stimmt, sehe ich über vieles hinweg“, erläuterte der 32-Jährige seine Vorstellung von Fußball. Unabhängig von der Spielklasse. Denn der junge Familienvater schaffte es bei seinen Stationen (SG Quelle, TSV Neustadt, SV 73 Süd) als Abwehrorganisator bis hinauf in die Bayernliga.
Zwei Jahre trainierte er zuletzt den A-Klassisten TSV Rückersdorf. Aus familiären Gründen landete der kopfballstarke Innenverteidiger nun beim SC Worzeldorf, wo er im Sommer das Trainerduo Dietmar und Thomas Hofmann beerbte. Mit seinen ersten Wochen im Nürnberger Süden zeigt er sich zufrieden, lediglich die ständige Rotation aufgrund zahlreicher Urlauber und beruflich verhinderter Akteure nervt ihn momentan.
Vielleicht war auch der ausgedünnte Kader, der den beiden Mannschaftsverantwortlichen Alfred Duswald und Ralph Maier schon vor dem Spiel ein flaues Gefühl in der Magengegend bescherte, ein Grund für eine im zweiten Durchgang nachlassende Heimelf. Zunächst hatten zwar erneut Kraus (49.) und Erwin Kremer die Chancen, auf 2:0 zu erhöhen. Doch zusehends fanden auch die Gäste besser ins Spiel. Schön anzusehen war der Ausgleich nach 65 Minuten: Patrick Geist schickte geistesgegenwärtig mit einem schnell ausgeführten Freistoß Michael Jakob auf die Reise, der von der Grundlinie mustergültig auf Sascha Amtmann zurücklegte, und der ESV-Kapitän – wie auf der Gegenseite Richert mit Bayernligaerfahrung (SV Seligenporten) ausgestattet – hatte im Zentrum keine Mühe mehr. Da in der Schlussphase SC-Torhüter Michael Popp das 1:2 durch Christian Hummel (81.) und Jakob (88.) verhinderte, ging der Punktgewinn für Flügelrad letztlich noch in Ordnung.
Beide Trainer konnten denn auch mit dem Resultat leben, zumal die Ausgangslage ähnlich ist. Sowohl der SC wie auch der ESV streben eine ruhige Saison ohne Druck an. Worzeldorf will Abstiegskalamitäten wie im Vorjahr vermeiden, als man den Absturz erst in der Relegation verhindern konnte. Und Christian Richert will „ein festes System auf Basis der Viererkette“ etablieren, auf diesen Grundlagen dürften dann in Zukunft ambitioniertere Ziele verfolgt werden. Sein Trainerkollege Ender Uslu plant ebenfalls weiter voraus. Die Entwicklung der jungen Truppe voranzutreiben, haben sie sich beim Nürnberger Traditionsverein auf die Fahne geschrieben.