2024-04-25T14:35:39.956Z

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Ankum (rot) und Berge sorgten für Furore. F: Nico-Andreas Paetzel
Ankum (rot) und Berge sorgten für Furore. F: Nico-Andreas Paetzel

"Löwen" scheitern an ihrer Halbherzigkeit

Rückblick auf die Bezirksligasaison: Ankum mit starker Offensive - Berge überrascht alle - Rieste kommt spät in Fahrt

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Gipfelstürmer, Senkrechtstarter, Spätentwickler und Absteiger – in dieser Reihenfolge haben Quitt Ankum, TuS Berge, SC Rieste und BW Merzen die Fußball-Bezirksligasaison beendet.
Die vier Mannschaften des Nordkreises schickten ihre Anhänger durch emotionale Höhen und Tiefen. Ankum und vor allem Aufsteiger Berge haben ihr Soll übererfüllt. Rieste überzeugte auch ohne krönenden Abschluss im Schlussdrittel. Nur Merzen hat das Klassenziel verfehlt: Nach mehr als vier Jahrzehnten sind die „Löwen“ nur noch Kreisligist; ihren Platz nimmt mit dem Quakenbrücker SC ein alter Bekannter ein.

Die Ankumer klettern im zweiten Jahr unter Trainer Frank Werner am letzten Spieltag sensationell auf den vierten Rang und bleiben hinter dem Oberligisten TuS Bersenbrück unangefochten der Kronprinz. Der 52-Jährige gesteht wiederholt, nach Platz fünf geschielt zu haben – herausgekommen ist im Zieldurchlauf der vierte Platz. Nach verkorkstem Start kommt die mit 88 Toren treffsicherste Offensive der Liga so richtig ins Rollen, löst sich aus dem Mittelmaß und mausert sich zur zweitstärksten Mannschaft der Rückrunde. „Wir können einfach nicht auf Unentschieden spielen“, sagt Werner fast entschuldigend. Nach der letzten Niederlage – ausgerechnet beim Absteiger in Bad Laer – spielt sich Ankum quasi in einen Rausch und schließt mit 18 Toren in drei Begegnungen die Saison ab. Auf der anderen Seite spielt Ankum nur dreimal zu null, was beweist, wie wichtig die hohe Trefferquote ist. „Wir haben uns spielerisch und taktisch weiterentwickelt“, lobt ein sehr zufriedener Quitt-Trainer seine Mannschaft, die „aus herben Niederlagen gelernt“ habe und „immer wieder aufgestanden“ sei.

Der Quitt legt den Grundstein für den Erfolg zu Hause, zählt auf fremden Plätzen wegen seiner offensiven Qualitäten aber auch zu den vier besten Mannschaften. „Wir sind als Mannschaft zusammengerückt“, sagt Werner und hebt vor allem die Leistung der jungen Spieler wie Luis Westerkamp und Dennis Grüter hervor, die einen „großen Sprung nach vorne gemacht“ und sich nahtlos integriert hätten. So gehört auch Jonas Gramann mit 13 Treffern neben Tim von dem Brinke (22) und Fabian Wellmann (12) zu den besten Torschützen. Einen Wermutstropfen verschweigt Werner in seinem Rückblick nicht: Im kreisinternen Vergleich hat Ankum den Riestern zwar den Rang als beste Mannschaft abgelaufen, ausgerechnet aber gegen die Buschemöhle-Elf musste Ankum die einzigen Derbyniederlagen einstecken. „Das tut schon weh“, gesteht der 52-Jährige.

