2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
F: Rinke
F: Rinke

Ein kleiner, durchaus großer Favorit

REGIONALLIGA SÜDWEST: +++ Nochmals verstärkter SV Elversberg gilt in Expertenkreisen als erster Titelkandidat im Feld der illustren Namen +++

giessen. Kickers Offenbach, SSV Ulm, Stuttgarter Kickers, Waldhof Mannheim, Wormatia Worms, KSV Hessen Kassel, 1. FC Saarbrücken – Namen, die zart schmelzend auf der Zunge des Fußball-Freundes zergehen. Vor allem, wenn er es mit der Tradition hält. Und davon gibt es in der Regionalliga Südwest, neue Heimstatt des SC Teutonia Watzenborn-Steinberg, reichlich.

Aber was heißt schon Tradition? Vor allem in der Regionalliga ist das oft nur ein Blick in die (glorreiche) Vergangenheit. Denn Tradition haben auch die Teutonen. Von der Gauliga bis zur A-Liga, von der Verbandsliga bis jetzt zur Regionalliga. Tradition sagt nicht viel über Gegenwart und Zukunft.

Großer Name hin oder her: Favorit in der nun anstehenden Saison ist, all den Stuttgarter und Offenbacher Kickern zum Trotz, der SV Elversberg.

„Unsere Elv“ prangt exponiert auf der sehr professionellen Homepage des Klubs aus dem Saarland, der dank der Unterstützung von Ursapharm (Firma des Aufsichtsratsvorsitzenden Frank Holzer) der erste Aufstiegskandidat ist. Mit Edmond Kapllani vom FSV Frankfurt, immerhin erfolgreichster ausländischer Torschütze der 2. Bundesliga, dem Slowaken Milan Ivana, der mit Darmstadt 98 den Sprung in die Bundesliga schaffte, und Steffen Bohl (29 Spiele in der 2. Liga für den MSV Duisburg) haben sich die Elversberger noch einmal ordentlich Qualität gesichert. Allerdings auch viel Routine, um nicht zu sagen Altersweisheit, denn die drei Neuzugänge sind 34, 32 und 32 Jahre alt. Dürften aber als Akteure, die in der vergangenen bzw. vorvergangenen Saison Stammspieler in der 2. Liga waren, für die Regionalliga noch genügend Körner haben. Zudem hat das Team aus der 13 000-Einwohner-Gemeinde mit Michael Wiesinger einen Trainer mit Bundesliga-Erfahrung.

Ähnlich prominent ist auch die Bank der Saarländer Kollegen vom 1. FC Saarbrücken besetzt. Der Ex-Kölner Mittelfeldmotor Dirk Lottner will mit den Saarländern ebenfalls „oben mitspielen“, galt in der vergangenen Saison als Aufstiegskandidat, drückt das diesmal allerdings nicht ganz so deutlich aus. Vielleicht auch, weil der 1. FCS in der Endabrechnung satte 19 Zähler hinter Waldhof Mannheim lag.

Überhaupt mangelt es in der Südwest-Liga nicht an prominenten Trainer-Namen. So hat auch bei Waldhof Mannheim mit Gerd Dais ein ehemaliger Bundesliga-Profi das Sagen, wobei es zwischenzeitlich bei den Waldhöfern wieder ordentlich knirschte im Gebälk, gab es im Vorstand doch reichlich Unstimmigkeiten. Vielleicht auch noch Auswirkungen des so gerne realisierten Aufstiegs, den Mannheim in der Relegation gegen die Sportfreunde Lotte dann allerdings verpasste.

Stark positionierte sich in der vergangenen Spielzeit auch die TSG Hoffenheim II, die nur knapp hinter Mannheim und Elversberg auf Rang drei landete und sich für ihr spielstarkes Junioren-Team jetzt noch die Dienste eines echten Leitwolfes sicherte: Marco Engelhardt (35), Ex-Nationalspieler und 106-fach in der Bundesliga am Werk, wird im defensiven Mittelfeld die Fäden ziehen.

Wer an der Spitze die Fäden zieht, ist indes nur schwer zu prognostizieren, wenn auch der SV Elversberg laut „Kicker“ der Meisterschaftsfavorit ist. Der SVE war bereits in der Saison 2013/14 in der 3. Liga, stieg aber sang- und klanglos wieder ab.

Die Offenbacher Kickers, die die vergangene Saison als Vierte abschlossen und mit ihrem Promi-Trainer Oliver Reck eine prima Rückrunde spielten und dabei hinter Hoffenheim auf Rang zwei landeten, haben indes andere Probleme: Wieder einmal drückte nicht der Fußball-, aber der finanzielle Schuh am Bieberer Berg derart, dass es schien, als gingen die Flutlichter aus. Der OFC signalisiert allerdings seit ein paar Tagen, dass die Insolvenz doch noch abgewendet werden könnte. Doch alleine aufgrund des Antrags stehen die Kickers derzeit schon neun Punkte im Minus. Bei den Hessen herrscht große Verunsicherung. Als Mitfavorit kann der Meister von 2015, der knapp in der Relegation scheiterte, unter diesem Umständen nicht gelten. Diese Rolle muss der Traditionsverein und Pokalsieger von 1970 dann doch dem deutlich kleineren SV Elversberg überlassen. Rüdiger Dittrich



Aufrufe: 04.8.2016, 10:30 Uhr
Gießener AnzeigerAutor