2024-04-23T13:35:06.289Z

FuPa Portrait
Erfolgserlebnis: Gleich im ersten Pflichtspiel für den SC Wiedenbrück, beim 4:0-Sieg über den SV Rödinghausen, trug sich Hendrik Lohmar per Elfmeter in die Torschützenliste ein. Danach bejubelte er mit den Teamkollegen um Saban Kaptan den Einzug in den DFB-Pokal.
Erfolgserlebnis: Gleich im ersten Pflichtspiel für den SC Wiedenbrück, beim 4:0-Sieg über den SV Rödinghausen, trug sich Hendrik Lohmar per Elfmeter in die Torschützenliste ein. Danach bejubelte er mit den Teamkollegen um Saban Kaptan den Einzug in den DFB-Pokal. – Foto: Jens Dünhölter

Hendrik Lohmar: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

Der 24-Jährige sucht nach langer Verletzungsmisere beim SC Wiedenbrück wieder das volle Vertrauen in seinen Körper. Der 24-Jährige freut sich auf das Pokalspiel, doch die Priorität liegt auf der Liga.

Das ist kein ganz normaler Karriereverlauf für einen ambitionierten Fußballer: Zweimal hintereinander schaffte Hendrik Lohmar den Aufstieg in die 3. Liga, aber beide Male blieb er in der Regionalliga. 2019 wechselte er von Viktoria Köln zum Sportclub Verl, 2020 vom SC Verl zum SC Wiedenbrück. Dass es für seine neue Mannschaft nicht um den Aufstieg, sondern „nur“ um den Klassenerhalt geht, stört den 24-jährigen Mittelfeldspieler nicht. Lohmar ist froh, nach langer Verletzungsmisere überhaupt wieder regelmäßig spielen zu können und verfolgt in Wiedenbrück erstmal andere Ziele: „Ich will wieder vollstes Vertrauen in meinen Körper gewinnen und zu alter Stärke zurückfinden.“
Von seinen Qualitäten auf der Position sechs profitiert der SCW aber schon jetzt, und am Sonntag (13. September) ist er besonders darauf angewiesen: Um 15.30 Uhr trifft der Regionalligist im Gütersloher Heidewald im Erstrundenspiel des DFB-Pokalwettbewerbs auf den Zweitligisten SC Paderborn. „Wir sind krasser Außenseiter“, weiß Hendrik Lohmar, aber diese Rolle hat sein Team schon zweimal hervorragend ausgefüllt: Erst gewann der Oberliga-Aufsteiger das Pokal-Qualifikationsspiel gegen den Regionalligameister SV Rödinghausen mit 4:0, dann düpierte er beim Ligaauftakt vor einer Woche den großen Titelfavoriten RW Essen mit einem 1:1 im Stadion an der Hafenstraße. „Wir wollen auch gegen Paderborn alles reinwerfen und sehen, was möglich ist,“ lautet deswegen die selbstbewusste Einstellung für das Cup-Match.


»Ich freue mich auf das Wiedersehen mit Ron Schallenberg«


Wie es ist, in einem Pokalspiel als krasser Außenseiter an einer Sensation zu schnuppern, hat Hendrik Lohmar vor zwei Jahren mit Viktoria Köln erlebt. Seine Mannschaft führte gegen RB Leipzig zur Pause mit 1:0, auch weil er auf der „Sechs“ hervorragende Arbeit verrichtete. „Als Leipzig nachher aber Kampl und Forsberg auf der Zehn hatte, ging es richtig ab“, erinnert sich Lohmar an den Verlauf der schließlich mit 1:3 verlorenen Partie. Den Jubel des prominent besetzten Siegers wertete er damals gleichzeitig als Beifall für die Kölner Leistung.

Nun, gegen Paderborn trifft er nicht auf Stars dieser Güteklasse, aber doch auf einen besonderen Gegenspieler: „Ich freue mich auf das Wiedersehen mit Ron Schallenberg.“ Beide zusammen erlebten beim SC Verl eine Saison voller Furore – wozu Lohmar auf dem Spielfeld nur bedingt beitragen konnte. In der Liga verzeichnete er nur drei Teilzeiteinsätze, und bei den beiden Aufstiegsspielen musste er genauso von Ersatzbank oder Tribüne zuschauen wie bei den drei DFB-Pokal-Highlights.

Groll auf den Sportclub hegt er wegen der Nichtberücksichtigungen aber überhaupt nicht – ganz im Gegenteil: „Ich bin den Verlern unendlich dankbar, dass sie mich aufgenommen haben“, sagt der in Kirchen (Sieg) geborene frühere U17-Nationalspieler, der in den Jugendabteilungen von Borussia Dortmund, Sportfreunde Siegen und FC Schalke 04 ausgebildet wurde. Der SCV verpflichtete ihn nämlich in einer Phase, als sich Hendrik Lohmar in der Rehabilitation nach einem im September 2018 erlittenen Kreuzbandriss im linken Knie befand. Weil sich nach der an sich erfolgreichen Operation ein Hautkeim in die Narbe einnistete und zwei weitere Eingriffe nötig wurden, verzögerte sich das Comeback. Lohmar nutzte die Coronapause, um eine seinerzeit in die Wunde gelegte Antibiotikakette entfernen zu lassen und hofft, dass nach der insgesamt vierten Operation nun Ruhe ist. „Ich habe keinerlei Schmerzen mehr“, freut sich der zweikampffreudige Mittelfeldmann und hofft, die Verletzung bald auch vollständig aus dem Kopf zu haben. „Wichtig ist für mich jetzt, dass ich mal wieder eine Saison mit 30 bis 35 Spielen absolviere.“ Die notwendige Rückendeckung von SCW-Trainer Daniel Brinkmann zu spüren, ist für ihn genauso wertvoll wie die Unterstützung, die ihm Rino Capretti in Verl zukommen ließ.

Der Weggang vom Sportclub diente zum einen der persönlichen Spielpraxis, hatte aber auch einen beruflichen Hintergrund. Der in Schloß Holte wohnende Lohmar begann beim SCV-Sponsor Alulux eine Ausbildung zum Speditionskaufmann: „Das wäre mit der 3. Liga nur schwer zu vereinbaren gewesen.“ Gering ist der Aufwand in Wiedenbrück indes auch nicht, zumal die Saison 40 Spieltage umfasst. „Unsere Hausaufgaben müssen wir im Liga-Alltag machen“, setzt Hendrik Lohmar vor dem Pokalspiel klare Prioritäten: „Drei Tage später spielen wir gegen den Bonner SC.“


»Es macht extrem viel Spaß: Jeder ist für den anderen da«


Hier wie da will der SC Wiedenbrück seine Qualitäten in die Waagschale werfen. „Wir mögen vielleicht fußballerisch nicht so stark besetzt sein wie die Top-Teams. Aber wir können ekelig sein“, verweist Hendrik Lohmar auf die letzten beiden Auftritte. Und er setzt auf den Teamspirit in Mannschaft und Umfeld. „Es macht extrem viel Spaß: Jeder ist für den anderen da – sowohl auf dem Platz, als auch neben dem Platz.“ Wer weiß, vielleicht gibt es am Sonntag zum dritten Mal in dieser Saison einen Grund, gemeinsam zu feiern.

Aufrufe: 012.9.2020, 09:30 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor