2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Roland Rittner, eine der außergewöhnlichen Trainerpersönlichkeiten in unserer Region.
Roland Rittner, eine der außergewöhnlichen Trainerpersönlichkeiten in unserer Region. – Foto: Werner Franken

Roland Rittner - 40 Jahre unerschöpflicher Erfahrungsschatz als Coach

Der 67-jährige Trainerroutinier des Bezirksligisten SC Luhe-Wildenau blickt auf vier Jahrzehnte sportlicher Verantwortung zurück. Und er brennt immer noch darauf, seine Erfahrungen weiter zu geben.

Die Corona-Pandemie legt den Spielbetrieb im Amateurfußball immer noch lahm. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, aber auch mit „Legenden“ zu sprechen, die immer noch mit der „schönsten Nebensache der Welt“ beschäftigt sind. Nachdem wir unsere Portrait-Serie über ehemalige und noch aktive routinierte Spieler - und Trainergrößen mit dem Ex-„Glubberer“ Hans Pausch gestartet haben, nehmen wir nun einen in der Region bestens bekannten Übungsleiter unter die Lupe. Trainerroutinier Roland Rittner (67) - immer noch hochmotivierter Chefanweiser des SC Luhe-Wildenau - lässt dabei seine beeindruckende Karriere bis zum heutigen Tag Revue passieren, in der der in Weiherhammer wohnhafte und mit allen Fußballwassern gewaschene Hobby-Mountainbiker als Aktiver unter anderem in der Bayernliga für die SpVgg Weiden die Fußballstiefel schnürte.

Über den Trainer Roland Rittner zu reden, heißt über einen Menschen zu sprechen, dessen herausragende Eigenschaften Zielstrebigkeit, Willensstärke und Ehrlichkeit sind. Dies bestätigen auch die Urban-Brüder Sebastian und Benjamin, die beide zur Stammelf des SC Luhe-Wildenau gehören und ihren Coach wie folgt charakterisieren: „An Roland schätze ich besonders, dass er neben seinem sportlichen Ehrgeiz nie das Menschliche vergisst. Dabei hat er ein offenes Ohr für jeden und äußert stets seine klare und ehrliche Meinung“, sagt Sebastian, seines Zeichens Spielführer des Bezirksligisten. Sein Bruder Benjamin, der zu den Aktivposten im Offensivspiel der „Schwarz-Roten“ gehört, lobt besonders Ritters Können als Trainer, als auch das Engagement und den Willen mitzuhelfen, einem scheinbar untergehenden Verein neues Leben einzuhauchen: „Das Besondere an Roland ist, dass er aus meiner Sicht nicht nur eine Mannschaft extrem weiterentwickeln kann, sondern auch eine komplette Fußballabteilung zusammen mit anderen hoch engagierten Mitstreitern neu aufstellen und ausrichten kann. So wie er es beim SC ja in den letzten Jahren getan hat.“

Was der „Trainerfuchs“ also macht, er gibt immer hundert Prozent. So hat er sich selbstverständlich auch für die Beantwortung unserer Fragen viel Zeit genommen.


Roland, was war wohl die schönste Saison deiner Trainer-Laufbahn?
Da du als Trainer natürlich einen großen Einfluss auf den Ablauf einer Saison hast, kannst du auch sehr viel steuern. Entscheidend ist auch, dass alle, die da mitwirken, von Anfang an ganz gezielt dran arbeiten. Als Trainer musst du auch schnell erkennen, wer da nachlässt und sofort dagegen steuern. Somit muss ich ganz klar sagen, dass ich in jeder Saison (bis auf eine, die ich aber nicht nennen will) das Optimalste rausgeholt habe und somit immer sehr zufrieden war. Du hast ja gewisse Ziele, die du verfolgst. Beispiele sind unter anderem das Erreichen eines bestimmten Tabellenplatzes, das Verfolgen deiner Philosophie und vor allem das Formen junger Spieler. Um nun deine Frage zu beantworten: Für mich ist jede Saison, die ich als Spielertrainer oder Trainer gemacht habe, total positiv und wunderschön gewesen, auch bei allen negativen Umständen, die sich während einer Saison immer wieder einmal einstellen.



Von welchem Spieler warst du in deiner bisherigen Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?
In jeder Mannschaft, in der ich als Trainer gewirkt habe, gab es eine ganze Reihe von Spielern, die mich beeindruckt haben. Bei diesen Spielern ist es mir gelungen, eine der elementarsten Aufgaben eines Trainers zu erfüllen, nämlich das Optimale aus einem Spieler herauszuholen. Denn das Ziel muss immer sein, einen Spieler soweit zu bringen, dass er sein gesamtes Potenzial abruft, dabei aber auch seine Liebe zum Fußball ins Team einbringt. In meiner gegenwärtigen Mannschaft, dem SC Luhe-Wildenau, tut das grundsätzlich der gesamte Kader, ob Stammspieler oder Ergänzungsspieler. Mit welchem Fleiß und welcher Zielorientierung da jeder einzelne arbeitet, ist besonders.