Liganeuling TuS Berge profitiert von einer guten Saisonvorbereitung mit dem kompletten Kader des souveränen Kreisligameisters. „Das war im Aufstiegsjahr sicherlich der Grundstein für den Klassenerhalt“, erinnert TuS-Trainer Torsten Strieder an das ursprüngliche Saisonziel, das die „Berger Jungs“ mit Platz neun weit übertreffen. Dabei sind die Berger nie sorgenfrei; die körperliche Dauerbelastung zehrt im letzten Saisondrittel an den Kräften. Verletzungen, Sperren oder andere Ausfälle schwächen hin und wieder die Defensive und erfordern regelmäßig Umstellungen, die die Strieder-Elf aber erfolgreich „mit Humor und Lockerheit“ meistert, auch wenn es oft an die Grenzen der Belastbarkeit geht. Der TuS-Trainer scheut auch auswärts kein Risiko und kassiert dafür 66 Gegentore; andererseits kann sich Strieder auf seine Offensive verlassen, die trotz mancher Niederlage ohne TuS-Tor immerhin 62-mal trifft. Herausragend treten Fabian Spree (17) und Pascal Gerdes (16) in Erscheinung und erzielen mehr als die Hälfte der Berger Tore. „Wir sind für unseren Mut belohnt worden“, freut sich der 49-jährige Meistermacher, dass sich das gezahlte Lehrgeld im Saisonverlauf wieder ausgezahlt habe. Denn nach dem hervorragenden Auftakt mit Platz sechs als bester Platzierung rutscht der TuS auf Rang elf ab. Der Aufsteiger fängt sich aber wieder, klettert hoch auf Rang sieben und beendet die Saison als Neunter. Je 21 Punkte in Hin- und Rückrunde sprechen Bände; das Polster stabilisiert die Mannschaft, die einen Riesenschritt nach vorne macht und sich von Fall zu Fall nur selbst das Leben schwer macht.

Auffällig ist, dass Berge auswärts mit negativem Torverhältnis (30:35) mehr Punkte (24) holt als mit einem Plus (32:31) zu Hause (17). Unterm Strich ist Strieder also zu Recht mit dem Aufstiegsjahr rundum zufrieden, einmal abgesehen von den Dämpfern nach der Winterpause. „Nach der super Hinserie war die Erwartungshaltung sehr hoch“, erinnert sich der 49-Jährige an eine ungünstige Konstellation mit Spielausfällen und personellen Engpässen, um den Spielrhythmus wiederzufinden. Doch der Neuling fängt sich wieder und erarbeitet sich mit erfrischendem Angriffsfußball den einstelligen Tabellenplatz.

Nach der enttäuschenden Vorsaison nimmt sich Trainer Josef Buschemöhle mit seinen Riestern im Sommer viel vor, kann aber die guten Vorsätze nicht in die Tat umsetzen, da die Vorbereitung unter keinem guten Stern steht und nicht ein einziges Mal der komplette Kader zusammen trainiert. Nach Pokalsiegen über Wallenhorst mit einem überragenden Neuzugang Lukas Liedmann und Bohmte kommt in Runde drei das Aus der Riester, die spielerisch und taktisch einen großen Nachholbedarf haben; die Punktspiele drohen zu einem Abenteuer zu werden. Eine Serie von zugegebenermaßen knappen Niederlagen hat zur Folge, dass Rieste schon früh wieder gegen den Abstieg spielt. Die weiter verjüngten Riester kommen in der Tat schlecht aus den Startlöchern und belegen nicht zufällig elfmal einen Abstiegsplatz und einen einstelligen Tabellenrang überhaupt später nur einmal am 25. Spieltag.

Erst Ende Oktober geht es für die Buschemöhle-Elf sukzessive bergauf, die in der Winterpause allen personellen Schwierigkeiten zum Trotz effektiv an der Fitness und Ausdauer arbeitet und damit den Grundstein für eine Erfolgsserie legt, die frühzeitig von allen Abstiegssorgen befreit. Die Riester erfüllen ihrem scheidenden Trainer den Wunsch, auch mal enge Spiele zu gewinnen – und zwar nicht mit Glück, sondern „weil wir in jedem Spiel zugelegt haben“, freut sich der 52-Jährige. Statt später Niederlagen fahren die Riester viele Erfolge jeweils in der Schlussphase ein. Laufen Peter Sedlik & Co. den Gegner wochenlang müde und sind 40 Punkte in greifbarer Nähe, sieht es ab Mai nach dem 0:4 in Dodesheide plötzlich ganz anders aus. Der Faden reißt, Konzentration und Spielfreude schwinden, der Gegner bestraft Riester Nachlässigkeiten. Einzig gegen Schlusslicht Sutthausen gelingt noch ein Sieg. Die 1:4-Derbypleite gegen Merzen wird zur Saisonauskehr zweitrangig, als sich Josef Buschemöhle offiziell auf Lage verabschiedet und mit Fug und Recht nach fünf Jahren sagt: „Ich hinterlasse eine intakte Mannschaft auf einem guten Weg.“

