2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Im Spiel zwischen dem FC Kosova Regensburg II und dem Serbischen CD Regensburg gibt es am Sonntag direkt vor der Halbzeitpause zuerst böse Worte - kurz danach schlagen und treten mehr als 20 Personen aufeinander ein. Foto: Zeitler
Im Spiel zwischen dem FC Kosova Regensburg II und dem Serbischen CD Regensburg gibt es am Sonntag direkt vor der Halbzeitpause zuerst böse Worte - kurz danach schlagen und treten mehr als 20 Personen aufeinander ein. Foto: Zeitler

Spielabbrüche nach Massenschlägereien

Eine Bisswunde, Prellungen und blaue Augen: Gleich zwei Mal kracht es am Sonntag im Regensburger Fußballkreis +++ Auch Zuschauer sind beteiligt

45 Minuten lang, so schildert es Schiedsrichter Arno Pilz, war die Partie zwischen dem FC Kosova Regensburg II und dem Serbischen CD Regensburg ein ,,super-schönes und sehr faires Spiel". Dann, direkt vor der Pause und wie aus dem Nichts, eskalierte am Sonntag die Stimmung bei dem Spiel in der Regensburger B-Klasse 3. Nach einem Zweikampf gingen zuerst zwei Spieler aufeinander los, dann mischten weitere Spieler und auch Zuschauer mit - und am Ende schlugen und traten auf der städtischen Sportanlage am Weinweg mehr als 20 Personen aufeinander ein. Die bittere Bilanz: blaue Augen, Prellungen und ein Spielabbruch.

Der 49-jährige Pilz aus Regensburg ist seit sieben Jahren als Schiedsrichter aktiv. ,,So etwas habe ich aber noch nicht einmal im Ansatz erlebt", sagt er am Sonntag, zwei Stunden nach dem Spiel, der MZ. Der Auslöser sei ein an sich unspektakulärer Zweikampf gewesen. Ein Spieler des FC Kosova sei aus seiner Sicht schlichtweg ausgerutscht und lag am Boden: ,,Sein Gegenspieler hat ihn hier leicht mit dem Fuß im Gesicht gestreift. Offensichtlich aber völlig ohne Absicht." Danach gab es gegenseitig ein paar böse Worte - und dann wurde zugeschlagen. Im wahrsten Sinne des Wortes im Handumdrehen hatte sich das Ganze in eine Massenschlägerei ausgeweitet, bei der auch einige Zuschauer mitmischten. ,,So etwa 20 bis 25 Personen", schätzt Pilz, waren beteiligt. Es sei geschlagen und mit den Füßen getreten worden.Zum Glück für ihn, wie der Schiedsrichter berichtet, habe sich gleich als die Auseinandersetzung begann, ein Platzordner des FC Kosova um ihn gekümmert und ihn abgeschirmt. ,,Für mich bestand dadurch keine Gefahr", erzählt er. Zunächst habe er zwar noch schlichtend eingreifen wollen: ,,Aber als sich das Ganze so entwickelt hat, hast du natürlich keine Chance mehr."

