2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ehrung der Torjäger beim Wettbewerb des Gießener Anzeigers: (von links) Julia Burger (TSV Hungen), Fabienne Diehl (FSG Pohlheim), Rebe Sansar (TSG Wieseck II), Felix Erben (FSV Fernwald), Alparslan Bingöl (FSG Lollar/Staufenberg), GA-Sportressortleiter Albert Mehl.  	Foto: Ben
Ehrung der Torjäger beim Wettbewerb des Gießener Anzeigers: (von links) Julia Burger (TSV Hungen), Fabienne Diehl (FSG Pohlheim), Rebe Sansar (TSG Wieseck II), Felix Erben (FSV Fernwald), Alparslan Bingöl (FSG Lollar/Staufenberg), GA-Sportressortleiter Albert Mehl. Foto: Ben

Plädoyers für den »kleinen« Fußball

KREISFUSSBALLTAG: +++ Vielzahl von Ehrungen bei kleinem Kreisfußballtag +++ Gastgeber Jörg Fischer unterstreicht „soziale Verantwortung der Vereine“ +++

WATZENBORN-STEINBERG. Kenner der Spielklasse trauen dem FSV Fernwald den Durchmarsch in die Hessenliga durchaus zu. „Nein, es war ein Spiel von vielen, wir denken von Woche zu Woche.“ Angreifer Felix Erben ließ sich auch nach dem glanzvollen 6:0-Erfolg zum Auftakt der Verbandsliga-Runde im Derby bei der SG Kinzenbach nicht dazu hinreißen, vom den nach außen hin eher zurückhaltend formulierten Saisonzielen der Steinbacher abzuweichen. Der 24-Jährige stand am Samstagmorgen im Gasthaus „Zur Krone“ in Watzenborn-Steinberg ohnehin aus einem anderen Grund vor den Vereinsvertretern der Clubs aus dem Sportkreis Gießen. Henry Mohr und der Kreisfußballausschuss hatten zum jährlichen kleinen Kreisfußballtag eingeladen, der ein umfangreiches Programm bot.

Darunter zahlreiche Ehrungen, zu denen auch die der Torjäger 2016/17 durch GA-Sportressortleiter Albert Mehl gehörte. Und im Vergleich der Goalgetter von der Kreisliga B aufwärts setzte sich Felix Erben mit 38 Treffern als Gruppenliga-Schützenkönig, ermittelt durch einen Quotienten, die Krone auf. Absolut bemerkenswert: Julia Burger erzielte für den TSV Hungen in der Kreisoberliga der Frauen sage und schreibe 81 Tore in 24 Partien, also mehr als drei im Schnitt pro Begegnung. Derweil ehrte Holger Pfeiffer von der Licher Privatbrauerei die fairsten Mannschaften und lud die Sieger für den November zu einem vergnüglichen Abend in der Brauerei ein.

Dort dürfte sich das Team des SV Annerod II mittlerweile heimisch fühlen, denn der „große Wiederholungstäter“, wie es Henry Mohr mit einem Augenzwinkern ausdrückte, gewann die Wertung der Kreisliga B2 bereits zum vierten Mal.

Der Ehrenamtsbeauftragte Horst Hilgardt warb derweil für die DFB-Aktion zum Ehrenamt und zum Wettbewerb „Fußballhelden“ für junge Trainer. Bis Oktober sei es für die Clubs möglich, bei ihm verdiente Ehrenämtler anzumelden, die dann beim Jahresempfang im Januar 2018 ausgezeichnet werden.

Gastgeber des Treffens war anlässlich des 90-Jährigen Bestehens der SC Teutonia Watzenborn-Steinberg, dessen Geschäftsführer Jörg Fischer nicht nur auf das „Erlebnis“ Regionalliga Südwest im Jubiläumsjahr zu sprechen kam („Das waren für uns alle ganz besondere Momente, die wir aufgesaugt haben“), sondern auch Kritik und Bedenken äußerte, was die Zukunft des Fußballs an der Basis anbelangt – abseits des nicht greifbaren Profigeschäfts mit Millionentransfers weit im dreistelligen Bereich wie im Fall des Brasilianers Neymar: „Die Vereine haben eine immense soziale Verantwortung, das ist ein zentraler Mosaikstein. Sie muss von den Kommunen deutlicher wertgeschätzt und finanziell unterstützt werden. Der Sportplatz ist der soziale Mittelpunkt im Dorf. Wir müssen es mit viel Engagement wieder schaffen, die Leute auf die Sportplätze zu bekommen. Wenn 1100 Zuschauer das Spiel zwischen dem SC Waldgirmes und uns anschauen und 400 die Partie zwischen der SG Kinzenbach und dem FSV Fernwald, ist das gut, aber doch eigentlich zu wenig.“

Henry Mohr bezog anschließend Stellung zu einer weiteren, mindestens ebenso großen Herausforderung, mit der sich der „kleine“ Fußball auseinanderzusetzen hat. „Das Spielgeschehen zu strukturieren, wird jedes Jahr schwieriger. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir in Zukunft noch vernünftige B-Ligen bilden können und dabei andere Kreise einbeziehen. Hessen hat eine schlechte Spielklassenstruktur. Auf mittlerer Ebene sind drei Verbandsligen zu viel, da könnte einige auch in den Klassen darunter spielen. Wir arbeiten daran, aber es gibt eine Menge Kirchturmdenker“, plädierte der Kreisfußballwart für eine Stärkung der unteren Ligen, insbesondere auf Kreisniveau, um den Spielbetrieb langfristig aufrecht zu erhalten.

Mohr konnte gleichwohl auch Positives berichten, von immerhin 100 Zuschauern, die am Abend zuvor die Rückkehr des SV Dorf-Güll nach einjähriger Abstinenz mangels Spielermasse in die Kreisliga B1 verfolgt hatten. Die Basis hat im Fußballkreis Gießen von der B-Klasse bis zur Hessenliga die komplette Bandbreite des Amateurfußballs anzubieten, Vorhang auf zur Saison 2017/18. Dorf-Güll tritt übrigens am Sonntag beim SV Kurdistan Gießen an, während das „Flaggschiff“ Watzenborn bei Buchonia Flieden gastiert. Und Felix Erben? Der empfängt mit Fernwald den FV Biebrich und könnte seinen Ruf als Torjäger weiter ausbauen.



Aufrufe: 07.8.2017, 08:00 Uhr
Gießener AnzeigerAutor