2024-04-24T07:17:49.752Z

Spielbericht

Derby-Remis: SC Wiedenbrück und SC Verl trennen sich 1:1

Auftaktspiel zur Regionalliga-Saison 2018/19 sowie Kreisderby aus Gütersloh wird bei zeitweise mehr als 35 Grad Celsius zur Hitzeschlacht. Wiedenbrücks Studtrucker anscheinend schon wieder verletzt.

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Bei der 17. Auflage des ostwestfälischen Kräftemessens zwischen dem SC Wiedenbrück und dem SC Verl gibt es keinen Sieger. Beide Teams trennen sich am 1. Spieltag der Regionalliga West vor 1.950 Zuschauern im Jahnstadion mit einem leistungsgerechten 1:1-Unentschieden. Bei extrem schwülheißen Temperaturen (über 35 Grad) wurde die Partie mehrfach für dringend benötigte Trinkpausen unterbrochen und und lebte vor allem vom „Derbycharakter“ – spielerisch blieb die Partie auf bescheidenem Niveau. Den besseren Start erwischten die Gäste aus Verl, die durch einen Treffer von Viktor Maier bereits nach sieben Minuten in Führung gingen. Nur rund zehn Minuten später wäre nach einem Torwartfehler fast das 0:2 gefallen, doch der SC Wiedenbrück hatte Glück.

SC Wiedenbrück - SC Verl 1:1

Kurz nach der Halbzeitpause erzielte der eingewechselte Muhovic das 1:1 für die Hausherren (49.). Muhovic kam bereits in der 6. Spielminute für „Rückkehrer“ Studtrucker in die Begegnung. Anscheinend hat sich der 28-jährige Angreifer erneut verletzt. Bereits im vergangenen Jahr scheiterten nach einem Außenknöchelbruch mehrere Comeback-Versuche.

„Dies ist eine ganz besondere Eröffnung“, hatte Hermann Kormacher, der Präsident des Westdeutschen Fußball-Verbandes aus Gütersloh, dem Publikum und den beiden Mannschaften vor dem Anpfiff zugerufen, und das mit der neuen Regelung begründet: „Erstmals steigt der Meister am Saisonende direkt auf.“


SC Wiedenbrück

Die beiden Klubs aus dem Kreis sind dafür keine ernsthaften Kandidaten. Den Platz an der Sonne werden sie nach einer Nacht wieder verlassen müssen, wenn die sieben weiteren Partien des 1. Spieltags absolviert sind. Titelfavorit Viktoria Köln greift erst am Sonntag (29. Juli) ins Rennen ein.

Ob der SC Wiedenbrück wieder eine so gute Rolle spielen kann wie in der Vorsaison, die er als Siebter beendete, bleibt abzuwarten. Von der Topform des Vorjahres ist die neue Mannschaft von Trainer Björn Mehnert noch weit entfernt. Vor allem in der 1. Halbzeit bot die Elf eine schwache Leistung. Weder funktionierte die Spieleröffnung durchs Mittelfeld, noch kamen die langen Bälle vorne an. Und mit dem Versuch, über die Flügel anzugreifen, kamen die Wiedenbrücker gegen die variable Dreier-Fünferkette des SC Verl nicht durch.

Allerdings wurde die Startelf früh dezimiert. Marwin Studtrucker musste schon nach fünf Minuten wegen muskulärer Probleme vom Platz. „Das war sehr bitter und ein Schock für uns“, gestand Mehnert. Für die rasante Angriffsspitze kam mit dem bulligen Zlatko Muhovic ein ganz anderer Spielertyp. Zu allem Überfluss kassierten die Wiedenbrücker gerade in der Phase, als sie nach Studtruckers Ausscheiden vorne in Unterzahl agierten, hinten den Gegentreffer zum 0:1 (6.) durch Viktor Maier.

Dem Rückstand hinterherlaufen zu müssen, war angesichts der Temperatur von schwülen 33 Grad nicht nur psychologisch ein Nachteil, sondern auch eine physische Herausforderung. Die SCW-Spieler scheuten sie nicht, bekamen aber keine Struktur in ihr Spiel. Die Chancen für Daniel Schaal (12.) und Yannick Geisler (33.), die beide an SCV-Keeper Robin Brüseke scheiterten, entsprangen Einzelaktionen. Nur der Innenpfosten und das anschließende Zupacken von Torhüter Marcel Hölscher verhinderte in der 44. Minute, dass die Partie schon zur Pause vorentschieden war. Wie sich Innenverteidiger Marcel Leeneman zuvor von Patrick Kurzen hatte abkochen lassen, sah alles andere als souverän aus.