Spieler wollten weiterkicken
Er habe dann das Spiel abgebrochen. Die Mehrzahl der Fußballer werde das zunächst aber wohl gar nicht mitbekommen haben, glaubt Pilz, weil die Schlägerei noch voll im Gange war. Diese habe etwa ,,acht bis zehn Minuten gedauert, dann war es wieder ruhig". Vertreter beider Vereine seien danach sogar auf ihn zugekommen und hätten gefragt, ob man das Spiel nicht fortsetzen könne: ,,Das habe ich aber natürlich abgelehnt", sagt Pilz. Das Risiko, dass noch etwas passiert, sei ihm viel zu hoch gewesen. Am Sonntagabend, als sich die Gemüter endgültig beruhigt hatten, zeigten sich Vertreter beider Vereine bestürzt. Simon Stroka, Abteilungsleiter des Serbischen CD Regensburg, berichtete, dass es nach seinen Informationen ,,am Ende blaue Augen und leichte Prellungen, zum Glück aber keine gravierenden Verletzungen" gegeben habe. Stroka will im MZ-Gespräch gar nicht den bösen Buben, der angefangen hat, suchen: ,,Für mich, als fairen Sportsmann, ist so ein Vorfall durch nichts zu entschuldigen. Ich bedauere das sehr." Shpejtim Haziri, Abteilungsleiter des FC Kosova, ist ähnlich traurig über den Vorfall. Er war selbst vor Ort und habe versucht, beruhigend einzugreifen, erzählt er, habe zunächst aber wenig ausrichten können.Beide sagen unisono, dass bei dem Eklat sicher auch das teils schwierige Verhältnis von Menschen aus dem Kosovo und aus Serbien nach dem Balkan-Konflikt mitgespielt habe. ,,Das hier noch viele Emotionen, gerade bei älteren Spielern oder Zuschauern, dabei sind, ist eben so. Das kann man so schnell leider nicht ändern", erzählt Stroka. ,,Es sollte natürlich so oder so nichts passieren", meint Haziri, ,,aber vielleicht wäre es vom Verband auch besser gewesen, diese beiden Mannschaften nicht in eine Spielklasse zu stecken, um so etwas von vornherein zu vermeiden." Spielleiter des Fußballkreises ist Rupert Karl. Der sagte der MZ am Sonntag, dass man die Klassen aus Prinzip nach regionalen geografischen Gesichtspunkten einteile. Ansonsten würden sich die Klubs gerade in den unteren Klassen beschweren, dass sie weite Anfahrtswege haben. Nur, wenn ein Verein explizit mitteilt, dass er bei der Verlegung kein Problem mit den längeren Strecken habe, könne man darüber nachdenken.

,,Das gibt es leider überall"
Ohnehin dürfte der Verband große Probleme haben, alle potenziellen Konfliktherde vorherzusehen. Schließlich registriert Karl einen bedauerlichen Trend: ,,Es ist leider so, dass wir zuletzt immer mehr negative Vorfälle mit tätlichen Auseinandersetzungen erleben mussten", sagt er - und legt Wert darauf, dass dies beileibe nicht nur Vereine mit ausländischen Wurzeln betreffe: ,,Das gibt es leider überall." Er sieht deswegen die Gefahr, ,,dass wir immer größere Probleme haben werden, überhaupt Schiedsrichter zu finden, wenn es zu solchen Übergriffen kommt". In seiner düsteren Prognose wird Karl bereits am Sonntag bestätigt.

Kurz nach dem Spielabbruch in Regensburg muss im nur ein paar Kilometer entfernten Matting ebenfalls eine Partie vorzeitig beendet werden. Wieder war es zu einer Massenschlägerei gekommen, dieses Mal in der A-Klasse 2. Spieler des gastgebenden SC Matting und des SV Bosna gingen fünf Minuten vor der Halbzeit aufeinander los. Knapp 20 Fußballer sollen am Ende in die Auseinandersetzung verwickelt gewesen sein. Ein Mattinger Spieler musste danach sogar im Krankenhaus behandelt werden, weil ihm in den Finger gebissen wurde.Die Schiedsrichter beider Partien berichten dem Bayerischen Fußball-Verband nun schriftlich, warum sie das Spiel abgebrochen haben. Laut Kreisspielleiter Rupert Karl werden diese Berichte Anfang dieser Woche eintreffen. Die beteiligten Vereine können dann eine Stellungnahme abgeben, bis die beiden Fälle vor dem Sportgericht des Fußballkreises Regensburg verhandelt werden. Eine Prognose für die Urteile könne er nicht abgeben, sagt Karl, dafür sei es ohnehin noch viel zu früh. Wenn der Verband ein Fehlverhalten als erwiesen erachtet, kann er neben Punktabzügen auch Geldstrafen für die Vereine aussprechen.

Aufrufe: 03.11.2013, 19:28 Uhr
Von Jürgen Scharf, MZAutor