2024-04-25T14:35:39.956Z

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Keine Spiele, keine Stadionzeitung: Pressereferentin Francis Heling und SC-Vorsitzender Mike Grotenrath hoffen, dass bald wieder der Ball in den Stadien der Amateurklubs rollen wird.
Keine Spiele, keine Stadionzeitung: Pressereferentin Francis Heling und SC-Vorsitzender Mike Grotenrath hoffen, dass bald wieder der Ball in den Stadien der Amateurklubs rollen wird. – Foto: Malinowski
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Der Strafraum gehört jetzt den Eichhörnchen

Kreisliga B1: Beim SV Setterich machen sich die Verantwortlichen Gedanken, wie es nach der Corona-Zwangspause weitergeht

Wenn man Glück hat, ist mal ein Eichhörnchen zu sehen. Das putzige Tierchen huscht durch die üppige Grünanlage, die das Stadion an der Wolfsgasse umgibt. Ein Ball rollt schon seit Wochen nicht mehr auf dieser Anlage. Der Rasen bleibt dadurch geschont und sieht richtig saftig und kräftig aus. Aber das ist auch derzeitig das Einzige, was Mike Grotenrath als positives Zeichen aus der Corona-Krise mitnimmt.

„Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal einen so hohen Grünanteil im Fünfmeterraum gesehen habe“, betrachtet der Vorsitzende des SC 07/86 Setterich den sichtbar erholten Rasen. Über die Bundesliga, über ausgefallene oder Geisterspiele und über die finanziellen Verluste wird nahezu unaufhörlich berichtet. Auch Alemannia Aachen steht als Regionalligist fast täglich in den Schlagzeilen. Aber über einen B-Ligisten? Über den Aufsteiger, der in der abgelaufenen Saison Großartiges geleistet hat, und nun in der höheren Klasse dabei war, gerade Fuß zu fassen, machen sich offenbar nur die Verantwortlichen und ein paar Fans große Gedanken. Dazu gehört neben dem Chef Mike Grotenrath, der in den 80er Jahren noch für den SV 07 Setterich – der Klub fusionierte mit dem SC Setterich 2004 – in der Landesliga aktiv spielte, ist das auch die Pressereferentin des Klubs, Francis Heling.

Wie geht’s nun weiter für den SC? Wird es überhaupt weitergehen? Was passiert mit der Restsaison? Oder: Wie bekommt man weiterhin die Stadionzeitung als Serviceträger gestemmt? Keine Spiele, keine Zeitung. Heling: „Obwohl wir sicherlich eine Ausnahmestellung bei den unterklassigen Klubs einnehmen. Wer hat denn schon in der B-Liga eine Stadionzeitung?“

Was bekommt der Klub in finanzieller Hinsicht an Schäden ab? Der Fragenkatalog ist sowohl bei den Funktionären als auch bei den Trainern und Spielern sehr ausgeprägt. Mike Grotenraths größte Befürchtung: „Die Saison wird wohl nicht mehr zu Ende gespielt.“

Hat er Lösungsansätze? „Ja, wenn man durch den Ausfall der Europameisterschaft die Saison bis in den Juli hinein verlängern würde, könnte man wohl doch noch alles einigermaßen heil zu Ende bringen und trotzdem noch sechs bis acht Wochen Sommerpause einplanen.“ Von „englischen Wochen“, in denen dreimal in acht Tagen gespielt wird, hält er nicht viel. „Das bringt jedem Klub zusätzliche Probleme“, verweist er auf jene Leute, die berufsbedingt öfter passen müssten.

Eine weitere interessante Variante zeigt der 53-Jährige auf. „Wir spielen doch wie andere Klubs auch vor nur rund 50 Zuschauern.“ Wenn die Bedingungen wieder gelockert sind, könnte man unter Einsatz der Ordnerschaft und bei entsprechender Disziplin der Zuschauer doch weiterspielen. „Ich glaube schon, dass unsere Zuschauer verantwortungsbewusst sind, entsprechende Vorsorge treffen würden und die Regeln auch einhalten“, erklärt der Settericher Präsident.


Keine Geldsorgen

Haben sich die Geldsorgen beim SC verschärft? „Eigentlich nicht, denn unsere Leute spielen ja nicht für Geld“, bei den Trainern werde Bereitschaft signalisiert, dem Verein entgegenzukommen, berichtet Mike Grotenrath. Der B-Ligist hat keine „teure“, aber dafür eine gute Mannschaft, die zwar schon etwas überaltert ist, aber mit Piero Marotta, André Lehnen, Fabian Benzelrath sowie mit den Spielertrainern Pepe Benitez und Michael Tomic sehr erfahrene Leute hat, die alle schon höherklassig spielten.


Aktionen geplant

In diesen Tagen ist Klubvorsitzender Mike Grotenrath ebenso wie Francis Heling „verstärkt unterwegs, um unsere Sponsoren zu besuchen“. Um sie zu fragen, „was wir für Euch eventuell tun könnten“. Der Klub zeigt hohe Dankbarkeit gegenüber seinen Unterstützern.

Vieles beim SC ist auf die „Zeit danach“ gerichtet, auch wenn im Moment „das Vereinsleben so gut wie tot ist. Aber das betrifft ja nicht nur uns, das geht ja allen so“, sagt Francis Heling. So plant man nun, „wenn alles wieder normal läuft, einige Aktionen zu starten“. Dabei denkt Mike Grotenrath zum Beispiel ans Heloween-Wochenende, bei dem man schon einmal Kürbissuppe angeboten und Cocktails ausgeschenkt hatte. Gut angekommen war auch die gemeinschaftliche Aktion mit dem Aachener Klub „Cro Sokoli“. Mit den Sportsfreunden wollen die Settericher in diesem Jahr ein Spanferkel grillen. Unter Beteiligung der Zuschauer und der Sponsoren.

Doch in erster Linie soll der Ball wieder an der Wolfsgasse und in anderen Stadien rollen. Das reizt eben viel mehr, als Eichhörnchen zu zählen.

Aufrufe: 08.4.2020, 09:00 Uhr
Sigi Malinowski | AZ/ANAutor