2024-04-19T07:32:36.736Z

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Für junge Pfullendorfer Spieler wie Jonas Keller (links, hier im Zweikampf mit Nico Gumbl, Spvgg FAL), ist die Landesliga sicherlich ein Umfeld, in dem sie sich optimal entwickeln können. Andererseits werden auch Resultate erwartet, denn das Saisonziel Foto: Bodon
Für junge Pfullendorfer Spieler wie Jonas Keller (links, hier im Zweikampf mit Nico Gumbl, Spvgg FAL), ist die Landesliga sicherlich ein Umfeld, in dem sie sich optimal entwickeln können. Andererseits werden auch Resultate erwartet, denn das Saisonziel Foto: Bodon
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SC Pfullendorf ist Titel-Topfavorit

SZ-Serie: Fußball-Landesligisten vor dem Start (Teil 4): SC Pfullendorf

Pfullendorf / sz - In zehn Tagen beginnt die neue Saison in der Fußball-Landesliga Südbaden. Prominentester Liga-Neuling ist zweifellos der SC Pfullendorf, der 2014 noch in der Regionalliga Süd spielte, von 2014 bis 2016 noch in der Oberliga Baden-Württemberg, in der vergangenen Saison noch in der Verbandsliga Südbaden, ehe er nun unsanft in der Landesliga Südbaden aufschlug. Eine rasante Negativ-Entwicklung, die aus der Entfernung betrachtet den Schluss nahelegt, dass bei der ehemaligen regionalen Nummer eins die Lebensgeister entwichen sind. Doch der Eindruck täuscht. Ironischerweise ist der SCP nun, da er sportlich am Tiefpunkt angelangt ist, mit besseren Perspektiven ausgestattet, als dies in den vergangenen zehn Jahren jemals der Fall war. Die Hoffnung trägt einen Namen: Extra Games, der in Pfullendorf ansässige Spielhallenfilialist der Löwen-Gruppe, der in ganz Deutschland Spielhallen betreibt und sein Marke "Admiral" nun auch im Fußball bewerben möchte, nachdem das Unternehmen im Handball zum Beispiel mit dem amtierenden Deutschen Meister Rhein Neckar Löwen bereits in großem Stil Imagepflege betreibt.

Dass mit dem Vorstandsteam um Präsident Dr. Jobst Michael Florus nun Männer den Sportclub führen, die seit ihrer Amtsübernahme im Januar 2016 bewiesen haben, dass sie seriös zu wirtschaften verstehen, dürfte den Extra Games-Entscheidungsträgern Martin Restle und Martin Moßbrucker ihren Entschluss, sich beim Sportclub als Hauptsponsor zu engagieren, erleichtert haben. Der Glücksfall Extragames und das kluge Handeln der Sparfüchse um Jobst Florus haben in Summe also dazu geführt, dass der SC Pfullendorf, dem in den Vorjahren mehrfach die Insolvenz drohte, trotz des neuerlichen Betriebsunfalls Abstieg wirtschaftlich so gut dasteht wie lange nicht mehr - wenngleich Extra Games das Budget nach dem Sturz in die Landesliga nochmal kürzte.

Die Konkurrenz kann da nur staunen. Als FC Bayern der Landesliga möchte SCP-Sportchef Robert Hermanutz den SC Pfullendorf jedoch nicht karikiert wissen: "Wenn andere das so sehen, können wir das nicht ändern. Wir selbst sehen uns aber nicht so. Wir gehen diese Saison mit Demut und Respekt an."

Rund 40 Spieler stehen für die erste und zweite Mannschaft zur Verfügung (22 für die Erste, 18 bis 20 für die Zweite). Personelle Engpässe, die dem Sportclub in den Vorjahren immer wieder das Leben schwer machten, dürften also der Vergangenheit angehören.

"Königstransfer" Luca Gruler

Mit Marlex Abdullai (Ziel unbekannt) und Jonas Vogler (zum SSV Reutlingen) habe zwei wichtige Defensivleistungsträger den Verein verlassen. Außerdem gingen Daniel Holzmann (TSV Straßberg), Zvonimir Klasan (FV Walbertsweiler/Rengetsweiler), Benjamin Mayer (TSV Berg), Thomas Löffler (FC Ostrach), Manuel Perkovic und Ahmad Yosef (beide mit unbekanntem Ziel).

