Die in solchen Fällen gerne ins Feld geführten Gesetzmäßigkeiten des Tagesgeschäfts Fußball waren es nicht, die zu Schmids Entschluss führten. Seitens der sportlichen Leitung besaß der Trainer volle Rückendeckung, wie Spitzenfunktionär Rudi Schiller erst wenige Tage vorher betont hatte. Aber natürlich wurden intern Gespräche geführt. Bereits am Sonntag, nach der Partie gegen das Team aus Illertissen, formulierte Schmid im internen Kreis, es müsse sich etwas ändern.
Die finale Entscheidung zum Rücktritt fiel zwar erst gestern, aber schon seit geraumer Zeit war Schmid anzusehen, dass etwas nicht stimmt, dass etwas nagt in ihm, dass es ihm weniger glückte, Optimismus zu versprühen. Klar: Für einen Fußballer mit Leib und Seele ist jede einzelne Niederlage unerträglich. Umso mehr, wenn sie nach objektiven Kriterien schwer erklärlich ist. Und zusätzlich in niederschmetternder Serie daherkommt. Fünf Begegnungen hintereinander schlichen die Königsblauen als Verlierer vom Platz, fünf Mal blieben sie ohne eigenen Torerfolg. Das erinnert frappierend an Filme wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ - nur, dass es jeglicher Komik entbehrt.
Also sagte Schmid seinen Jungs beim Mittwochtraining Ade. Einige Monate früher als geplant. Denn ursprünglich war er in die Saison gestartet mit dem Vorsatz, sich anschließend, nach dann sechseinhalb Spielzeiten, aus dieser Verantwortung zu verabschieden. Denn selbstverständlich sei inzwischen Verschleiß im Miteinander zu spüren, betont er, aber auch sein berufliches Engagement lasse keinen 100-prozentigen Einsatz für einen Landesligisten mehr zu. „In der jetzigen Situation wäre der Trainer sogar 150-prozentig gefragt. Und die kann ich nicht mehr bringen“, formuliert der 39-Jährige.
Er geht schweren Herzens, aber in der festen Überzeugung, das Richtige zu tun. Weil er sich der Mannschaft gegenüber zum Handeln verpflichtet fühlt. Weil sie seiner Einschätzung nach einfach besser ist, als sie derzeit spielt und als es der momentane Tabellenplatz ausweist. Schmid hatte ja bis zum Ende immer das Gefühl in sich getragen, die Königsblauen könnten sich aus der Negativ-Spirale befreien. „Aber nach dieser Serie muss sich jeder hinterfragen, auch der Trainer. Und da glaube ich jetzt, dass ein anderer mit neuer Ansprache und neuen Inhalten mehr bewegen kann als ich.“
Eine Hoffnung nimmt der scheidende SCI-Trainer mit aus diesen Tagen: Dass für Spieler, Funktionäre, Fans und alle anderen im Umfeld des Vereins nicht der Eindruck der vergangenen sechs Wochen hängen bleibt, sondern die Erinnerung an den über die vergangenen sechs Jahre bewerkstelligten Aufschwung.
Was auch immer Schmid in der Zukunft machen wird, Trainer-Hopping schließt er für seine Person aus. „Ich war mit Leidenschaft sechs Jahre beim SC Ichenhausen, ich kann nicht morgen mit dem gleichen Feuer woanders sein“, sagt er. Ausschließen möchte er eine Rückkehr auf die Trainerbank freilich nicht. Falls es irgendwann dazu kommt, wird er jedoch ein anderer, reiferer Fußballlehrer sein, einer, der den Spielern möglicherweise auch mal ein härteres Gesicht zeigt. Letztlich, räumt Oliver Schmid freimütig ein, sei sein aktueller Rückzug nämlich auch dem Umstand geschuldet, dass er sich stets ein Stück weit als Freund der Kicker gesehen hat. Das ist spitze, so lange es läuft. Doch in der Krise lähmt es. Schmid weiß das. Und er geht lieber, als sich selbst untreu zu werden.