Mit welchem Verein hattest du bisher deine schönste Zeit?
Wie vorher schon gesagt, es liegt es vor allem an einem Trainer selbst, wie er alles steuert. Wichtig ist auch, welche Leute dich unterstützen. Diesen Punkt gilt es stets bei den Gesprächen vor einer Verpflichtung zu klären. Gerade in dieser Beziehung möchte ich die Vereine TSV Pressath, FV Vilseck, FC Schwandorf und aktuell den SC Luhe-Wildenau nennen, wo mir äußerst engagiertes Personal zur Seite gestanden ist und noch steht.


Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast du besonders gerne zusammengearbeitet?
Die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist, dass der Trainer zusammen mit Abteilungsleiter/Manager ein gemeinsames Konzept erstellt, an dem sich dann jeder orientieren kann. In der Umsetzung sind dann eine gewisse Weitsicht, Beharrlichkeit und Fleiß sehr wichtig, um zielführend arbeiten zu können. In diesem Zusammenhang möchte ich auch einige Namen nennen, die sich diese Punkte bei meinen bisherigen Trainerstationen vorbildlich verinnerlicht haben. Ewald Pöllath vom TSV Pressath, Georg Specht beim FV Vilseck und beim SV Sorghof, Charly Langner vom FC Schwandorf sowie Siegmund Frischholz, Thomas Diertl und Stefan Grünwald vom SC Luhe-Wildenau.


Welcher Trainer hat dich in deiner aktiven Zeit besonders geprägt?
Gelernt habe ich von jedem Trainer, aber Manfred Hammermann (SV Grafenwöhr) war schon ein Trainer, der auch viele Grundsätze in meine spätere Trainerlaufbahn hat einfließen lassen.


Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut?
Mich hat schon immer interessiert, so hochklassig wie möglich zu trainieren. Ich hatte auch ausreichend Anfragen von vielen führenden Vereinen. Leider war es mir aber unmöglich, aus beruflichen Gründen ein solch spannendes Angebot anzunehmen. Einmal hatte ich sogar einen Vertrag bereits unterschrieben, musste aber dann nach Rücksprache mit meiner Firma den Vertrag wieder auflösen. Da ich meine Arbeit als Trainer immer sehr professionell angehe, hätte mich die sich bietende Herausforderung schon sehr gereizt.


Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst?
Auch da gäbe es viele aufzuführen als Spieler, wie als Trainer. Aber eine Partie bleibt da immer in meinem Gedächtnis. Es war als junger Spieler in der Zeit, als ich bei der SpVgg Weiden am Wasserwerk spielte. Bayernligaderby SpVgg Weiden gegen SpVgg Vohenstrauß vor mehr als 4000 Zuschauern, ich werde in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Es steht lange 0:0, ehe sich Willi Leitermann kurz vor Schluss über die rechte Seite durchsetzt, nach innen flankt, wo ich per Kopf zum 1:0 einloche.


Früher war im Fußball alles besser“ - wie ist deine Meinung über diese heute gerne aufgestellte Behauptung
?
Ich habe natürlich fast immer in einem Bereich gearbeitet, der schon einen hohen Anspruch an Qualität gefordert hat. Ich denke, dass bei der Betrachtung der Zuschauerzahlen schon ein erheblicher Rückgang zu erkennen ist. Ich denke vor allem an Derbys, die früher einfach mehr Zuschauer angelockt haben. Bewertet man die Qualität des heutigen Fußballs - ich spreche jetzt aus meinem Bereich - da ist der schon schneller, athletischer und technisch besser als früher. Heute hast du nicht viel Zeit, du musst schnell Lösungen finden. Sicher gab es auch früher Mannschaften, die der Zeit schon voraus waren. Ich bin da ehrlich - ich arbeite aber doch lieber und immer noch sehr gerne in der heutigen Zeit, die Art und Weise gefällt mir einfach besser.


Welche Art der Mannschaftsführung favorisierst du?
Auch da unterliegst du in den vielen Jahren ständig anderen Formen. Bei mir war es so, dass ich auch in meinem Beruf immer mit sehr vielen Leuten zu tun hatte. Viele Lehrgänge, berufliche aber auch im sportlichen Bereich über meine verschiedenen Trainerscheine, haben mir ein gutes Gerüst gegeben, immer am Puls der Zeit zu sein. Seit vielen Jahren verfolge ich einfach den Weg, sehr viel mit dem Spieler zu reden, ihn als wichtiges Mosaiksteinchen zu sehen, ihn zu fördern und zu fordern. Teamgedanke, Zielverfolgung und harte Arbeit sollen dabei im Vordergrund stehen.