Die Merzener „Löwen“ sind an ihrer Halbherzigkeit gescheitert. „Wir haben zu lange geglaubt, die Rückrunde der letzten Saison ließe sich wiederholen“, sieht denn auch Trainer Bruno Graw den entscheidenden Fehler in der Einstellung. Mehr noch, nach dem unerwarteten Klassenerhalt der letzten Saison hätten viele sogar geglaubt, dass die nächste Saison „noch besser läuft“. Als die Erkenntnis kommt, dass das nicht so einfach ist, können die meisten Spieler den Hebel nicht mehr umlegen. „Ich hatte zu Anfang vor diesem Phänomen gewarnt, leider ohne Erfolg“, zuckt der bitter eines anderen belehrte 57-Jährige mit den Schultern, der nun mit fast dem gleichen Kader in der Kreisliga weitermacht und dort den Neuanfang startet.

Nach über 40 Jahren kommt Merzen in der abgelaufenen Saison erstmals nicht über Rang elf hinaus. Urlaubs- und jobbedingtes Fehlen von Leistungsträgern hat über weite Phasen der Vorbereitungsphasen Fitnessdefizite zur Folge, die während der Saison nicht aufgearbeitet werden können. „Solche Ausfälle sind nicht zu kompensieren“, sagt Graw, der von anhaltendem Verletzungspech nicht verschont bleibt. Weiteres Manko sind große Leistungsschwankungen; Spieler lernen nicht aus Fehlern. Graw hofft in der Winterpause vergeblich, dass unbändiger Wille und Mentalität zurückkehren, sich gegen den drohenden Abstieg zu stemmen; 13 Punkte aus 15 Begegnungen aber sind in der Rückrunde zu wenig. „Die Angst schleicht mit“, sagt Merzens Trainer einmal, als seine Appelle nicht fruchten und gute Ansätze im Spielverlauf verloren gehen. „Das ist kein Schach“, ärgert sich Graw an anderer Stelle über „körperloses Spiel“, was Merzen immerhin den zweiten Platz in der Fairnesstabelle beschert. An 20 Spieltagen verharrt Merzen auf einem Abstiegsplatz, da die Blau-Weißen körperliche Fitness und geistige Frische vermissen lassen. Die Schwächen in der Offensive korrespondieren fatal mit krassen Fehlern im Abwehrverbund; Merzen schießt gerade einmal 49 Tore und kassiert 77 Gegentore. Lediglich Florian Strothmann (10) trifft zweistellig. Und doch schöpft Blau-Weiß Anfang Mai nach dem 2:1-Sieg in Wallenhorst noch einmal Hoffnung. Doch es folgen drei vermeidbare Niederlagen. Der Derbysieg am letzten Spieltag in Rieste kommt viel zu spät. Bruno Graw ist nun vor der Zukunft rund um die Löwenkampfbahn nicht bange. „Ich erlebe immer wieder, dass die Jungs zusammenhalten“, freut sich der 57-Jährige, dass der Kader bleibt, wie er ist. Die Mannschaft sei intakt, was für das Erreichen zukünftiger Ziele positiv stimme, so Bruno Graw.

Alle Infos zur Bezirksliga 5: https://www.fupa.net/liga/bezirksliga-weser-ems-5

Aufrufe: 019.6.2017, 09:35 Uhr
Bersenbrücker Kreisblatt Autor