2024-04-20T08:00:28.265Z

Relegation
Einen Schritt schneller: Simon Schmaus (rechts), hier im Zweikampf mit Sandro Reichert von Olympia Neugablonz, will mit dem FC Ehekirchen nach dem 1:1 im Hinspiel in die zweite Runde der Landesliga-Relegation einziehen.  Foto: Harald Langer
Einen Schritt schneller: Simon Schmaus (rechts), hier im Zweikampf mit Sandro Reichert von Olympia Neugablonz, will mit dem FC Ehekirchen nach dem 1:1 im Hinspiel in die zweite Runde der Landesliga-Relegation einziehen. Foto: Harald Langer

Den kleinen Vorteil nutzen

Das 1:1 in Neugablonz bedeutet eine gute Ausgangsposition für den FC Ehekirchen +++ Neuburg hofft auf die Sensation

David Bulik hatte sich seine persönliche Rolle in der Landesliga-Relegation eigentlich ganz anders vorgestellt. Er wollte auf dem Platz stehen, der Mannschaft mit seiner Erfahrung helfen. Doch Schmerzen im Knie machten einen Einsatz des Ehekirchener Spielertrainers im Hinspiel beim BSK Olympia Neugablonz unmöglich.

FC Ehekirchen – BSK Olympia Neugablonz (So., 17 Uhr)
Ehekirchens Spielertrainer Bulik stand in Neugablonz an der Seitenlinie und musste mit ansehen, wie seinem Team das Spiel von Minute zu Minute mehr aus den Händen glitt. Dass es letztlich zu einem 1:1 reichte, hatte der FCE einer großen Portion Glück, Neugablonzer Abschlussschwäche und einigen Paraden von Torwart Dzemil Abazi zu verdanken. Nach einer vernünftigen ersten Hälfte, in der die Allgäuer kaum zu zwingenden Chancen kamen, „waren wir in der zweiten Halbzeit ganz schwach“, sagt Bulik. Turm in der Schlacht war David Labus, der in der Innenverteidigung an der Seite von Alexander Gerbl den Laden so gut wie möglich zusammenhielt. „Labus hat Erfahrung, kennt die Relegation und behält die Ruhe. Er war unser wichtigster Mann“, lobt Bulik seinen Co-Trainer, der jeden Zweikampf mit vollem Einsatz bestritt. Im Mittelfeld entstanden, auch wegen fehlender Unterstützung der Angreifer, hingegen zu viele Lücken. Man ließ die spielstarken Neugablonzer um Regisseur Mathias Franke gewähren. Bulik: „Vielleicht waren wir zu nervös, was bei uns in entscheidenden Partien schon öfters der Fall war.“ Bulik weiß, dass sich sein Team im Rückspiel steigern muss, um die gute Ausgangsposition mit dem Einzug in die zweite Runde zu vergolden. „Wir werden anders auftreten“, kündigt er an. Dank der Europapokalarithmetik kann das Auswärtstor zur zwischenzeitlichen Führung von Fabian Scharbatke den Ausschlag geben. Bereits mit einem 0:0 wäre Ehekirchen weiter. „Neugablonz braucht in jedem Fall ein Tor und muss kommen, wir können kontern“, sagt Bulik. „Wir müssen defensiv gut und konzentriert stehen. Ich bin mir auch sicher, dass wir selbst ein Tor schießen.“ Optimistisch macht Bulik die Heimstärke seines Teams. Während auswärts in der Landesliga lediglich fünf Punkte geholt wurden, gelangen daheim 15. „Die Jungs fühlen sich zu Hause einfach wohler und sind dadurch stärker“, sagt Bulik. Sicherheit ins Ehekirchener Spiel würde wohl auch ein Einsatz des 33-Jährigen bringen. „Schon in Neugablonz hätte ich mit meiner Erfahrung Ruhe ins Spiel bringen können.“ Am Freitagabend wollte er im Training testen, ob ein Einsatz möglich ist. Die Hoffnung darauf hat Bulik genauso wenig aufgegeben wie die auf ein Mitwirken von Stürmer Maximilian Käser, der in Neugablonz mit Leistenproblemen nur für den Notfall auf der Bank saß. „Er hat schon die ganze Rückrunde kaum trainiert. Wenn er dann gespielt hat, hat er Leistung gebracht und Tore erzielt.“ Mit neun Saisontreffern ist Käser jedenfalls der gefährlichste Akteur im Kader. In jedem Fall spielen dürfen Matthias und Sebastian Rutkowski, die in Neugablonz vom Platz gestellt wurden. Gelb-Rote Karten ziehen auch in der Relegation keine Sperre nach sich.
Beim FC Ehekirchen geht es für den BSK Olympia Neugablonz um die Qualifikation für die Landesliga. Im Hinspiel war nach einen Neugablonzer Sturmlauf mehr drin als das 1:1. „Wir hätten den Siegtreffer machen können oder sogar müssen. Nun haben wir nicht die allerbeste Ausgangslage, aber auch keine schlechte“, sagt Bayer. Beide Mannschaften können sich auf ein volles Haus freuen. „Das Hinspiel mit fast 800 Zuschauern war schon ein richtiges Fußballfest.“ Die Verantwortlichen des FC Ehekirchen erwarten für das Rückspiel an die 1000 Zuschauer. BSK-Coach Bayer hofft dabei auf zahlreiche Unterstützung der mitgereisten Fans. Wie im Hinspiel wird Bayer voraussichtlich den gleichen Kader aufbieten. Mit von der Partie werden auch Torhüter Dennis Starowoit und Verteidiger Rick Rogg sein. „Beide wollten unbedingt spielen und sich in den Dienst der Mannschaft stellen“, sagt Bayer. Bayer setzt auch auf die Erfahrung von Rogg, der helfen soll, gegen den Landesligisten zu bestehen. „Ehekirchen ist zuhause eine Macht. Sie leben von ihrer Robustheit und sind punktuell mit guten Fußballern besetzt“, sagt Bayer über den Gegner. „Wir haben keinen Druck. Wir versuchen, unser Spiel zu machen und sehen, was am Ende dabei herauskommt“, geht Bayer locker mit der Situation um.