Hat dich ein Spieler schon einmal zur Weißglut gebracht?
Nein, das habe ich noch nicht erlebt. Natürlich gibt es bei Training oder Spiel Situationen, wo so etwas passieren könnte. Aber da lasse ich mich, obwohl ich grundsätzlich ein emotionaler Mensch bin, nicht dazu verleiten, die Fassung zu verlieren.


Gibt es im Profibereich einen Trainer, den du richtig gut findest?
Bei Trainerlehrgängen komme ich sehr häufig auch mit Bundesliga-Trainern zusammen, wo auch immer richtig gute und interessante Gespräche stattfinden. Kritisch sehe auch immer wieder die Darstellung im Fernsehen, wie die Arbeit eines Trainers oft nur über die Tabellensituation beurteilt wird. Anders ist es da bei einem, den ich, um deine Frage zu beantworten, richtig gut finde, nämlich den Christian Streich. Er ist fast zehn Jahre beim SC Freiburg und leistet dort überragende Arbeit. In persönlichen Gesprächen und auch bei verschiedenen Meetings zeigte er immer wieder seine authentische und emotionale Art auf und wie er den Fußball sieht.


Was glaubst du, war die größte Enttäuschung deiner Karriere?
Wie am Anfang schon gesagt, kann man da als Trainer großen Einfluss nehmen. Ich kann eigentlich keine große Enttäuschung nennen. Ich wurde in der Bezirksoberliga sechs oder sieben Mal nur Zweiter. Letztlich war das aber vielleicht für die betroffenen Mannschaften dann besser, nicht den Schritt nach oben gemacht zu haben. Enttäuschend ist für mich vielleicht auch, wenn du einen Spieler mit großem Potenzial hast und er macht nichts daraus. All das sind aber negative Erfahrungen, mit denen man leben kann.


Was hältst du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?
Zunächst muss sich der Verein die Frage stellen, was er möchte. Will er Förderung, Erfahrung, Verbesserung? Will er einen Spieler und einen Trainer? Und auch der Spieler muss sich Gedanken machen, wenn er diesen Weg einschlagen will. Wenn er sich die Doppelbelastung zutraut, ist alles okay. Ich habe es ja auch früh versucht, konnte aber auch durch meine berufliche Tätigkeit und vielen Lehrgängen schnell dazu lernen. Blicke ich auf meine Trainertätigkeit heute, bin ich froh, auf so einen enormen und langjährigen Erfahrungsschatz zurückgreifen und diesen immer noch weitergeben zu können.


Zur Person:
Roland Rittner ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Weiherhammer (Landkreis Neustadt/WN). Seine Familie und die Lieblingsbeschäftigung Fußball stehen für ihn an erster Stelle. Fragt man ihn nach Hobbies, nennt er auch das Mountainbiken, falls er nicht damit beschäftigt ist, ein aufgenommenes Fußballspiel gleich mehrfach anzuschauen, um sich zum Beispiel im taktischen Bereich weiterzubilden. Auch das Reisen gefällt dem Rentner, Italien ist da sein bevorzugtes Urlaubsland. Er könnte sich sogar vorstellen einmal dort zu leben. Schließlich hat auch die Musik bei der früher selbst in einer Band als Schlagzeuger spielenden Trainerikone einen hohen Stellenwert, hier insbesondere die Lieder des italienischen Sängers Zucchero.

Die sportliche Karriere Roland Rittners hat beim FC Freihung begonnen, wo er in der Jugend spielend schon sehr früh in den Herrenbereich gewechselt war. Danach begann eine Laufbahn mit bis zum heutigen Tag vielen Stationen als Spieler, Spielertrainer und als Mann auf der Kommandobrücke. So wirkte er als Aktiver beim FC Freihung, bei der TSG Weiherhammer, bei der SpVgg Weiden, beim SV Grafenwöhr und beim TSV Pressath. Als Spielertrainer fungierte er bei folgenden Vereinen: FC Kaltenbrunn, TSG Weiherhammer, FV Vilseck, SC Luhe-Wildenau und TSV Pressath. Schließlich übernahm Roland Rittner bei den in Folge aufgeführten Vereinen die Verantwortung als Cheftrainer: FC Schwandorf, SpVgg Pirk, SV Sorghof, SV Raigering und aktuell beim Bezirksligaaufsteiger SC Luhe-Wildenau, mit dem er vor dem Re-Start nach der Corona-Pause noch alle Möglichkeiten auf einen Durchmarsch in die Landesliga besitzt.

Aufrufe: 08.7.2020, 11:00 Uhr
Werner SchaupertAutor