SC Stammheim mit Doppelschlag und reichlich Dusel

Selten hat die alte Weisheit, dass das Glück mit den Tüchtigen ist, so gut gepasst wie beim Landesligaspiel zwischen dem TSV Bad Boll und dem SC Stammheim. Der TSV, erstens einer der Titelanwärter und zweitens in dieser Saison auf eigenem Platz noch ungeschlagen, war als klarer Favorit in die Partie gegen den Neuling aus dem Stuttgarter Norden gegangen. Zumal sie den SC in der laufenden Runde schon zweimal besiegt hatten – 3:0 im WFV-Pokal, 3:1 im Hinspiel am Stammheimer Emerholz. Ein drittes Mal wollte das Team von Trainer Thomas Oesterwinter nicht als Verlierer vom Platz. Und das sollte auch nicht passieren, denn dank eines Doppelschlags und einer reichlich bemessenen Portion Dusel gewannen die Stammheimer die Begegnung mit 2:1. „Zwei Spiele gegen Titelanwärter, sechs Punkte geholt – das Jahr 2016 gefällt mir bisher richtig gut“, kommentierte ein sehr zufriedener SC-Coach die Ereignisse.

Doppelschlag sorgt für zwei Tore Vorsprung

Allerdings räumte Oesterwinter durchaus ein, dass der siebte Saisonsieg der Stammheimer zu einem Teil der Mixtur aus Pech und Unvermögen des Gegners geschuldet war. „Bevor wir unser erstes Tor machen, muss Bad Boll eigentlich schon mit 2:0 führen“, sagt der Stammheimer Trainer. In der 15. Minute kam Pascal Hartmann nach einem Freistoß von Michael Heilemann frei zum Kopfball, der aber von SC-Verteidiger Marco Bardaro vor der Linie geklärt werden konnte. Drei Minuten später verhinderte Stammheims Schlussmann Thomas Walther mit einer guten Parade gegen den TSV-Top-Torjäger Daniel Zuljevic den Führungstreffer. Beide Situationen resultierten daraus, dass die Platzherren weit aufgerückt waren und ihren Gegner schon früh attackierten. Der Nachteil dieser Taktik: In der Boller Hälfte gab es viel Raum. Und den wusste der SC in der 22. Minute erstmals zu nutzen. Eine ebenso schöne wie schnelle Ballstafette über Thomas Quast, Tobias Oesterwinter und Alexander Herzog gipfelte in einem Querpass auf Ugur Yilmaz, der frei vor dem TSV-Torwart Marc Scherrenbacher zum 1:0 vollendete. Keine 40 Sekunden später stand es 2:0 für die Gäste: Eine weites Zuspiel von herzog hebelte die Boller Abwehrreihe erneut aus, Yilmaz enteilte und traf. In der 27. Minute hätte der Trick beinahe noch einmal geklappt, doch das vermeintliche 3:0 durch Tobias Oesterwinter wurde wegen Abseitsposition nicht gegeben. In der 35. Minute durfte sich Keeper Walther noch einmal auszeichnen, der einen Kopfball von Jens Blessing an die Latte lenkte.

Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass sich Walther, der für den beruflich verhinderten Stammtorwart Milan Jurkovic eingesprungen war, bewähren musste. Hatte sich der SC in den ersten 45 Minuten die Führung durch sein couragiertes Auftreten durchaus verdient, griff nach dem Seitenwechsel dann die Komponente „Glück“. Denn die Platzherren, die bis dahin engagiert, aber einfallslos zu Werke gegangen waren, schalteten nach der Pause um mindestens zwei Gänge hoch. Was sich auch statistisch belegen lässt: Betrug das Eckenverhältnis vor der Pause 6:0 für den TSV, hieß es nach dem Schlusspfiff 20:0.

