Er stand vor dem Vereinsheim von Schwarz Weiß 06 im Südpark, nur wenige Schritte von der Kellertür entfernt, durch die er das Gebäude zuerst betreten hatte. Robby E. sah eine Gasflasche. Er drehte eine Schutzkappe ab, entzündete das Gas mit einem Feuerzeug und warf die Flasche durch ein Oberlicht ins Gebäude. Laut Anklageschrift brannten zuerst Jacken an einer Garderobe. Dann griff das Feuer um sich.
Als er am nächsten Tag die Verheerung gesehen habe, sei er total entsetzt gewesen, sagt E. Das dokumentierte er für seine Mitangeklagte Angelina E. mit einem Video auf einem gestohlenen Tablet – das der Polizei später half, die Täter zu identifizieren.
Wie es zur Brandstiftung beim Fußballverein kam, erzählte Robby E. am Dienstag vor Gericht. Er und E. (25), von der er im Dezember 2018 geschieden wurde, räumen die Vorwürfe ein: Er soll ein Auto und einen Roller geklaut und das Vereinsheim in Brand gesteckt haben, in das sie beide zuvor eingebrochen sein sollen – auf der Suche nach Dingen, die man zu Geld machen kann, um Drogen zu kaufen.
Gegen 2.40 Uhr war die Feuerwehr damals von Anwohnern alarmiert worden, die Rauch rochen. Im dunklen Park dauerte es aber eine Stunde, bis die Einsatzkräfte das Feuer fanden. Zu diesem Zeitpunkt hatte es bereits große Teile des Fußball-Vereinsheims, der dazugehörigen Gastronomie und der dort ansässigen Fußballschule zerstört. Der Wiederaufbau hat auch mehr als ein Jahr später noch nicht begonnen. Aktuell warte man auf das Gutachten eines Versicherungs-Sachverständigen, sagt Vereinsvorsitzender Michael Drinhausen. Im nächsten Schritt sollen Firmen für die Bauarbeiten gefunden werden. Man hoffe auf eine gerechte Strafe für die Täter. „Wenigstens das. Finanziell nützt uns das Urteil ja nichts.“ Es bleibe die Frage: „Warum macht einer so einen Schwachsinn?“
So, wie es Robby und Angelina E. schildern, kann man die Antwort auf diese Frage in der Kindheit der beiden Angeklagten finden. Er lebte nach der Scheidung der Eltern bei der Mutter, bis deren Schizophrenie akut wurde. Sein Vater war Alkoholiker und steckte ihn schließlich ins Heim. Über Cannabis, Ecstasy und Amphetamine landete er bei Heroin und Kokain. Mit 15 lernte er Angelina kennen, die über ihn zu den harten Drogen gekommen sein will. Drei Jahre später heiratete das Paar und bekam eine heute achtjährige Tochter, die bei einer Pflegefamilie lebt. Eine kurze Weile besserten sich die Verhältnisse: Die beiden wohnten gemeinsam in der Obhut der Franzfreunde am Rather Broich, bekamen Methadon, er machte ein Praktikum. Doch weil sie sich trennte, will er wieder abgestürzt sein. Als die Sucht zurück war, wurden Robby und Angelina erneut ein Paar. Sie habe nicht die Kraft gehabt, einen eigenen Willen zu entwickeln, behauptet Angelina heute.
In der Nacht zum 30. Oktober 2018 kurvten sie in einem gestohlenen Ford Fiesta durch Düsseldorf, spritzten auf einem Parkplatz am Südpark Kokain und entdeckten mehr oder weniger zufällig das Vereinsheim. Große Teile der Beute – neben Computern auch Bargeld, Schokoriegel, Leergut und eine Mütze mit Vereinslogo – passten gar nicht ins Auto. Über die Frage, was nun eigentlich gestohlen wurde und was da blieb, herrschte am ersten Prozesstag leichte Verwirrung.
Schwerer wiegt ohnehin die Brandstiftung – für den Verein wie für das Gericht. Mit dem Brand hatte E. seine und die Spuren seiner Freundin verwischen wollen. Doch vergeblich: Wie die Polizei anlässlich seiner Verhaftung mitteilte, konnte man beide auf dem rekonstruierten Videomaterial aus dem Vereinsheim erkennen. Das Video, das E. drehte, beschleunigte seine Festnahme nur.