2024-04-19T07:32:36.736Z

Ligabericht

"Das ist unfassbar!“

Landesliga: Viele Sportkameraden sind hin- und hergerissen in einem Wechselbad der Gefühle nach dem Spektakel zwischen der SVEW und Vlotho

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„Das ist unfassbar!“ Diesen Satz, ausgesprochen vom verletzten SVEW-Stürmer Tim Ruhland nach dem Abpfiff, hörte man unzählige Male am Sonntag auf der Sportanlage im Seat-Boullier-Sportpark. „Wir haben zwei Punkte verschenkt“, ergänzte Ruhland seine ersten drei Worte nach diesem denkwürdigen Spiel.

Fußball-Landesligist SV Eidinghausen-Werste führte nach starken 60 Spielminuten hochverdient mit 3:0 gegen den Nachbarn SC Vlotho und kassierte binnen von 17 Minuten noch drei Gegentreffer. Ein Wechselbad der Gefühle. Statt zu jubilieren und sich in der Tabelle von den unteren Rängen weiter abzusetzen, treten die Werster auf der Stelle. Allein Dominik Flaake hätte sich in der Torjägerliste der Landesliga ganz weit nach oben schießen können. Er vergab gleich mehrere Hochkaräter – und ärgerte sich nachher am meisten darüber. Nach so einem Drama-Spiel aus Sicht der SVEW mit dem sehr unbefriedigenden Ende nach der komfortablen 3:0-Führung rückte sogar das Traumtor von Danny Odoy aus etwa 60 Meter in den Hintergrund. Damit toppte er das Supertor aus ca. 50 Meter von Julius Eckert (aktuell Auslandssemester in Newcastle) in der Saison-Auftaktpartie am 13. August gegen Rot-Weiß Mastholte zum 5:1- Endstand.


Mit einer Konter-Taktik überraschte Trainer Christian Scheidies den Gegner, den er eine Woche zuvor mit seinem Co-Trainer Marco Müller im Spiel gegen den TuS Tengern beobachtet hatte, und sein Team hatte Ball und Gegner total im Griff. Der SCV fand gar nicht statt, war langsam und behäbig. Nach hochkarätigen Torchancen musste es schon lange 4:0, 5:0 oder sogar 6:0 stehen (das war möglich) und der Deckel drauf sein auf dieser Partie – doch es kam anders und ganz brutal für die SVEW.

Nach einer guten Möglichkeit der Vlothoer in der 68. Minute (der Ball flog nach einer Flanke durch den SVEW-Strafraum, Torwart Axel Benus lenkte ihn mit den Fingerspitzen zur Ecke) feuerte SCV-Trainer Frank Schwöppe seine Jungs von der Seitenlinie lautstark mit den Worten an: „Jungs, weiter, ein Tor verändert das Spiel!“ Das es tatsächlich so kommen sollte, das ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand. Kaum waren diese Worte ausgesprochen von Schwöppe, schon klingelte es im Netz der Hausherren zum 3:1 (70.) nach Kopfball vom Bad Oeynhausener Jannik Schling.

Und plötzlich wurde es ein anderes Spiel, veränderte sich die Statik komplett auf die andere Seite. Die SVEW ließ sich weit zurückdrängen, gab es große Lücken im Mittelfeld. Der SCV machte Druck, die Abwehrkette stand oft in Höhe der Mittellinie. Schwöppe hatte nach der Pausenansprache auf eine Dreierkette (3-4-3) umgestellt und ging bewusst großes Risiko beim „Alles oder Nichts“ – und wurde belohnt.
Viele Schaulustige fragten sich später, wie ein so eindimensionales Spiel noch kippen kann. Eine Erklärung könnte sein, dass Jan Eckert nach der Pause im defensiven Mittelfeld nicht mehr wie eine Halbzeit lang die Löcher stopfen konnte. Er war nach einer überzogenen gelben Karte und einem weiteren Foulspiel Platzverweis gefährdet, so dass ihn der Trainer vorsichtshalber auswechselte.

Es ist müßig, über eventuelle Ursachen zu spekulieren, warum die drei Punkte nicht am Platz geblieben sind. Fakt ist: Veredelt die SVEW nur die Hälfte ihrer hochkarätigen Chancen, gibt es gar keine Diskussion. Aber es hätte sogar auch noch schlimmer kommen können: In der Nachspielzeit verlegte der Schiedsrichter nach dem Gedankenaustausch mit einem Linienrichter ein Foulspiel von Nemtsis an Czinski vor die 16-Meter-Linie. Nun geht es zur „Wundertüte“ nach Steinhagen. „Die sind viel stärker als Tabellenplatz 10. Das ist eine technisch und taktisch überragende Truppe“, hat Christian Scheidies eine hohe Meinung vom Gegner.

Aufrufe: 017.10.2017, 09:41 Uhr
Egon BieberAutor