2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: Marian Ograjensek

Schwarz-Weiß-Brand­stif­ter ge­ste­hen vor Ge­richt

Landesliga: En­de 2018 soll ein dro­gen­süch­ti­ges Paar das Ge­bäu­de ei­nes Fuß­ball­clubs im Süd­park an­ge­zün­det ha­ben. Jetzt be­gann der Pro­zess.

Am En­de be­kam er es mit der Angst zu tun. Ko­ka­in macht pa­ra­no­id. Und Rob­by E. (26) hat­te ir­gend­wann in der letz­ten Stun­de in ei­ne Über­wa­chungs­ka­me­ra ge­schaut, di­rekt hin­ein in ei­ne rot leuch­ten­de Um­ran­dung, wie er dem Gut­ach­ter spä­ter schil­dern soll­te.

Er stand vor dem Ver­eins­heim von Schwarz Weiß 06 im Süd­park, nur we­ni­ge Schrit­te von der Kel­ler­tür ent­fernt, durch die er das Ge­bäu­de zu­erst be­tre­ten hat­te. Rob­by E. sah ei­ne Gas­fla­sche. Er dreh­te ei­ne Schutz­kap­pe ab, ent­zün­de­te das Gas mit ei­nem Feu­er­zeug und warf die Fla­sche durch ein Ober­licht ins Ge­bäu­de. Laut An­kla­ge­schrift brann­ten zu­erst Ja­cken an ei­ner Gar­de­ro­be. Dann griff das Feu­er um sich.

Als er am nächs­ten Tag die Ver­hee­rung ge­se­hen ha­be, sei er to­tal ent­setzt ge­we­sen, sagt E. Das do­ku­men­tier­te er für sei­ne Mit­an­ge­klag­te An­ge­li­na E. mit ei­nem Vi­deo auf ei­nem ge­stoh­le­nen Ta­blet – das der Po­li­zei spä­ter half, die Tä­ter zu iden­ti­fi­zie­ren.

Wie es zur Brand­stif­tung beim Fuß­ball­ver­ein kam, er­zähl­te Rob­by E. am Diens­tag vor Ge­richt. Er und E. (25), von der er im De­zem­ber 2018 ge­schie­den wur­de, räu­men die Vor­wür­fe ein: Er soll ein Au­to und ei­nen Rol­ler ge­klaut und das Ver­eins­heim in Brand ge­steckt ha­ben, in das sie bei­de zu­vor ein­ge­bro­chen sein sol­len – auf der Su­che nach Din­gen, die man zu Geld ma­chen kann, um Dro­gen zu kau­fen.

Ge­gen 2.40 Uhr war die Feu­er­wehr da­mals von An­woh­nern alar­miert wor­den, die Rauch ro­chen. Im dunk­len Park dau­er­te es aber ei­ne Stun­de, bis die Ein­satz­kräf­te das Feu­er fan­den. Zu die­sem Zeit­punkt hat­te es be­reits gro­ße Tei­le des Fuß­ball-Ver­eins­heims, der da­zu­ge­hö­ri­gen Gas­tro­no­mie und der dort an­säs­si­gen Fuß­ball­schu­le zer­stört. Der Wie­der­auf­bau hat auch mehr als ein Jahr spä­ter noch nicht be­gon­nen. Ak­tu­ell war­te man auf das Gut­ach­ten ei­nes Ver­si­che­rungs-Sach­ver­stän­di­gen, sagt Ver­eins­vor­sit­zen­der Mi­cha­el Drin­hau­sen. Im nächs­ten Schritt sol­len Fir­men für die Bau­ar­bei­ten ge­fun­den wer­den. Man hof­fe auf ei­ne ge­rech­te Stra­fe für die Tä­ter. „We­nigs­tens das. Fi­nan­zi­ell nützt uns das Ur­teil ja nichts.“ Es blei­be die Fra­ge: „War­um macht ei­ner so ei­nen Schwach­sinn?“

So, wie es Rob­by und An­ge­li­na E. schil­dern, kann man die Ant­wort auf die­se Fra­ge in der Kind­heit der bei­den An­ge­klag­ten fin­den. Er leb­te nach der Schei­dung der El­tern bei der Mut­ter, bis de­ren Schi­zo­phre­nie akut wur­de. Sein Va­ter war Al­ko­ho­li­ker und steck­te ihn schließ­lich ins Heim. Über Can­na­bis, Ec­sta­sy und Am­phet­ami­ne lan­de­te er bei He­ro­in und Ko­ka­in. Mit 15 lern­te er An­ge­li­na ken­nen, die über ihn zu den har­ten Dro­gen ge­kom­men sein will. Drei Jah­re spä­ter hei­ra­te­te das Paar und be­kam ei­ne heu­te acht­jäh­ri­ge Toch­ter, die bei ei­ner Pfle­ge­fa­mi­lie lebt. Ei­ne kur­ze Wei­le bes­ser­ten sich die Ver­hält­nis­se: Die bei­den wohn­ten ge­mein­sam in der Ob­hut der Franz­freun­de am Ra­ther Broich, be­ka­men Me­tha­don, er mach­te ein Prak­ti­kum. Doch weil sie sich trenn­te, will er wie­der ab­ge­stürzt sein. Als die Sucht zu­rück war, wur­den Rob­by und An­ge­li­na er­neut ein Paar. Sie ha­be nicht die Kraft ge­habt, ei­nen ei­ge­nen Wil­len zu ent­wi­ckeln, be­haup­tet An­ge­li­na heu­te.

In der Nacht zum 30. Ok­to­ber 2018 kurv­ten sie in ei­nem ge­stoh­le­nen Ford Fi­es­ta durch Düs­sel­dorf, spritz­ten auf ei­nem Park­platz am Süd­park Ko­ka­in und ent­deck­ten mehr oder we­ni­ger zu­fäl­lig das Ver­eins­heim. Gro­ße Tei­le der Beu­te – ne­ben Com­pu­tern auch Bar­geld, Scho­ko­rie­gel, Leer­gut und ei­ne Müt­ze mit Ver­eins­lo­go – pass­ten gar nicht ins Au­to. Über die Fra­ge, was nun ei­gent­lich ge­stoh­len wur­de und was da blieb, herrsch­te am ers­ten Pro­zess­tag leich­te Ver­wir­rung.

Schwe­rer wiegt oh­ne­hin die Brand­stif­tung – für den Ver­ein wie für das Ge­richt. Mit dem Brand hat­te E. sei­ne und die Spu­ren sei­ner Freun­din ver­wi­schen wol­len. Doch ver­geb­lich: Wie die Po­li­zei an­läss­lich sei­ner Ver­haf­tung mit­teil­te, konn­te man bei­de auf dem re­kon­stru­ier­ten Vi­deo­ma­te­ri­al aus dem Ver­eins­heim er­ken­nen. Das Vi­deo, das E. dreh­te, be­schleu­nig­te sei­ne Fest­nah­me nur.

Aufrufe: 08.1.2020, 13:33 Uhr
RP / Helene PawlitzkiAutor