Mit dem raschen 1:1 durch Zlatko Muhovic, für das der beste Wiedenbrücker, David Hüsing, die Vorarbeit leistete, egalisierten sich auch die Kräfteverhältnisse auf dem Feld. „Wir hatten mehr Körner“, glaubte Björn Mehnert einen Grund zu erkennen, warum sein Team die Bälle im Mittelfeld nun besser behauptete. Leeneman (53.) und Latkowski (62.) boten sich sogar (ungenutzte) Möglichkeiten zum Führungstreffer. Am Ende gaben sich aber beide Teams mit dem Punkt zum Saisonstart zufrieden.


SC Verl

Zumindest kämpferisch ist der SC Verl drin in der neuen Regionalligasaison. Im Eröffnungsspiel beim SC Wiedenbrück gingen alle von Rino Capretti aufgebotenen Spieler bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke an ihre Grenzen. Der Coach der Gäste konnte deshalb auch gut mit dem einen Punkt im von beiden Seiten auch noch hitzig geführten Kreisderby leben. Allerdings merkte er kritisch an: „In der 2. Halbzeit war das zu wenig Fußball. Da haben wir es viel zu oft mit langen Bällen probiert. Aber man hat halt auch gesehen, dass die Jungs platt waren.“

Den zweiten und dritten Punkt haben die Verler womöglich kurz vor Schluss der von ihnen bestimmten 1. Halbzeit liegen gelassen. Patrick Kurzen war auf und davon gegangen, als sein Gegenspieler Marcel Leeneman den nach einem Abschlag von Keeper Robin Brüseke aufspringenden Ball nicht erreichte. Der schnelle Angreifer zog freistehend aus halbrechter Position ab, traf den linken Innenpfosten und kam um die zweite Chance, weil sich SCW-Keeper Marcel Hölscher den zurückspringenden Ball schnappte.

„Ist der drin, wird es für die Wiedenbrücker ganz schwer, denn bei dieser Hitze einem Zwei-Tore-Rückstand hinterlaufen zu müssen, ist brutal“, sagte Raimund Bertels in der Pause. „Jetzt erleben wir gleich ein ganz anderes Derby, weil unsere Gastgeber mehr riskieren werden“, unkte der SCV-Vorsitzende.

Dass sich seine Mannschaft aber direkt nach der Pause den Ausgleichstreffer und das auch noch wegen einer in den Testspielen wiederholt zu beobachtenden Schwäche einfing, hatte Bertels nicht befürchtet. Nach einer von der linken Verler Defensivseite schlecht verteidigten Hüsing-Flanke kam Zlatko Muhovic, ausgerechnet ein Ex-Verler, im Zentrum jedenfalls ungestört zum Abschluss.

Immerhin hatten sie sich die Gäste schnell wieder gefangen und ließen in dem zunehmend von Zweikämpfen und Fouls geprägten Kampfspiel nur noch eine Kopfballchance für den Gegner durch Leeneman (63.) zu. Allerdings hatten sie selber auch nur noch zwei nennenswerte Abschlüsse durch Julian Stöckner (64.) und Patrick Kurzen (74.).

Viel Ansporn für den weiteren Serienverlauf dürfen die Verler aus ihrer Vorstellung in der 1. Halbzeit ziehen. Denn mit ihrer Dreierkette, in die überraschend Sergej Schmik zwischen Julian Stöckner und Julian Schmidt eingerückt war, sowie mit ihrem massierten Fünfer-Mittelfeld ließen sie kaum einmal einen geordneten Spielaufbau des SC Wiedenbrück zu. Allerdings machten sie zu wenig aus ihren vielen Ballgewinnen, obwohl sie durch den Führungstreffer des wieder einmal seine Torjägerqualitäten beweisenden Viktor Maier (7.) in einer guten Ausgangsposition waren. „Aber wenn du dann so eine Chance hast wie durch Patrick Kurzen, dann musst du sie auch machen, wenn du hier gewinnen willst.“ Rino Capretti vermisste wieder einmal die nötige Kaltschnäuzigkeit.



Schiedsrichter: Alexander Ernst (Holzen) - Zuschauer: 1.950
Tore: 0:1 Viktor Maier (7.), 1:1 Zlatko Muhovic (49.)
Aufrufe: 027.7.2018, 21:00 Uhr
FuPa / Uwe Kramme & Wolfgang TemmeAutor