2024-05-02T16:12:49.858Z

Transfers

Nürn- statt Steinberg

RL SÜDWEST: +++ Weggang von Scheffler bedeutet auch, dass weiteres heimisches Talent bei Teutonen fehlt +++

giessen (thos). Vor knapp einem Jahr war Julian Scheffler (Foto: Teutonia) an einem Tor beteiligt, das dem SC Teutonia Watzenborn-Steinberg den Weg zum ersehnten Aufstieg in die Regionalliga Südwest ebnen sollte. Scheffler lieferte einen Flankenlauf erster Güte, bediente Christopher Schadeberg, dessen Kopfballtreffer den 1:1-Endstand im Gipfeltreffen beim Tabellenzweiten RW Frankfurt bedeutete. Der 20-jährige Scheffler, ausgebildet in der Nachwuchschmiede der TSG Wieseck, durfte als Paradebeispiel für das Bestreben des Vereins gelten, jungen Talenten aus der Region an der Schwelle zum Profifußball eine Chance zu geben. Jetzt, zwölf Monate später, steht der Wechsel des Linksverteidigers zur U 23-Mannschaft des 1. FC Nürnberg fest.

Ein Schritt, den Trainer Stefan Hassler bedauert: „Keine Frage, wir hätten ihn gerne gehalten, aber sein Vertrag läuft aus und er hatte die Möglichkeit in der Nachwuchsmannschaft eines Profivereins zu spielen. Das wollten wir ihm nicht verbauen. Er hätte perspektivisch bei uns eine Rolle gespielt. Julian ist ein Typ, auf den du dich immer verlassen kannst.“

Gewiss, beim „Club“ findet Scheffler nicht nur bessere strukturelle Bedingungen vor, sondern kann auch in der Regionalliga bleiben, während der SC höchstwahrscheinlich den Gang in die Hessenliga antreten muss. Dennoch ist Schefflers Abschied vor dem Hintergrund, dass er in einem Kader, der sich deutschlandweit und international rekrutiert, einer der verbliebenen Mittelhessen ist, bedauerlich. Als Förderer des 20-Jährigen galt der ehemalige Trainer Daniel Steuernagel. Unter ihm stand Scheffler in drei der ersten fünf Spiele in der Startformation. Francisco Copado baute bald nicht mehr auf den Linksfuß, der in seinen Leistungen schwankte. Zwischen Mitte September und April, also auch unter dem Duo Hassler und Gino Parson, tauchte er lediglich einmal in der Anfangself auf. Hassler und Parson setzten seit der Winterpause des Öfteren auf ein 3-5-2-System mit einer offensiven Dreierreihe, in der Scheffler keinen Platz fand. Aber auch wenn sie mit Viererkette agierten, erhielten auf der linken Seite andere Akteure wie Marin Vidosevic oder Francis Adomah den Vorzug. Andere Spielertypen, defensiver ausgerichtet und mit mehr Routine. Scheffler dagegen punktet mit Laufstärke, hohem Tempo und seiner Dynamik. Defizite sind im taktischen Verhalten zu verzeichnen, zudem fehlt es ihm an Erfahrung. Überzeugen konnte auf dieser Position aber niemand wirklich. Nun sieht Scheffler seine Zukunft in Nürnberg, wo er als zweites Standbein sein Studium fortsetzen wird. Im Grunde genommen wäre Scheffler als erst 20-jähriger Student dafür prädestiniert gewesen, den Weg der Teutonen mitzugehen. Dieser Weg besagt, das Profitum auch eine Etage tiefer voranzutreiben und umgehend die Rückkehr in die Regionalliga zu schaffen. Es stellt sich die Frage, ob sich das Konzept mit den Lebensentwürfen heimischer Spieler wie Kian Golafra, Julian Simon und Raffael Szymanski deckt.



Aufrufe: 05.5.2017, 20:05 Uhr
Gießener AnzeigerAutor