2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Die Macher des SC-Luhe-Wildenau (von links Teammanager Stefan Grünwald, Trainer Roland Rittner, Co-Spielertrainer Benny Urban und Sportlicher Leiter Thomas Diertl) freuen sich, dass Reinhard Marschke (Mitte) seine unendlich wertvolle Erfahrung beim Bezirksligaaufsteiger einbringt.
Die Macher des SC-Luhe-Wildenau (von links Teammanager Stefan Grünwald, Trainer Roland Rittner, Co-Spielertrainer Benny Urban und Sportlicher Leiter Thomas Diertl) freuen sich, dass Reinhard Marschke (Mitte) seine unendlich wertvolle Erfahrung beim Bezirksligaaufsteiger einbringt. – Foto: Privat

Reinhard Marschke - einmal Schwarz-Rot, immer Schwarz-Rot

Der sympathische Trainerroutinier ist nach vielen Jahren in der Fremde zum SC Luhe-Wildenau zurückgekehrt und ist dort ein unverzichtbares Element im erfolgreich arbeitenden Team

Die Länge seiner Trainerkarriere ist bereits mit der von Jupp Heynckes vergleichbar, die 1000 Spiele- Marke wird er wohl spätestens in dieser Saison knacken. Nun möchte Reinhard Marschke, knapp 30 Jahre nachdem er den SC Luhe-Wildenau verlassen hat, an alter Wirkungsstätte seinen Teil im Trainerteam um Chefanweiser Roland Rittner und Co-Spielertrainer Benjamin Urban dazu beitragen, dass der Bezirksligaaufsteiger SC Luhe-Wildenau so lange wie möglich im Titelrennen dabei bleibt.

Als Spieler schnürte der 61-Jährige für den SV Kulmain, den SV Weiden und die TSG Weiherhammer jeweils in der Bezirksliga die Fußballschuhe. Seine erste Trainerstation übernahm er bereits mit 23 Jahren bei seinem Heimatverein TB Weiden. Ein erstes kleineres Ausrufezeichen als Coach gelang ihm 1986 als Spielertrainer der A-Klassenmannschaft (heute Kreisliga) des SV Etzenricht. Obwohl zur Winterpause klar abgeschlagen, erreichte die Mannschaft unter seiner Regie den Klassenerhalt zum Saisonsende. Nach fünf Jahren wechselte er zum Nachbarverein nach Luhe-Wildenau und führte die Schwarz-Roten zurück in die Bezirksliga, bevor er für zwei Jahre die A-Jugend der SpVgg Weiden, in der damals höchsten Spielklasse, der Bayernliga, coachte. In den folgenden Jahren führte er den TuS Grafenwöhr, die DJK Irchenrieth und den FC Dießfurt jeweils von der Kreisklasse in die Kreisliga und machte dazwischen auch beim VfB Mantel, der DJK Weiden und erneut dem SV Etzenricht, mittlerweile Landesligist, Station. Dort übernahm er später auch die Rolle des sportlichen Leiters. Man merkt dem Altenstädter beim Erzählen die Nostalgie deutlich an, die er bei Erinnerungen an seine ehemaligen Trainerstationen und an die von ihm trainierten Spieler verspürt. An einigen Stellen entschuldigt er sich sogar, dass er so weit ausholt. Doch es ist eine interessante Zeitreise durch die Trainerlaufbahn eines Mannes, der bereits viel im Amateurfußball erlebt hat. Zuletzt war Marschke erneut in Dießfurt aktiv, diesmal jedoch hauptsächlich als Torwart-Trainer.

Nach so einer langen Karriere als Chef, drängt sich dann doch die Frage auf, ob es sich nicht etwas komisch anfühle, wieder ins zweite Glied zurückzutreten. Doch darauf winkt Marschke mit einem Schmunzeln ab. „Mich hat es schon immer wieder gejuckt, wenn lose Angebote kamen, aber den ganzen Stress und den Aufwand, den man als Trainer hat, den wollte ich nicht mehr. Als der SC dann das erste Mal angefragt hat, und ich auch ein längeres Gespräch mit Roland Rittner hatte, da habe ich ja auch zuerst abgesagt. Aber irgendwie habe ich da dann gleich gespürt, dass das eigentlich nicht die richtige Entscheidung war. Dann ist ja der Urban Benny als Co-Trainer eingestiegen und da hab ich mir dann gedacht: Mist, das wäre jetzt vielleicht doch was gewesen, wo du noch ein wenig mit dem Fußball im Kontakt bleibst. Eigentlich hatte ich dann auch gar nicht mehr mit einem neuen Anruf gerechnet, auch wenn die Torwart-Trainer-Position beim SC nach wie vor offen war. Da war ich dann richtig froh, als der SC nochmal angerufen hat. Und ursprünglich war es ja auch wirklich nur als Torwartraining und Spielbeobachtung gedacht, aber nach einem Gespräch mit dem Roland haben wir das jetzt noch auf ein Individualtraining erweitert für die Spieler, die etwas hinten dran sind, um sie wieder heran zu führen.“

