2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Thomas Rinke

SC Schwarz-Weiß 06: Lange Haft für Club­haus-Brand­stifter

Die bei­den An­ge­klag­ten wur­den vor Ge­richt zu ei­ner Haft­stra­fe und ei­ner The­ra­pie ver­ur­teilt.

Mit Haft­stra­fen ge­gen bei­de An­ge­klag­ten hat das Land­ge­richt nun die Brand­stif­tung im Ver­eins­heim des SC Schwarz-Weiß in Ober­bilk ge­ahn­det. Bei dem Feu­er, das von ei­nem 25-jäh­ri­gen In­ten­siv­tä­ter un­ter Dro­gen­ein­fluss En­de Ok­to­ber 2018 ge­legt wor­den war, um Spu­ren ei­nes Ein­bruchs zu ver­wi­schen, war ein „Min­dest­scha­den von ei­ner Mil­li­on Eu­ro“ ent­stan­den, so die Rich­ter.
Da­für muss der Mann sechs Jah­re lang in Haft, sei­ne Ex-Frau (24), die beim Ein­bruch ge­hol­fen hat­te, wur­de zu an­dert­halb Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Zu­dem sol­len bei­de in ei­ne Dro­gen-Ent­zugs­kli­nik. Die Ver­tei­di­gung der Frau hat Re­vi­si­on an­ge­kün­digt.

Lan­ge Ge­sich­ter auf der An­kla­ge­bank beim Ur­teils­spruch: Die Rich­ter über­trumpf­ten mit ih­ren Stra­fen die An­trä­ge der Staats­an­wäl­tin. Sie hat­te 5,5 Jah­re Haft plus Ent­zugs­kli­nik für den ge­stän­di­gen Brand­stif­ter ge­for­dert, für des­sen Ex-Frau war ei­ne Be­wäh­rungs­stra­fe von ei­nem Jahr be­an­tragt. Bei­des stock­ten die Rich­ter deut­lich auf. Zur Be­grün­dung hieß es, das Paar sei un­ter Dro­gen­ein­wir­kung re­gel­recht „ein­kau­fen ge­gan­gen“ in je­nem erst kurz zu­vor frisch re­no­vier­ten Club­haus in Ober­bilk, in dem auch Schla­ger-Star Hei­no als Ju­gend­spie­ler ak­tiv war.

Das Paar, das bei dem Ein­bruch ei­nen Lap­top, Hun­dert Eu­ro in bar und ei­ni­ge Fla­schen Schnaps er­beu­tet hat­te, ha­be sich in kei­ner Pha­se der Tat dar­um ge­schert, dass in die­sem Club Ju­gend­li­che ak­tiv sei­en – de­nen durch das ge­leg­te Feu­er jeg­li­che Frei­zeit­mög­lich­keit ge­nom­men wur­de. Erst durch städ­ti­sche Hil­fe konn­te An­fang 2019 ein pro­vi­so­ri­sches Ver­eins­heim er­rich­tet wer­den. Ein Be­ne­fiz­spiel von Schwarz-Weiß ge­gen Bun­des­li­gist For­tu­na (bei dem Hei­no sym­bo­lisch den An­stoß aus­führ­te) er­brach­te ei­ne Spen­den­sum­me von 15.000 Eu­ro. Im Pro­zess hat­te sich das Paar ge­stän­dig ge­zeigt. So gab der viel­fach vor­be­straf­te An­ge­klag­te zu, nach dem Aus­räu­men des Club­heims al­lein zu­rück­ge­kehrt zu sein und dort Feu­er ge­legt zu ha­ben.

Er ha­be da­durch die Ein­bruchs­spu­ren ver­wi­schen wol­len, zu­mal die Club-An­la­ge auch durch Über­wa­chungs­ka­me­ras ge­si­chert war. Am Fol­ge­tag war er dann per Au­to am Brand­ort vor­bei­ge­fah­ren, hat­te mit ei­nem Ta­blet die ver­kohl­te Ver­eins­rui­ne ge­filmt, da­bei war sei­ne Stim­me zu hö­ren, als er mit der Tat auch noch prahl­te. Doch wur­de die­se Auf­nah­me kurz da­nach ent­deckt, als sei­ne Ex-Frau nach ei­ner Un­fall­flucht ei­nen ge­stoh­le­nen Wa­gen samt dem Ta­blet zu­rück­ließ. Er­fah­re­ne Er­mitt­ler er­kann­ten so­gar die Stim­me ih­res po­li­zei­be­kann­ten Ex-Man­nes auf dem Brand­ort-Vi­deo.

Bei­de Ver­tei­di­ger be­ton­ten, ih­re Man­dan­ten hät­ten sich schon kurz nach der Tat so­fort und um­fäng­lich zu Ge­ständ­nis­sen durch­ge­run­gen. Das sei ein er­heb­li­cher Straf­mil­de­rungs­grund. Auch hat sich die Frau, die nicht in U-Haft saß, längst von ih­rem Ex-Part­ner los­ge­sagt und soll mit ei­nem an­de­ren Freund in­zwi­schen ein dro­gen­frei­es Le­ben auf­ge­baut ha­ben. Da ihr hier le­dig­lich der Ein­bruchs­dieb­stahl vor­ge­wor­fen wur­de, soll­te sie laut Plä­doy­er der Staats­an­wäl­tin mit zwölf Mo­na­ten Be­wäh­rungs­stra­fe da­von­kom­men. Ei­ne Un­ter­brin­gung der Frau in ei­ner Dro­gen-Ent­zugs­kli­nik sei nicht er­for­der­lich.

Das sa­hen die Rich­ter aber an­ders. Sie ge­währ­ten der 24-Jäh­ri­gen kei­ne neue Be­wäh­rungs-Chan­ce und be­schlos­sen zu­dem, dass auch die An­ge­klag­te jetzt in ei­ne Ent­zugs­kli­nik müs­se. Ob es bei die­sem Rich­ter­spruch bleibt, will die An­wäl­tin der Frau jetzt aber per Re­vi­si­on prü­fen las­sen. Dem­nach kön­ne ein Form­feh­ler des Land­ge­richts so­gar zur Auf­he­bung des Rich­ter­spruchs ge­gen die Frau füh­ren.

So ha­be die Kam­mer ihr Ur­teil näm­lich ver­kün­det, ob­wohl über ei­ne Be­set­zungs­rüge der Ver­tei­di­ge­rin noch nicht ab­schlie­ßend ent­schie­den wor­den sei. Si­cher ist nach dem Rich­ter­spruch ak­tu­ell jetzt al­so nur, dass der Ju­gend-Club von Hei­no das ab­ge­brann­te Ver­eins­haus kom­plett wie­der auf­bau­en will.

Aufrufe: 05.2.2020, 11:01 Uhr
RP / Wulf Kan­ne­gies­ser Autor