2024-04-25T14:35:39.956Z

Spiel der Woche

Es geht auch ohne Schiedsrichter

Reaktionen auf Premiere der "FairPlayLiga" fallen vornehmlich positiv aus +++ Dennoch einige Bedenken

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RAMBACH. Auf den ersten Blick erscheint die Partie zwischen der Tennis Borussia aus Rambach und Blau-Gelb Wiesbaden wie ein ganz normales F-Jugend-Spiel. Doch schon beim zweiten Hinschauen erhärtet sich für Nichtsahnende der Verdacht: Da stimmt doch etwas nicht? Oder besser: Da fehlt doch etwas? Nämlich eine entscheidende Person, ohne die vermeintlich kein Spiel ausgetragen, geschweige denn, an- und abpfeifen werden kann. Es fehlt kurz und ergreifend ein Schiedsrichter

Doch das ist noch nicht alles, was sich für die jüngsten Kicker (F-Jugend und Bambinis) ab dieser Saison in ganz Hessen ändert. Mit der Einführung der sogenannten „FairPlayLiga“ versucht der Hessische Fußballverband (HFV) einer in den letzten Jahren stark angestiegenen Anzahl von Ausschreitungen im Kinderfußball entgegenzuwirken. So sind Zuschauer angehalten, deutlichen Abstand zum Spielfeldrand (circa 15 Meter) zu wahren und sich verbal zurückzuhalten. In der sogenannten „Coaching-Zone“ halten sich nur Auswechselspieler und Trainer auf. Auch die Spielfeldgröße wurde merklich verkleinert. Laut offiziellem Regularium sind nunmehr 40 mal 30 Meter vorgeschrieben. Für alle Beteiligten absolutes Neuland also, was sich auch in Rambach zeigte.

„Es war schon etwas anderes“, merkte der kleine Jonathan von Blau-Gelb an. „Immer, wenn jemand gefoult wur de, gab es keinen Schiedsrichter, der gepfiffen hätte. Wir als Spieler mussten uns dann entsprechend verständigen und das Spiel stoppen“, gab der 7-Jährige zu Protokoll.

"Positiv überrascht"

„Die Kinder haben das sehr gut gehandhabt. Es gab einige Situationen, wo es auf gute Kommunikation ankam. Ich bin positiv überrascht“, meinte Blau-Gelb-Trainer Ingol Kropf hinterher, sieht allerdings auch die Gefahr, „dass die sportlich stärkere Mannschaft auch das Regelwerk dominiert.“ In die gleiche Kerbe schlägt sein Rambacher Kollege Julian Dinges und warnt: „Bei Spielen, die sehr ausgeglichen verlaufen, wird es Entscheidungen der Kinder geben, die dem Wohl der eigenen Mannschaft dienen – aber sportlich gesehen nicht fair sind.“

Ob sich zudem eine Einführung der „FairPlayLiga“ für F-Jugendliche lohnt, die dann teilweise nach nur einem Jahr wieder unter vorher gewohnten Umständen in der E-Jugend aktiv sein werden, bezweifelt Dinges ebenfalls: „Von Verbandsseite her finde ich das Projekt schlecht umgesetzt. Man hätte damit erst mal mit den Bambinis anfangen sollen. Für F-Jugendliche ist die FairPlayLiga von der sportlichen Seite aus betrachtet ein Rückschritt.“

"Skeptisch, wie es ohne anwesende Klassenleiter läuft"

Zudem steht noch in den Sternen, ob sich wirklich alle Vereine in Zukunft an die Vorgaben des Verbands zur Umsetzung des neuen Modells halten. Vor allem, wenn keine Klassenleiter vor Ort sind, die krakeelenden Zuschauern oder hysterischen Trainern im Ernstfall Einhalt gebieten könnten. „Überall wo wir bisher waren, wurde sich an das vorgegebene Regelwerk gehalten. Allerdings bin ich skeptisch, wie es mal läuft, wenn wir Klassenleiter nicht auf den Plätzen sind“, meinte Dieter Pfauth, der eigentlich für die A- und B-Junioren zuständig ist, jedoch am Wochenende – wie alle anderen Klassenleiter – als Beobachter diverser „FairPlayLiga“-Spiele eingeteilt war: „Das, was ich heute gesehen habe, stimmt mich aber positiv.“

Ähnlich ging es auch den in Rambach anwesenden Eltern. So waren sich Cyril Molitor und Martin Buchwaldt einig: „Auch wenn es schwerfällt, die Kinder nicht anzufeuern, einen Versuch ist die „FairPlayLiga“ allemal wert. Die Kinder vermissen die Schiedsrichter in diesem Alter sowieso noch nicht.“ Genauso wenig wie eine offizielle Tabelle, die von Verbandsseite nicht mehr herausgegeben wird. Ergebnisse sind in diesem Alter noch zweitrangig. Ach ja, das Spiel zwischen Rambach und Blau-Gelb endete übrigens 15:0.
Aufrufe: 01.10.2014, 12:05 Uhr
Philipp DurilloAutor