2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht

…und dann kam die Flut

Als der SV Rot-Weiß Queckenberg das letzte Mal beim SC Villip gastierte, duellierte man sich noch auf einem Ascheplatz mit einer Ausdehnung von ca. 100 mal 90 Metern. Doch beim jetzigen Auftritt am Beckers Kreuz wären die Queckies inklusive Anhang zunächst fast vorbeigerauscht an der funkelnigelnagelneuen jedoch extrem geschrumpften Kunstrasenanlage. Wie eine zu heiß gewaschene Jeans ist das ehemals stattliche Geläuf auf die absoluten Mindestmaße eines Fußballplatzes eingelaufen.

Doch das sollte den Döring-Bures-Buben vollkommen egal sein. Ziel war es, von hier etwas Zählbares mitzunehmen. Die folgenden 90 Minuten entwickelten sich aus der Sicht der rot-weißen zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Von Anbeginn bestimmten die Gastgeber das Spielgeschehen. Doch die Jubelstürme brachen sich in der Gästekurve Bahn. Ungeachtet der leichten Feldvorteile des Gegners stellte man auf 0:2, und nicht wenige glaubten schon an drei sichere Punkte im eigenen Säckchen. Nach 14 Minuten pflasterte Ring eine D. Bures Flanke an den rechten Pfosten, dort lauerte Düsentrieb Wappenschmidt und brauchte nur den rechten Schlappen hinhalten. Keine 60 Sekunden später heimste S. Bures ebenfalls einen Vorlagenpunkt ein, als Fußballgott Uygur nach 5 Jahren und 15 Tagen endlich wieder in einem Punktspiel für den RWQ netzen konnte. Dabei tätschelte er die butterweiche Hereingabe gekonnt an den linken Innenpfosten. Doch nach diesem famosen Auftakt ebbte der Tatendrang der Voreifler abrupt und absolut unverständlich ab. Die ohnehin schon forscher auftretenden Einheimischen bekamen so vollends Oberwasser und steigerten sich in einen kleinen Rausch. Wer sich vielleicht nach der Anfangsviertelstunde nur noch den kulinarischen Genüssen zuwandte und erst mit dem Halbzeitpfiff an die Außenlinie zurückkehrte, konnte sich nur ungläubig und verwundert die Äuglein reiben, stand doch tatsächlich eine hoch verdiente 4:2 Pausenführung für den SC zu Buche. Alle vier Treffer (23., 25., 35., 45.) waren krassen und beinahe unverzeihlichen Fehlern in den Reihen der Queckies geschuldet.

Auch nach dem Wideranpfiff blieben die Kerle von der Madbach vieles schuldig und nahmen beinah widerstandslos gar das 5:2 hin (50.). Es dauerte bis zur 68. Spielminute. Als der altgediente Jovo Bodiroza ein Foul des SC-Schlussmannes ahndete und konsequenterweise auf den ominösen Punkte zeigte, schnappte sich Cipera die Kugel und gab mit einem satten Pfund in die Maschen der Gästehoffnung neue Nahrung. Und tatsächlich konnte man nun Augenzeuge eines kleinen Fußballwunders werden, wie es einst in alten Europapokalschlachten oftmals an der Weser zu Bremen zu bestaunen war. Nach etwas mehr als einer zähen rot-weißen Fußballstunde mutierte „Schimmel“ Döring an der Seitenlinie zum Herrn der Gezeiten und dirigierte eine rot-weiße Sturmflut, die alles mit sich mitzureißen drohte, was sich ihr in den Weg stellte. Villip musste sich nun eher wie eine kleine Nussschale im Ozean fühlen, jederzeit Gefahr laufend, von den Angriffswellen verschluckt zu werden. Zwölf Minuten vor Ultimo türmte sich Martin Ring wie eine Hydra aus den Wogen auf und wuchtete eine exakt herein geschlagene Ecke von S. Bures zum Anschlusstreffer unters Gebälk. Nun klatschte die rot-weiße Sturmflut unaufhörlich an am SC-Kasten, unablässig nach vorn geschrien vom zahlenmäßig deutlich überlegenen Gästemob. Man konnte spüren, wie Villip den Schlusspfiff herbeisehnte, um nicht vollends in diesem Naturschauspiel unterzugehen. Als der Unparteiische eine vierminütige Nachspielzeit ankündigte, hielt es auch P. Watty nicht mehr in seinem Kasten. In Liberomanier baute er sich an der Mittellinie auf, um von hier beinah jeden weit geschlagenen Entlastungsball der Engels-Truppe erbarmungslos zurück in die Hölle zu schicken. Mit seiner letzten Ballberührung leitete er denn auch den Todesstoß für Villip ein. D. Bures angelte die Kirsche gefühlvoll herunter, behielt wie ein erfahrener Steuermann den Überblick in all dem tosen und stürmen, um schließlich doch noch den zeitweise nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich zu erzielen.

Da das letzte Heimspiel am 08.12. bereits in das neue Jahr verlegt wurde, hat die Erste Garde des RWQ nach dieser kräftezehrenden und nervenaufreibenden Schlacht genügend Zeit, die Akkus für die Rückrunde wieder neu aufzuladen. Die Reserve tritt jedoch noch zweimal gegen den Ball: am 08.12. empfangen die Müllersburschen ab 12:30 Uhr den SSC Satzvey zu einem Testspiel. Am 15.12. reisen die „kleinen Queckies“ zur neu gegründeten zweiten Mannschaft von Rot Weiß Dünstekoven, Anstoß zum letzten Gefecht ist bereits um 13:00 Uhr.
Aufrufe: 03.12.2019, 22:43 Uhr
Daniel KunzeAutor