2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines

"Frank Mitschkowski war jederzeit informiert"

Nettetals Teammanager spricht über die Saison-Planungen und den Vorwurf, dass der Oberligist dem 1. FC Mönchengladbach Spieler „klauen“ würde.

Khaled Daftari ist schon gut rumgekommen im Amateurfußball der Region. Er war Co-Trainer beim SV Lürrip, beim 1. FC Mönchengladbach und beim SV Straelen. Seit Sommer 2019 ist er Teammanager beim SC Union Nettetal und als solcher für die Kaderplanung zuständig. „Ich musste mich schon daran gewöhnen, nicht mehr auf dem Platz zu stehen“, gesteht der 42-Jährige. Die Corona-Pandemie hat ihm und seinem Klub die Abstiegssorgen genommen, die Nettetaler bleiben sehr wahrscheinlich auch in der neuen Saison Oberligist, weil es nach der Entscheidung, die Saison zu beenden, wohl keine Absteiger gibt. Daftari ist nun mit der Planung des Teams für die neue Saison beschäftigt. Darüber spricht er im Interview.
Herr Daftari, es sah nicht gut aus für Union, Sie mussten zweigleisig planen. Nun bleibt Ihr Klub wohl in der Oberliga ...

Daftari: Darüber freuen wir uns, aber uns ist und war es wichtig, dass die Saison abgebrochen wird und wir Planungssicherheit haben, unabhängig von der Liga. Wir sehen es als Chance und Herausforderung, ein drittes Jahr in Folge in der Oberliga anzutreten. Wir haben eine 1a-Anlage, eine der besten im Umkreis, und der Klub ist gesund aufgestellt. Wir sind nicht von einem Sponsor abhängig, dass ist gerade in der aktuellen Situation mit der Corona-Krise ein großer Vorteil. Sollte sich ein Sponsor zurückziehen, kann man das auffangen.

Warum hat es sportlich nicht so gut geklappt in dieser Saison? Es gab ja kaum noch Hoffnung auf Rettung.

Daftari: Wir sind in die Saison gegangen und haben früh festgestellt, dass es so schwer werden würde. Wir haben dann noch drei, vier Spieler abgegeben. Kurz vor dem Ende der Transferzeit haben wir reagiert, aber wir konnten uns nicht mehr entscheidend verstärken. Wir haben viele Spiele knapp oder in der Schlussphase verloren. Auch das ist eine Frage der Qualität. Die hat uns einfach in der letzten Konsequenz gefehlt.

Warum wird es jetzt besser?

Daftari: Weil wir ganz bewusst einen großen Umbruch eingeleitet haben. Wir haben mit den Grundplanungen im Januar/Februar begonnen, schon damals unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit. Die wichtigste Entscheidung war, dass der Verein gesagt hat: Wir halten an Trainer Andreas Schwan fest und trennen uns stattdessen von 13, 14 Spielern. Wir versuchen es mit einer jungen, hungrigen Mannschaft, die ein Durchschnittsalter von unter 22 Jahren haben wird. Es kann ein Ritt auf der Rasierklinge werden in der Oberliga. Aber wir nehmen die Sache an – und wir vertrauen dem neuen Team.

Es kommen Spieler mit Erfahrung in der Junioren-Bundesliga.

Daftari: Das ist richtig, dennoch ist der Seniorenfußball gerade in der Oberliga nochmal etwas anderes. Darum werden wir zwei, drei Routiniers haben, die den jungen Spielern helfen sollen. Wir sind mit einem Spieler im Gespräch, haben aber auch schon welche im Team. Wie zum Beispiel Drilon Istrefi oder Pascal Schellhammer und Leo Lekaj, die ja vom 1. FC Mönchengladbach zu uns kommen.

Hat sich Ihr Ex-Verein nicht bei Ihnen beschwert, dass Sie ihm so viele Spieler „klauen“?

Daftari: Gegen diesen Vorwurf, der zuletzt öfter von einigen Leuten kam, wehren wir uns entschieden. Ja, es kommen einige Spieler vom FC zu uns, davon zwei aus der U19, aber wir haben da nicht gewildert. Aufgrund der Situation beim FC, die ich überhaupt nicht bewerten will, haben viele Spieler des FC signalisiert, dass sie den Verein verlassen wollen, am liebsten als Block. Das FC-Team war ein verschworener Haufen. Wenn Frank Mitschkowski Trainer geblieben wäre und es die Mitgliederversammlung mit einem Vorstandswechsel gegeben hätte, wären sie auch nicht gegangen. Ich war im Übrigen mit Frank Mitschkowsi immer im Gespräch, er war jederzeit informiert, da ist nichts hinter dem Rücken gelaufen. Die Situation hat sich so ergeben, die Spieler wären, meiner Meinung nach, so oder so gewechselt, entweder gemeinsam oder zu verschiedenen Vereinen.

Pascal Schellhammer und Marcel Schulz hatten Union schon 2019 zugesagt und sind dann beim FC geblieben. Nun kommen sie doch.

Daftari: Natürlich haben wir uns damit beschäftigt und mit den Spielern darüber gesprochen. Aber: Jeder hat eine zweite Chance verdient und ich bin mir sicher, dass die Spieler uns sehr helfen werden. Es wird eine junge, interessante Mannschaft. Wir haben Spieler mit Tempo, Talent und viel Ehrgeiz geholt.

Das klingt nach der Philosophie des Partnervereins von Union, Borussia.

Daftari: Es ist ja auch ein guter Weg, den jetzt ja auch viele Profi-Klubs gehen. Und warum soll er nicht auch für Amateurvereine der richtige sein? Klar, man kann sagen, dass in der Oberliga ein hohes Niveau herrscht, aber es zählt nicht, ob jemand alt oder jung ist, sondern ob die Jungs, die Qualität haben. Und davon sind wir bei jedem einzelnen Spieler überzeugt. Wir haben eine gesunde Mischung aus Spielern, die auch schön höher gespielt haben, und Talenten. Für unser Team wird es ein schönes Abenteuer. Daran können die Spieler wachsen und sich beweisen.

Und Trainer Schwan ist weiter der Richtige?

Daftari: Ja, definitiv. Wenn man sich das Training anschaut, dann sieht man auch da eine sehr hohe Qualität. Dazu gehören natürlich auch die Co-Trainer und der Torwarttrainer. Da kommt viel rüber. Er spricht die Sprache der Jungs. Ich denke, nach vier Jahren mit fast dem gleichen Team ist es auch für ihn gut und wichtig, neuen Input in der Mannschaft zu haben. Wir sind an der Stelle sehr gut aufgestellt.

Aufrufe: 06.6.2020, 12:00 Uhr
RP / Karsten KellermannAutor