Neben den persönlichen Gründen spielte auch das Umfeld bei seiner Entscheidung für den SC eine große Rolle. „Dass man sich trotz meiner Absage weiter um mich bemüht hat, hat mir schon imponiert. Und auch wenn es das letzte Mal nur ein gutes halbes Jahr war, fühlt man sich trotzdem noch irgendwie mit dem SC verbunden. Ich war ungefähr vor einem Jahr hier mal auf dem Fußballplatz, da hat der Ehrenvorstand Meiler Sepp zu mir gesagt: Marschke, mach halt mal bei uns was. Fang doch ned immer woanders was an. Mach doch mal bei uns was. Das ist irgendwie ein schönes Gefühl, dass man so positiv in Erinnerung geblieben ist.“

Ein weiterer Vorteil seiner neuen Rolle im Trainerteam macht sich immer erst nach Spielen bemerkbar. „Früher, wenn ich selber der Hauptverantwortliche war, dann hab ich nach einer Niederlage immer bis zum nächsten Training gebraucht, bis ich mich wieder wohlgefühlt habe. In meiner jetzigen Rolle, da hat man einfach diesen Druck nicht mehr. Da kann ich ein schlechtes Spiel einfach auf dem Heimweg abhaken. Da ärgere ich mich dann zwar, aber das belastet mich nicht mehr so arg. Aber gleichzeitig kann ich jetzt trotzdem die Reaktionen der Fans nach einem guten Spiel genießen. Das tut dann auch gut.“

Die Freude im Verein, die nach der Bekanntgabe seines Engagements entstanden ist, scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen, denn der Eindruck, den er bisher von der Arbeit mit dem Team hat, ist absolut positiv. „Alle sind motiviert, sind nett, sind ehrgeizig. Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt. Auch speziell das Torwarttraining macht mir Riesenspass, den Roland Frischholz kannte ich ja schon aus Etzenricht. Wenn ich zum ersten Training gefahren wäre, und dass wäre irgendwie anders gewesen, dann wären vielleicht doch nochmal Zweifel gekommen. In Zukunft wollen wir jetzt auch unsere Keeper aus dem Jugend- und dem Damenbereich mit integrieren.“

Im Bezug auf die Torhüter bzw. auf das Torhütertraining packt der „neue alte“ SCler gleich noch eine Anekdote aus. „Nach meiner Zeit als Trainer in Etzenricht war ich ja auch noch sportlicher Leiter dort und hab dann auch das Torwarttraining gemacht. Da sollte ich mich dann um zwei ganz starke Keeper kümmern, war aber selber nie Torwart. Da musste ich mich dann immer wieder weiterbilden, um ein modernes Torwarttraining machen zu können. Das war schon eine Herausforderung und kann nur klappen, wenn es auch einen intensiven Austausch mit den Torhütern gibt. Und genauso ist es hier ja jetzt auch. Da war der Argauer Werner jahrelang mit einem super Training aktiv und der Frischholz Roland war selber auch drei Jahre Torwart-Trainer bei Weiden-Ost. Unseren ehrgeizigen Torleuten kannst du dann ja keinen Schmarrn erzählen.“

Zuletzt kam die Frage auf, wie er sich selbst als Trainer beschreiben würde. Da wählte Marschke ganz staatsmännisch die goldene Mitte zwischen dem harten Hund und dem lockeren Spielerfreund. „Der harte Hund ist in der heutigen Zeit nicht mehr angebracht. Die jungen Leute wollen mit Argumenten überzeugt werden und mit denen muss man reden können. Du musst erklären, was du machst und warum du das jetzt machst. Eine gewisse Härte gehört aber auch immer dazu. Also man darf nicht bloß der gute Freund sein. Zwar mit allen ein gutes Verhältnis pflegen, aber jetzt vielleicht nicht immer der letzte sein, der aus dem Sportheim geht. Und vor allem, das habe ich in Etzenricht gelernt, als wir dort Faruk als Trainer geholt haben, dass man als Trainer den Jungen auch Verantwortung geben soll. Ich war vorher ein Trainer, der hat, wenn zwei Spieler gleichgut waren, immer dem Älteren den Vorzug gegeben. Aber der Erfolg, den wir damals hatten, der hat mich gewissermaßen bekehrt.“

Der Arbeit mit den jungen Spielern bleibt Reinhard Marschke in Luhe-Wildenau nicht nur bis zum Ende der Saison treu, da er jüngst seinen Vertrag, wie ja auch Trainer Roland Rittner, um ein Jahr verlängert hat.

Aufrufe: 09.3.2020, 19:00 Uhr
Max Biehler/Werner SchaupertAutor