Die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: Noch haben Rainer Meisinger und der VfR Neuburg die Hoffnung aber nicht aufgegeben.  Foto: Xaver Habermeier
Die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: Noch haben Rainer Meisinger und der VfR Neuburg die Hoffnung aber nicht aufgegeben. Foto: Xaver Habermeier

SC Oberweikertshofen – VfR Neuburg (So., 16 Uhr)
Nein, die Nacht nach der 1:3-Niederlage im Relegations-Hinspiel gegen den SC Oberweikertshofen habe Christian Krzyzanowski „nicht wirklich gut geschlafen“. Dabei gingen dem Trainer des VfR Neuburg nicht nur die spielentscheidenden Szenen immer und immer wieder durch den Kopf. „Nach einer Partie hinterfrage ich mich grundsätzlich selbst zuerst. Was hätte ich anders machen können? Wäre es besser gewesen, möglicherweise in der Halbzeit das System umzustellen und defensiver zu agieren?“, so Krzyzanowski.
Die Antworten auf diese Fragen sind – und das weiß freilich auch der 40-Jährige selbst – rein hypothetisch. Ob mit einer Systemumstellung die Zwei-Tore-Niederlage hätte verhindert werden können, kann daher nur vermutet werden. Wohl aber eher nicht, denn seine Mannschaft sei „eigentlich überhaupt nicht darauf ausgerichtet und ausgelegt, Defensiv-Fußball zu spielen. Wir wollen immer agieren, offensiv auftreten und Tore schießen“. Den eindrucksvollen Beweis traten die Lilaweißen in der Bezirksliga-Saison 2016/2017 an: Mit 72 erzielten Treffern – was einen Schnitt von 2,4 Toren pro Begegnung bedeutet – stellte man hinter dem souveränen Meister SV Cosmos Aystetten (76 Treffer) die zweitbeste Offensive. Was aber war genau der Grund, warum seine Mannschaft, die in der ersten Hälfte das Geschehen noch größtenteils dominierte und dementsprechend mit einer verdienten 1:0-Führung in die Pause ging, nach dem Wiederanpfiff kaum noch einen Fuß auf den Boden brachte? „Im Nachhinein muss man sicherlich sagen, dass der frühe 1:1-Ausgleich, den wir mit aller Macht verhindern wollten, der Knackpunkt in unserem Spiel war“, meint Krzyzanowski. „Danach hatten wir keinen Akteur auf dem Platz, der die Bälle gefordert beziehungsweise das Heft in die Hand genommen und das Team entsprechend wach gerüttelt hat“, so der VfR-Übungsleiter weiter. Gerade in dieser Phase sei „der Unterschied zwischen einem erfahrenen Team wie Oberweikertshofen und einer sehr jungen Truppe wie unserer“ extrem deutlich geworden. „Man darf nicht vergessen, dass unser Gegner mehrere Kicker in seinen Reihen hatte, die schon in der Bayernliga und höher aktiv waren“, weiß Krzyzanowski.
Auch wenn das Hinspiel-Resultat die Aufgabe in Oberweikertshofen – gelinde ausgedrückt – nicht gerade einfacher macht, gänzlich chancenlos sieht der Neuburger Coach seine Schützlinge nicht. „Realistisch betrachtet liegt unsere Chance auf ein Weiterkommen vielleicht bei 10 Prozent. Um diese aber zu nutzen, muss in diesem Match bei uns wirklich alles passen“, meint Krzyzanowski. Neben einem frühen (Führungs-)Treffer hofft der VfR-Trainer auf eine „konstant gute Leistung über 90 Minuten sowie den unbedingten Willen, diese Begegnung noch zu drehen“. Einen kleinen psychologischen Vorteil hat Krzyzanowski dabei bereits ausgemacht: „Wir haben jetzt absolut nichts mehr zu verlieren und können völlig befreit aufspielen. Alles andere als ein Weiterkommen des SC Oberweikertshofen wäre eine Sensation.“

Aufrufe: 027.5.2017, 13:41 Uhr
Augsburger Allgemeine / meiAutor