2024-04-19T07:32:36.736Z

Analyse
Seine Tore waren so etwas wie der Rettungsring für die Riester in ihrer Abstiegsnot: Winterzugang Philipp Seggelmann (rechts). Archivfoto: Rolf Kamper
Seine Tore waren so etwas wie der Rettungsring für die Riester in ihrer Abstiegsnot: Winterzugang Philipp Seggelmann (rechts). Archivfoto: Rolf Kamper

Magere Bilanz für den Nordkreis

Bezirksliga 5: Nur Merzens "Löwen" überm Soll - Späte Riester Rettung - Ankumer Launen

Die Saisonbilanz der drei Nordkreisvereine fällt in der Fußball-Bezirksliga am Ende der Saison 2015/16 ungewöhnlich mager aus. BW Merzen, Quitt Ankum und SC Rieste kommen über das letzte Drittel der Tabelle nicht hinaus. Die Plätze zehn, elf und 13 markieren in der Rückschau einen Tiefpunkt, den die drei Trainer Bruno Graw (Merzen), Frank Werner (Ankum) und Josef Buschemöhle (Rieste) aus ihrer jeweiligen Sicht sehr unterschiedlich bewerten, um aber auch Konsequenzen für die nahe Zukunft zu ziehen.
Eine einzige Enttäuschung ist die letzte Saison für die Riester Fußballfans. Die Spieler von SCR-Trainer Josef Buschemöhle scheinen zunächst an die guten Leistungen des Vorjahres anzuknüpfen, stürzen dann aber ab und kommen an den folgenden 26 Spieltagen nicht mehr über Platz zwölf hinaus. Pech und Unvermögen halten sich die Waage, was eine ausgeglichen besetzte Liga gnadenlos bestraft. „Kleinigkeiten sind für den Spielausgang entscheidend“, sagt Buschemöhle zum Auftakt seines vierten Trainerjahres, ohne vermutlich die ganze Tragweite zu ahnen, die seine Schwarz-Weißen treffen würde. „Insgesamt waren wir oft ebenbürtig, haben aber zu wenig aus unseren Tormöglichkeiten gemacht“, bringt der 51-Jährige die nach einer guten Vorbereitung so nicht erwartete Talfahrt auf den Punkt. Ein Tor im Schnitt pro Spiel ist die Riester Achillesferse in der Hinrunde.

Nach der Winterpause hilft die Verpflichtung von Bersenbrücks Torjäger Philipp Seggelmann (14), der mit Peter Sedlik (12) mehr als die Hälfte der Riester Tore erzielt, die Quote auf 44 in etwa zu verdoppeln; aber nur Schlusslicht Schledehausen hat weniger Tore (23) erzielt. Deshalb helfen selbst passable 53 Gegentore kaum. Rieste verliert sieben Mal mit einem Tor Differenz; dazu kommt eine indiskutable Ausbeute gegen die unmittelbaren Kellernachbarn: Von möglichen 18 Punkten holt die Buschemöhle-Elf nur fünf gegen die drei Absteiger.

Der SCR-Trainer lobt Kameradschaft, Einsatzwillen und Spielfreude seiner jungen Mannschaft, die nie aufgesteckt und sich deshalb trotz vieler Rückschläge belohnt habe. Buschemöhle ist jedenfalls von seinem Weg modernen Fußballs überzeugt und betont neben technischer, läuferischer und taktischer Grundausbildung das Spielverständnis untereinander. „Kopf und Herz gehören zusammen“, fordert der 51-Jährige, der aber auch weiß, dass der Lernprozess und die spielerische Entwicklung gerade der jungen Spieler nicht linear verlaufen.

In Merzen ist dagegen der 56-jährige Graw mit dem zehnten Tabellenplatz seiner „Löwen“ dank der Steigerung im zweiten Durchgang „sehr zufrieden“. Der zu Saisonbeginn verpflichtete Fußballlehrer stammt aus Westfalen und betritt Neuland unter denkbar schlechten Vorzeichen. Die Blau-Weißen erleben nach der Trennung von Al Anozie einen personellen Aderlass, der rund um die Löwenkampfbahn Böses ahnen lässt. „Ich hätte vor der Saison keinen Pfifferlíng auf euch gegeben“, hört Graw immer wieder, als mit dem 3:3 bei Spielverein 16 erst einmal der Klassenerhalt gesichert ist. Das vermeintliche Sorgenkind legt als viertbeste Mannschaft der Rückrunde noch einen drauf, lässt in der Liga Ankum hinter sich und darf sich mit dem prestigeträchtigen Titel eines inoffiziellen Nordmeisters schmücken: die Bersenbrücker laufen ja außer Konkurrenz voran.

„Alle im BW Merzen haben sich eingesetzt“, lobt der 56-Jährige die kollektiven Anstrengungen, um den Klassenerhalt möglich zu machen. Graw hat in den Monaten sogar „Luft nach oben“ festgestellt und mit seiner Vertragsverlängerung ein Zeichen gesetzt. Merzen freue sich über den Erfolg, aber: „Wir haben wieder den Anspruch, in der kommenden Saison besser zu werden“, kündigt Bruno Graw selbstbewusst an.

Die Ankumer verpassen erst auf der Zielgeraden den einstelligen Tabellenplatz, den Trainer Frank Werner nach dem Derbysieg über Rieste noch greifbar nahe sieht. Immerhin muss Quitt nicht wie im Vorjahr zittern, als die schiefe Tabelle lange Zeit eine falsche Sicherheit suggeriert. „Wir sind als Mannschaft zusammengerückt. Das hat zuletzt den Ausschlag gegeben“, lobt der Anfang Oktober als „neuer Besen“ verpflichtete Werner Engagement und Teamgeist im 18-köpfigen Kader, mit dem zu arbeiten Spaß mache.

Einerseits freut sich der 50-Jährige, gegen Dodesheide oder Voxtrup mitgehalten zu haben. Andererseits kritisiert Werner die lasche Einstellung in den Spielen gegen Abstiegskandidaten; vor allem das 0:3 zum Abschluss in Bohmte schmeckt dem Trainer überhaupt nicht. „Für die Zukunft müssen wir unsere Ziele höher ansetzen, damit wir da unten erst gar nicht reinrutschen“, nimmt sich der 50-Jährige für die neue Saison gleich viel vor und macht Nägel mit Köpfen. „Dann sind wir etwas breiter aufgestellt“, verrät Frank Werner, der auf Rückkehrer Fabian Wellmann ebenso zählt wie auf die Eigengewächse Louis Westerkamp, Jonas Gramann und Dennis Grüter.

Bereits Anfang Juli beginnen die Vorbereitungen auf die nächste Saison. Die drei Kader bleiben weitgehend zusammen und sollen möglichst aufgestockt werden, um vernünftig trainieren zu können und nicht wieder so viel improvisieren zu müssen. Vermutlich geht es im Herbst vordringlich jeweils um den Nichtabstieg, sodass ein guter Start die halbe Miete wäre – ohne „schlampige Defensivarbeit“ (Graw), mit „Belohnungen statt Komplimenten“ (Buschemöhle) und mit „Spielertypen statt Mitläufern“ (Werner).
Aufrufe: 017.6.2016, 10:59 Uhr
Bernhard Tripp, Bramscher NachrichtenAutor