"Königstransfer" war im Gegenzug sicherlich die Rückholung von Luca Gruler, der 2016 vom Sportclub zum Oberligisten FV Ravensburg gewechselt war, sich dort aber nicht nachhaltig durchsetzen konnte. Für den SCP stellt Gruler auf der Spielmacherposition einen enormen Qualitätsgewinn dar. Hermanutz: "Keine Frage, Luca ist ein absoluter Führungsspieler. Es freut mich aber auch zu sehen, dass er in dieser Rolle nicht alleine ist. Spieler wie Timo Werne, Felix und Stephan Steinhauser, Alessandro Sautter oder unsere Torhüter Maximilian Ritzler und Sebastian Willibald sind allesamt Spieler, die Führungsqualitäten haben und diese jetzt auch schon gezeigt haben."

Insgesamt 13 neue Spieler kamen zum Sportclub. Neben Gruler und Willibald (vom TSV Berg) sind die bekanntesten Namen Daniel Abdulahad (TSV Berg), Alen Rogosic (VfR Stockach) und Patrick Fähnrich (FC Wangen), allesamt Stürmer. Mit den bereits unter Vertrag stehenden Angreifern Lukas Stützle und Patrick Onuoha hat Trainer Marco Konrad nun also eine große Auswahl an Spielern für die entscheidenden Tore, die in der vergangenen Saison ja in "knappen" Spielen oft nicht gemacht wurden. Hermanutz: "Das war eine Frage des Selbstvertrauens. Wenn der Druck so groß wird wie in der vergangenen Runde, wenn es um den Klassenerhalt geht, dann werden halt auch hier und da mal die Beine schwer."

Mit Druck werden die Pfullendorfer in der neuen Saison konstruktiver umgehen müssen. Mit dem Erwartungsdruck beispielsweise, das Saisonziel, den direkten Wiederaufstieg, zu erreichen. Und mit dem Druck, dem man sich als Meisterschaftstopfavorit mit dem prominentesten Namen in der Liga automatisch ausgesetzt sieht. Gleich am ersten Spieltag dürfte es beim Derby beim FV Walbertsweiler/Rengetsweiler einen Vorgeschmack davon geben, was auf die Mannschaft in dieser Saison zukommt. Hermanutz: "Klar, die Gegner werden gegen uns an die Grenzen gehen, werden ein Spielverhalten an den Tag legen wie in Pokalspielen, in denen nur der Sieg zählt. Damit werden wir umgehen müssen. Aber wir haben auch die Spieler, die das können."

Der SC Pfullendorf wird in der Regel auf defensiv eingestellte Gegner treffen. Bei der Systemfrage ist er dennoch flexibel: "Das werden die Trainer von Fall zu Fall entscheiden, ob man es offensiv angeht oder auch mal abwartend", sagt Hermanutz.

Starke Pflichtspielleistungen

In den Freundschaftsspielen konnte das Konrad-Team bislang nicht immer überzeugen. So gab es am vergangenen Wochenende bei einem Turnier in Überlingen eine glatte 0:4-Niederlage gegen den TSV Berg. Doch wenn es darauf ankam, war die Mannschaft bislang zweimal voll da: Der 3:0-Auswärtssieg in der Qualifikationsrunde bei Landesliga-Meisterschaftsmitfavorit Spvgg FAL war ein eindrucksvolles Statement, das mit dem 3:2-Erstrundensieg gegen Verbandsligist FC Bad Dürrheim, gegen den es in der vergangenen Verbandsligasaison zwei Niederlagen gegeben hatte, nochmal dick unterstrichen wurde. Mehr denn je darf der SC Pfullendorf seither als Top-Favorit auf den Meistertitel in der Landesliga Südbaden III gelten.

Der 1. Spieltag: Freitag, 11. August (18.30 Uhr): DJK Donau - FC Überlingen, Samstag, 12. August (15.30 Uhr): FC Löffingen - FC Hilzingen, SG Dettingen-D. - FC Furtwangen, DJK Villingen - FC Villingen 2, FV Walbertsweiler/Reng. - SC Pfullendorf (16 Uhr), FC RW Salem - SC Konstanz-Woll. (17.30 Uhr); So., 13. August ( 15 Uhr): SpVgg F.A.L. - SV Obereschach, FC Schonach - SC Markdorf

Aufrufe: 02.8.2017, 10:31 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Oliver KothmannAutor