2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Der Luhe-Wildenauer Chefcoach Roland Rittner (Mitte, mit Schirmmütze) nimmt die Trainer in die Pflicht, dafür zu sorgen, dass trotz langer Pausen kein Spieler wegbricht.
Der Luhe-Wildenauer Chefcoach Roland Rittner (Mitte, mit Schirmmütze) nimmt die Trainer in die Pflicht, dafür zu sorgen, dass trotz langer Pausen kein Spieler wegbricht. – Foto: Dagmar Nachtigall

Pandemiebedingtes Unwohlfühlen wirkte leistungshemmend

FuPa möchte im Rahmen einer Befragung Einblicke geben, wie die Vereine das wegen Corona mehr als verrückte Fußballjahr 2020 erlebt und welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.

Ein in unserer Region bestens bekannter und mit allen Fußballwassern gewaschener Trainerroutinier war der nächste Gesprächspartner, der sich unseren Fragen gestellt hat. Roland Rittner, seines Zeichens Chefanweiser des Bezirksligavierten SC Luhe-Wildenau, macht bei mehreren seiner Antworten deutlich, dass gerade die Trainer in der aktuell schwierigen Zeit eine große Verantwortung haben. Zudem bekennt er sich aus den verschiedensten Gründen klar zu den Gegnern der durch den BFV entschiedenen Saisonfortsetzung.

Roland, das Fußball-Jahr 2020 - ein Jahr, das man ohne Zweifel in die Kategorie „schnell vergessen“ einordnen kann. Wie sieht Dein ganz persönliches Resümee aus?

Ja, 2020 war, wie du sagst, wirklich zum vergessen. Wir haben nur zwei Ligaspiele absolviert, ansonsten nur trainiert oder einige Vorbereitungsspiele durchgeführt. Cybertraining, Läufe, Studio, kontaktloses Training und so weiter, das will kein Fußballer.


Auch wenn nur wenige Spieltage absolviert wurden, bist Du zufrieden mit der sportlichen Ausbeute heuer?

Mit der Ausbeute bin ich nicht zufrieden, da wir im direkten Vergleich mit Amberg den Kürzeren gezogen haben, da war für alle eine gewisse Unsicherheit vorhanden.


Wie war die Reaktion Deiner Mannschaft auf die hohen Fallzahlen in unserer Region? Gab es Spieler, die keinesfalls trainieren oder spielen wollten, oder andere, die unter Einhaltung der Hygienebestimmungen dennoch „ganz normal“ weitermachen wollten?

Als die Fallzahlen stetig gestiegen sind, wurde die Unsicherheit immer größer, obwohl wir im Verein die Hygieneregeln sehr gut im Griff hatten. Natürlich gab es Spieler, die sich nicht mehr wohl gefühlt haben während der ganzen Pandemie. Das hat sich auch auf die Leistung niedergeschlagen.


Gibt es schon Planungen, wie es nach einer hoffentlich erfolgenden Freigabe des Trainingsbetriebes ab Dezember weiter gehen wird bei Euch?

Wie wir nach dem Lockdown weitermachen, werden wir erst entscheiden, wenn es soweit ist, da nicht abzusehen ist, wie lange er dauert. Natürlich haben wir uns schon Gedanken für einige Szenarien gemacht. Sobald wieder ein Training aufgenommen werden darf, werden wir entsprechend Pläne verteilen.


Wie haltet ihr euch während der Winterpause fit?

Jetzt macht jeder Spieler sein eigenes Programm.


Wie haltet ihr überhaupt Kontakt in Zeiten von Corona?

Kontakt geht momentan nur über Handy.

Wie bewertest Du die Entscheidung des BFV, als einziger Landesverband in Deutschland die Saison nicht abzubrechen?

Dass nicht abgebrochen wurde, musste man akzeptieren, da der Verband dies auf die Vereine abgeschoben hat. Die Vereine haben gar nicht die Tragweite erkennen können, was da passiert. Diese Runde hat doch nichts mehr mit einer normalen Saison zu tun. Drei bis vier Wechselfristen, einige Vorbereitungen, trainiert, fokussiert auf den nächsten Spieltag und dann die Absage. Der Zweifel, wird denn überhaupt noch gespielt, da musst du als Trainer erst einmal die entsprechende Spannung in der Mannschaft aufbauen.


Eine Möglichkeit, dem pandemie- oder wetterbedingten Terminstress mit womöglich vielen Nachholspielen zu entgehen, wäre der Wegfall des Ligapokals. Wie stehst Du dazu? Seid Ihr noch dabei oder habt Ihr Euch schon abgemeldet?

Die Ligapokalpartien in der Form, sie zwischen den Ligaspielen durchzuführen, habe ich für nicht gut befunden. Das hätte die Ligaspiele dann noch mehr zerpflückt. Jetzt muss man sowieso erst einmal schauen, wie man die Punktspiele durchbekommt.


Habt Ihr Sorgen, dass einige Spieler im neuen Jahr überhaupt keine Lust mehr auf Fußball haben? Oder haben sich gar schon welche verabschiedet?

Dass der Fußball und seine Spieler hier auf eine harte Probe gestellt werden, dürfte klar sein. Inwieweit einzelne Spieler ihr liebstes Hobby weiter mit großem Eifer betreiben, wird man sehen. In meiner Mannschaft glaube ich nicht, dass jemand wegbrechen wird. Es liegt aber vor allem an uns Trainern, da gewaltig mitzuhelfen, damit alle wieder in die Spur kommen.


Hat Corona negative Auswirkungen im finanziellen Bereich bei Deinem Verein erzeugt? Wenn ja, könnt ihr die Ausfälle überhaupt kompensieren?

Finanziell trifft das einen jeden Verein hart. Du hast Ausgaben, aber fast keine Einnahmen. Also auch da muss man sich Gedanken machen, wie das aufgefangen werden kann. Auch wir Trainer müssen und werden da auch mithelfen.


Wie gehst Du ganz persönlich mit der Pandemie um?

Persönlich versuche ich die Vorgaben zum Schutz vor der Pandemie einzuhalten. Aber auch das ist gar nicht so einfach, da man ja Kontakte nicht pflegen darf, so wie man es eigentlich gewöhnt war. Ich sehne mich schon wieder danach, endlich den Alltag freier, also ohne Zwänge zu genießen.

Aufrufe: 021.11.2020, 12:00 Uhr
Werner SchaupertAutor