2024-04-19T07:32:36.736Z

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Niko Semlitsch
Niko Semlitsch

"Mittelhessen war noch nie so dicht dran"

HESSENLIGA: +++ Ex-Profi, Ex-Trainer und Fussball-Experte Niko Semlitsch blickt auf die Tabellenspitze der Hessenliga +++

Giessen. Es wird richtig interessant in Mittelhessen. Schon vor der Saison, das ist zum Glück nachlesbar, habe ich gesagt, dass Watzenborn oben mitspielen wird. Und das ist genau so auch eingetreten.

Ich verfolge den Weg der Teutonen gern, sehe mir gerne die Spiele an, denn es ist für mich ein ganz großes und spannendes Ding, das wir da erleben dürfen. Es ist interessant zu beobachten, ob Watzenborn-Steinberg jetzt mit diesen denkbar guten sportlichen Voraussetzungen den Sprung in die Regionalliga schafft, ob sie das Abenteuer annehmen, wie sie es angehen - und ob es das Umfeld packt, mit der sportlichen Entwicklung Schritt zu halten.

Mittelhessen war noch nie so dicht dran, eine Mannschaft auf, nennen wir es, nahezu professioneller Ebene zu etablieren. Man muss sich ja dann mal vorstellen, wer da alles kommt: Kickers Offenbach, der 1. FC Saarbrücken, Eintracht Trier, Waldhof Mannheim, aber auch zum Beispiel die Spvgg Elversberg. Das ist zwar auch ein kleiner Verein, nicht so ein Traditionsklub, aber die bewegen sich in diesem Umfeld ja auch schon einige Jahre. Watzenborn wird die vielen Erfahrungen, die andere hessische Vereine gemacht haben, sicher mit einkalkulieren und gut beobachtet haben. Denn ich habe das Gefühl, dass gerade die hessischen Vereine manchmal etwas naiv in die Regionalliga gegangen sind, oder nicht wussten, wie hoch der Qualitätsunterschied tatsächlich ist.

Baunatal, Eschborn oder Alzenau haben das Abenteuer Regionalliga bereits hinter sich, sind schnell wieder zurückgekommen und stehen aktuell in der Hessenliga wieder unter ferner liefen. Auch der TSV Steinbach ist mit viel Vorschusslorbeeren gestartet und aufgestiegen, kämpft aber nun hart um den Klassenerhalt.

Nun aber zur aktuellen Hessenliga-Situation: Watzenborn hat sicher, auch dank der Neuzugänge, gute Karten, als Hauptkonkurrent ist Rotweiss Frankfurt zu nennen, Lehnerz vielleicht, hat aber schon ordentlich Rückstand. Der SV Wiesbaden gibt ein schwaches Bild ab, der Rückzug zum Saisonende ist kein Ruhmesblatt für den Verein, der doch sehr ambitioniert angetreten ist. Eintracht Stadtallendorf ist zwar Vierter, hat aber insbesondere von seinem top Start gelebt, da wächst das Selbstbewusstsein und man spielt schon mal über den Verhältnissen. Stadtallendorf lebt von der Fitness, ist aber für mich kein Kandidat für ganz vorne.

Gespannt sein darf man auf die Entwicklung von Hessen Dreieich, das ja mit Rudi Bommer und Ralf Weber Prominenz an die Seitenlinie geholt hat. Und mit Mimoun Azaouagh und Youssef Mokhtari haben sie zwei Ex-Profis auf den Platz. Mit nur 20 Punkten steht der Klub, der große Ziele hatte, nahe den Abstiegsplätzen und wird in dieser Saison vielleicht noch vorrücken können, aber sicher nicht mehr ganz nach vorne kommen. Wie die Entwicklung mit Dreieich in der Hessenliga weitergeht, dürfte interessant werden. Wenn Watzenborn dann hoffentlich eine Klasse höher spielt.

Niko Semlitsch ist Ex-Profi, Ex-Trainer und unser Experte für Hessen- und Verbandsliga.



Aufrufe: 025.2.2016, 11:45 Uhr
Niko Semlitsch (Gießener Anzeiger)Autor