2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
Das Remis war wie ein gefühlter Sieg: Masahiro Endo traf in der 92. Minute zum 2:2, mit ihm jubelten (v. l.) die eingewechselten Jan Germann und Luigi Valido sowie Lennart Dreisbach – während Hernes Torwart Niklas Lübcke den Ball aus dem Tor holt. Foto: fst
Das Remis war wie ein gefühlter Sieg: Masahiro Endo traf in der 92. Minute zum 2:2, mit ihm jubelten (v. l.) die eingewechselten Jan Germann und Luigi Valido sowie Lennart Dreisbach – während Hernes Torwart Niklas Lübcke den Ball aus dem Tor holt. Foto: fst

Glückliches Endo

Sportfreunde Siegen retten in der Nachspielzeit einen Punkt in Herne

SC Westfalia Herne - Sportfreunde Siegen 2:2
80 Minuten waren auf dem Kunstrasenplatz im Stadion Am Schloss Strünkede in Herne gespielt, die Westfalia führte mit 2:0 und hätte bei besserer Chancenverwertung schon mit 5:0 gegen die Sportfreunde vorne liegen müssen. Keinen Pfifferling mehr hätte man auf diese Siegener Mannschaft gesetzt, die rund 50 mitgereisten Fans hatte die Unterstützung ihrer Kicker eh längst eingestellt, und auch der Cheftrainer Dominik Dapprich räumte im Nachgang ein, dass er mit einem guten Ende nicht mehr gerechnet habe.

Doch mit ganz viel Moral, einem bärenstarken Torwart Christoph Thies, der sein Team allein in den ersten 45 Minuten vor einem Debakel bewahrte, und einem wiedererstarkten Stürmer Masahiro Endo, der aus drei Ballkontakten zwei späte Tore erzielte, drehten die Sportfreunde ein längst verloren geglaubtes Spiel gegen das Tabellen-„Schlusslicht“ aus Herne zu einem glücklichen 2:2.

Hitzig sind die Begegnungen mit den den Balltretern aus Herne schon immer gewesen und allein der brüll-gewaltige Trainer Knappmann sorgt stets für einen hohen Lärmpegel sowie für einen hohen Unterhaltungswert. Niemand ist da vor dem Koloss sicher. Wenn dem Vulkan Knappmann der Sinn danach steht, raunzt er eigene Spieler, Schiedsrichter und Pressevertreter, oder aber auch den eigenen Vereinsvorstand auf der Tribüne an. Gefrustet nach dem späten Ausgleich forderte er bei der Pressekonferenz ein Stadionverbot für einige „Heckenschützen“ aus der Vereinsführung. „Andernfalls bleibe ich halt eben zu Hause!“

Doch zurück zum 94 Minuten langen Spiel zuvor. Das lief nämlich für Herne zunächst bestens. Trainer Knappmann hatte für den erkrankten Maurice Temme 15 Minuten vor Anpfiff Gianluca Marzullo in die Offensive gestellt und der Spieler mit der Rückennummer 26 entpuppte sich als Edeljoker: In der 11. Minute war Siegens Hintermannschaft zum dritten Mal indisponiert, und Marzullo erzielte sein erstes Saisontor. Nur drei Minuten später knallte Marzullo fast aus der gleichen Position mit einem Seitfallzieher das Leder unhaltbar ins Netz zur 2:0-Führung. Es war Einbahnstraßen-Fußball in Richtung des Siegener Tores, denn in den ersten 45 Minuten spielte nur eine Mannschaft offensiven Fußball mit vielen Torchancen: Westfalia Herne.

Giftiger, zweikampfstärker, immer mal wieder mit einem „schmutzigen“ Tackling agierte Herne. Torwart Thies riskierte Kopf und Kragen und hielt die Sportfreunde im Spiel. Die hatten dagegen nur zwei „halbe“ Chancen (7./Becker; 45. Yildirim), ansonsten Fehlanzeige. Siegens Trainer Dapprich: „Der Gegner hat uns gezeigt, wie man mit viel Kampfgeist und Willen zu einer 2:0-Führung kommt. Wir haben uns dagegen total dilettantisch angestellt.“ Björn Jost formulierte es so: „Wir hatten großes Glück, sonst wären wir mit einem 0:4 in die Kabine gegangen.“

Nach einer klaren Ansprache in der Kabine (O-Ton Jost) wollten die Sportfreunde gegen das Schlusslicht nicht mit 0:2 vom Platz und waren im zweiten Durchgang bemühter, doch zunächst kam nur Okay Yildirim zu einer Tormöglichkeit (53.). Hernes Trainer Knappmann brüllte stimmgewaltig seine Kicker nach vorne, die durch den pfeilschnellen Kai Hatano (54.) und Bilal Abdallah (80.) Großchancen versiebten - Torwart Thies klärte per Fußabwehr und Fuad Dodic rettete für seinen geschlagenen Schlussmann (68.) auf der Linie. Eine 5:0-Führung von Herne wäre verdient gewesen.

Doch dann agierte Siegen mit dem Mute der Verzweiflung: Die Flanke von Björn Jost verwandelte der kleine Japaner Masahiro Endo per Kopfball zum 1:2 (82.), und zehn Minuten später war Endo am kurzen Pfosten erneut zur Stelle als Hernes Torwart Lübcke den Schuss von Maximilian Wüst nur abprallen ließ und Endo mit dem 2:2 (92.) doch noch für ein gutes Ende sorgte. Auf der Pressekonferenz erklärte Dapprich: „Tut mir leid, dass wir hier heute einen Punkt mitnehmen, es ist ein verdammt glücklicher Punkt.“


Schiedsrichter: Lars Bramkamp (TuSHattingen) - Zuschauer: 400
Tore: 1:0 Gianluca Marzullo (11.), 2:0 Gianluca Marzullo (14.), 2:1 Masahiro Endo (82.), 2:2 Masahiro Endo (90.+2)



Aufrufe: 07.10.2018, 21:50 Uhr
Frank SteinseiferAutor