2024-04-24T13:20:38.835Z

FuPa Portrait

Vom Spielfeld in die Führungsetage

Fabian Großeschallau ist in den Verwaltungsrat des Drittligisten SC Verl gewählt worden. Dort ist vor allem die kaufmännische Expertise des 33-Jährigen gefragt.

Mehr fußballerische Expertise, mehr Kompetenz im Leistungssport und mehr Nähe zum Verein geht nicht. Fabian Großeschallau, seit Januar Mitglied im Verwaltungsrat des SC Verl, hat noch zusammen mit Robin Brüseke, Matthias Haeder, Mehmet Kurt, Daniel Mikic und Julian Stöckner aus dem aktuellen Drittligateam in der Kabine gesessen. In seinen Anfangsjahren bei den Senioren wurde er vom heutigen Präsidenten Raimund Bertels trainiert, und anschließend spielte er mit und unter dem aktuellen Coach Rino Capretti selbst für den Sportclub. „Kleine Vereine wie der SC Verl sind nun einmal darauf angewiesen, Leute an sich zu binden, die sich voll und ganz mit ihm identifizieren, auch oder gerade in der 3. Liga“, sagt der 33-Jährige zu dieser ungewöhnlichen Konstellation. Schließlich müssten sie über persönliches Engagement ausgleichen, was ihnen die Traditionsvereine und Ex-Bundesligisten in dieser Spielklasse an Hauptamtlichkeit voraus hätten. „Und wir sehen ja jetzt wie viel Erfolg man damit haben kann.“

Großeschallau hat das Ehrenamt mit großer Freude übernommen und freut sich riesig auf die neuen Aufgaben. Endlich sei er wieder ganz nah dran am Geschehen an der Poststraße und könne zusammen mit vielen alten Weggefährten helfen, dass der SC Verl auf seinem viel versprechenden Weg bleibe. „Dass ich super eng mit dem Sportclub verbunden bin, bei dem ich als Sechsjähriger mit dem Fußballspielen angefangen habe, ist ja allgemein bekannt.“


Und in der Vereinsstatistik nachzulesen. Nach seinen Ausbildungsjahren im Bundesliganachwuchs von Borussia Mönchengladbach absolvierte Fabian Großeschallau stolze 296 Pflichtspiele für den Regionalligisten,ehe er 2018 für zwei Spielzeiten zum Landesligisten FC Kaunitz wechselte. Dort ließ er seine aktive Laufbahn an der Seite von ehemaligen SCV-Mitstreitern wie Marco Kaminski, Lukas Krause oder Pascal Röber ausklingen. Seit letztem März sei aber endgültig Schluss. „So eine lange Zeit im höherklassigen Fußball merkt man halt doch“, erklärt der für sein Spielverständnis und seine Zuverlässigkeit als Verteidiger hoch geschätzte Sportler, warum es ihm überhaupt nicht schwer fällt, vom Spielfeld in die Führungsetage zu wechseln.


»Alle müssen hier in Verl mit anpacken«


Trotz seiner immensen Erfahrung wurde Fabian Großeschallau aber nicht nur als Fußballfachmann in den Verwaltungsrat berufen. „Weil für die Mannschaft, den Spielbetrieb und das Tagesgeschäft die Sportliche Leitung um Raimund Bertels zuständig ist, wird der Verwaltungsrat in Sachen Fußball zwar gerne um Rat gefragt. Er wird aber nur dann zwingend eingeschaltet, wenn es auch um Finanzielles geht“, erklärt der gebürtige Verler, als er seinen Aufgabenbereich mit „das Kaufmännische“ umschreibt.


„Der Verwaltungsrat kümmert sich um Lizenzierung, um Etatplanung oder um die Stadionthematik“,umreißt der Wirtschaftsingenieur, womit er sich beschäftigt. Für Fabian Großeschallau, der als Prokurist und Kaufmännischer Leiter bei EGE-Fensterbau auch im Beruf viel mit Zahlen und Zielen zu tun hat, sind diese Themen ungemein spannend, interessant und vor allem wichtig. „Die 3. Liga ist sportlich und wirtschaftlich eine große und permanente Herausforderung für den SC Verl.“ Er ist deshalb froh, dass die Premierensaison im Profifußball so gut läuft. Das sei für alle ein Anreiz, sich noch mehr reinzuhängen.


„Um weiter eine derart schlagkräftige Truppe aufzustellen zu können, müssen auch die Finanzen stimmen, muss sich die Einnahmeseite entsprechend entwickeln“, rechnet Fabian Großeschallau nüchtern vor. „Um das zu gewährleisten, ist ein Riesenaufwand notwendig, der bei uns nicht allein vom Vorstand oder von der Geschäftsstelle geleistet werden kann.“ Der junge Familienvater sieht deshalb „ganz, ganz viele Möglichkeiten“, um sich über den Verwaltungsrat einzubringen. Wie viel Zeit er dafür aufwenden muss, vermag er derzeit noch nicht recht einzuschätzen. „Aber lediglich Daumen hoch oder Daumen runter, wenn Entscheidungen anstehen, das ist nicht meine Vorstellung von Mitarbeit.“ Funktionieren würde ein Verein wie der SC Verl so ohnehin nicht. „Alle müssen hier mit anpacken. Das ist ja auch ein Stück weit der Grund für unseren Erfolg.“


Der wichtigste Grund ist natürlich auch für ihn die außergewöhnliche Mannschaft, die Rino Capretti („Seine Handschrift ist immer zu erkennen“) und Raimund Bertels über die Jahre zusammenstellten. „Die Jungs haben eine Spielidee, und die ziehen sie durch, egal gegen welchen Gegner. Es macht einfach Spaß, ihnen zuzuschauen.“ Die Heimspiele in der 3. Liga hat der neue Verwaltungsrat so oft es ihm möglich war, direkt im Stadion verfolgt. Ansonsten habe er die Live-Übertragungen in Magenta TV oder die Berichte in der ARD-Sportschau als „eine Riesensache für Verl“ empfunden.


»Dann würde alles noch mehr Spaß machen«


Natürlich denkt Fabian Großeschallau beim Zuschauen mitunter an die eigene Spielerkarriere zurück. „Wir hatten ja auch schon gute Mannschaften und hätten uns gegen einen Aufstieg auch nicht gewehrt.“ Den Fußball damals und heute analytisch zu vergleichen, möchte der langjährige Stammspieler („Andere Zeiten, andere Vorrausetzungen“) allerdings nichts und belässt es bei der allgemeinen Feststellung: „Heute ist vom Training über die Betreuung bis zur Spielweise halt alles noch etwas intensiver, professioneller und leistungsorientierter.“ Dafür möchte Fabian Großeschallau noch einen Wunsch äußern: „Es wäre schön, wenn unsere Zuschauer möglichst bald wieder ins Stadion dürften. Dann würde das alles noch mehr Spaß machen.“

Aufrufe: 06.3.2021, 10:15 Uhr
Uwe KrammeAutor