Bad Boll drängt auf den Ausgleich

Gemessen an der Fußball-Faustformel „drei Ecken gleich ein Elfer“ hätten die Boller also sechs Tore schießen müssen. Dass es dann doch nur eines wurde, obwohl die Nord-Stuttgarter im zweiten Durchgang phasenweise nicht einmal mehr über die Mittellinie kamen, lag an der beherzten Defensivarbeit aller SC-Kicker und besonders an der von Michael Schunger. Der Abwehrchef des SC gewann nahezu jedes Kopfballduell. Bis auf das in der 67. Minute: Da verpasste Schunger die Flanke von Hansjörg Aust, wodurch Zuljevic frei zum Schuss kam und zum 1:2 traf. Hatten die Gastgeber schon mit Macht auf den Anschluss gedrängt, verstärkten sie nun ihre Bemühungen, um auch den Ausgleich zu erzielen. Doch beim strammen Schuss von Anastasios Kivotidis in der 71. Minute war Walther auf dem Posten. Eric Llanes Ona verfehlte fünf Minuten später sein Ziel nur knapp. Ein Freistoß von Heiko Kölle wurde gerade noch zur Ecke abgelenkt. Und Kivotidis setzte per Kopf das Spielgerät bei der letzen guten Möglichkeit der Boller in der Nachspielzeit über die Latte.

Durch diesen Erfolg arbeiteten sich die Nord-Stuttgarter auf Platz acht hoch – allerdings in der Auswärtstabelle. Im Gesamtklassement steht für die Nord-Stuttgarter nun Rang elf zu Buche. Damit beträgt das Punkte-Polster auf die Abstiegsränge sieben Zähler, dies allerdings nur, wenn der 1. FC Heiningen in der Verbandsliga die Klasse hält und es deshalb in der Landesliga lediglich drei Absteiger gibt. Sollten die Heininger aber absteigen, geht es dadurch für vier Landesligisten eine Etage tiefer – wodurch der aktuelle Vorsprung des SC auf die Gefahrenzone nur noch zwei Punkte beträgt.

TSV Bad Boll: Scherrenbacher – Feldmeier, Jens Blessing (46. Kölle), Kivotidis, Gromer (78. Bräuning) – Heilemann – Hartmann, Persch, Sebastian Aust (61. Hansjörg Aust) – Mettang (76. Ona) – Zuljevic.

SC Stammheim: Walther – Bardaro, Kromm (70. Onur Yilmaz), Schunger, Djelassi (90. Hartmann)– Quast, Griebel – Yildizeli, Herzog (79. Mavinga) – Tobias Oesterwinter – Ugur Yilmaz (90.+2 Yürük)

Die Auswärtstabelle der Landesliga Staffel 2 Württemberg

1. Calcio Leinfelden-Echterdingen 8 7 0 1 20 : 8 12 21 2. SV Ebersbach/Fils 9 6 3 0 12 : 4 8 21 3. SC Geislingen 10 5 4 1 21 : 13 8 19 4. TSV Weilheim/Teck 8 5 2 1 18 : 6 12 17 5. TSG Hofherrnweiler-Unterrombach (Auf) 10 4 2 4 20 : 15 5 14 6. TSV Bad Boll 8 4 2 2 12 : 8 4 14 7. TSGV Waldstetten 8 3 4 1 12 : 10 2 13 8. SC Stammheim (Auf) 10 4 1 5 16 : 21 -5 13 9. TV Echterdingen 9 4 0 5 12 : 24 -12 12 10. TSV Blaustein (Auf) 9 3 2 4 14 : 14 0 11 11. Sportfreunde Dorfmerkingen 10 3 2 5 10 : 18 -8 11 12. FV 09 Nürtingen (Auf) 9 3 1 5 8 : 11 -3 10 13. TSV Köngen 8 3 1 4 16 : 20 -4 10 14. SV Ebnat (Auf) 8 2 1 5 7 : 19 -12 7 15. TSV Buch 9 2 0 7 11 : 22 -11 6 16. SV Bonlanden 8 0 4 4 6 : 18 -12 4

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