2024-04-16T09:15:35.043Z

Allgemeines
In den nächsten Wochen wird sich das Sportgericht mit dem Spiel beschäftigenF: Thomas Rinke
In den nächsten Wochen wird sich das Sportgericht mit dem Spiel beschäftigenF: Thomas Rinke

Kontroverse Debatte über Spielabbruch in Melle

Wohl ein Fall fürs Sportgericht

Heiß diskutiert in den sozialen Netzwerken des Internet wurde am Wochenende der Abbruch des Landesliga-Fußballspiels am Freitagabend zwischen dem SC Melle 03 und SC Türkgücü. Ein Fall, der Ermittlungen des Sportgerichts des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) nach sich ziehen dürfte - auch nach der ersten Einschätzung von Staffelleiter Stefan Brinker, dem der Bericht des Schiedsrichters und des Schiedsrichter-Beobachters am Sonntag allerdings noch nicht vorlag.

Was war passiert? Aus Sicht beider Teams war es bis zur 90. Minute ein hitziges, aber nicht überhartes Spiel. Türkgücü ging nach Aussagen einiger Beobachter noch etwas härter zur Sache als Melle. Betreuer und Zuschauer von Türkgücü hätten mit Zwischenrufen zusätzliche Hektik in das Spiel gebracht. Beim Stand von 1:1 hatte Türkgücü-Spieler Gökhan Selvi zu Beginn der Nachspielzeit seinen Gegenspieler Veit Usslepp angesprungen. ,,Ich habe ihn mit meiner Hand am Hals getroffen. Klar rot - aber es war kein Faustschlag", sagt Selvi und widerspricht somit klar einem Facebook-User, der von einem Fausthieb schrieb. Selvi bezeichnet die Aktion als Revanchefoul: ,,Er hatte mich vorher gecheckt und dabei an der Lippe verletzt. Bei meiner Reaktion spielte auch der Frust mit, dass ich kurz zuvor einen Elfmeter verschossen hatte." Dem Türkgücü-Spieler tut die Tätlichkeit leid: ,,Ich wollte mich nach dem Spiel entschuldigen, aber Veit war schon weg."

Die Tätlichkeit war offenbar Auslöser, dass ein Zuschauer aufs Feld rannte. Dieser soll Türkgücü-Innenverteidiger Volkan Senyildiz mit der Faust ins Gesicht und zu Boden geschlagen haben. ,,Ich hatte ihn gar nicht kommen sehen - plötzlich spürte ich seine Faust in meinem Gesicht", so Senyildiz. ,,Nachdem ich aufgestanden bin, habe ich kurz versucht, ihn festzuhalten - mehr aber nicht. Als der Mann geflüchtet ist, habe ich zunächst versucht, ihn zu verfolgen", führt er fort. Der Unparteiische sah darin offenbar den Versuch einer Tätlichkeit und sprach eine Rote Karte aus. ,,Diese ist nicht gerechtfertigt", sagt der Spieler, der am Montag wegen Schmerzen an der linken Schläfe zum Arzt gehen will und eine Anzeige wegen Körperverletzung ins Auge fasst.

Mittlerweile waren mehrere Zuschauer auf dem Feld. Schiedsrichter Per-Ole Wendlandt brach daraufhin das Spiel ab.

Nach Aussagen beider Vereine beruhigte sich die Szenerie schnell. Funktionsträger und Spieler beider Mannschaften saßen nach dem Spiel noch nett zusammen.

Was sagt der SC Melle? ,,Meine Spieler und das Funktionsteam haben sich nichts zuschulden kommen lassen", so Melles Trainer Roland Twyrdy: ,,Sollten Türkgücü die drei Punkte zugesprochen werden, weil wir den Faustschlag des Zuschauers nicht verhindern konnten, werden wir es akzeptieren. Ich fände aber ein Wiederholungsspiel fair - auch im Sinne des sportlichen Abstiegskampfes, in dem Türkgücü steckt." Melles Betreuer Tobias Brockmeyer gibt zu bedenken: ,,Um als Veranstalter auszuschließen, dass ein Zuschauer aufs Feld läuft und einen Spieler attackiert, müsste man auf einem ungezäumten Platz schon eine Menschenkette an Ordnern aufbieten." Im Falle einer Geldstrafe, so Brockmeyer, ,,behalten wir uns vor, das Geld vom betreffenden Zuschauer zurückzufordern."

Was sagt Türkgücü? ,,Wir gehen davon aus, dass das Spiel letztlich mit drei Punkten und 3:0 Toren für uns gewertet wird", so Vereinspräsident Ahmet Ulusoy. Er könne die Turbulenzen nicht beurteilen. ,,Ich stand auf der anderen Seite, viel zu weit weg vom Geschehen."

Aufrufe: 022.3.2015, 19:24 Uhr
Christian Detloff / Neue Osnabrücker ZeitungAutor