2024-04-16T09:15:35.043Z

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F: von Ameln
F: von Ameln

Helden der Nachspielzeit

Ein Tor in der Nachspielzeit: Es ist einer der ganz besonderen Momente für einen Fußballfan. In der Serie „Helden der Nachspielzeit“ zeigen wir euch die Tore, die in der Schlussphase eines Spiels fallen. Dann, wenn niemand mehr an ein Wunder glaubt.

Yannick Anderson, Landesliga Hamburg

Der Amateurfußball in Hamburg ist für einige höherklassig als der HSV. Na gut: HSV-Bashing ist out. Wir glauben an eine starke Saison der Rothosen. Ohne Ironie. Das ändert jedoch nichts an der Qualität des Hamburger Amateurfußballs. In Ober- und Landesligen ist das Format der Geschichten auf und abseits des Platzes teilweise abstrus bis abstrus unterhaltend. Manchmal gleicht der Kick an der Elbe einer Soap-Opera, Wettskandale und Elfmeterdramen eingeschlossen. Yannick Anderson sorgt nun für das nächste Bohei. Er spurtet allen davon und kämpft den Ball ins Tor. Doch bevor der Ball die Linie überquert, zerreißt ein Schiripfiff die aufgeregte Stille. Tor oder Kein-Tor? Es wird diskutiert, reklamiert, am Ende Jubel bei Condor, Frust beim Gegner. 2:2 in der 92.

Fabian Steinhäuser, Germania Reusrath

Es wird fußballromantisch. Ein Ascheplatz, der kleine Staubwölkchen in den Himmel pustet, wenn die Kreisligabeine über ihn galoppieren, und der in schwaches Flutlicht getunkt ist. Man kann die Bratwurst riechen und das Bier im Rachen perlen spüren. Natürlich sind wir im Mutterbundesland des gepflegten Fußballabends: Nordrheinwestfalen. Es spielt Inter Monheim gegen Germania Reusrath. Und lange gibt’s außer Bier und Bratwurst wenig zu bestaunen. Nullzunull und kein Törchen. Dann kommt Steinhäuser. Der Kameramann gibt vor: „Jetzt nach vorne!“ Ein Mitspieler verlängert den Ball auf den Flügel, dort, Rechtsaußen auf der Steppe, tanzt der Vorlagengeber seinen Cha Cha Cha. Der Rest ist für den Schützen Formsache. Und der Kameramann? Der jubelt herrlich. Siege in der Nachspielzeit – selbst am Niederrhein noch etwas „willkommener“ als Freibier.

Fabian Koch, TSV Ottersberg

Wir wissen nicht, ob Fabian Koch ein guter Fußballer ist. Das lässt sich einfach nicht aus einer einzigen Szene beurteilen. Aber wir denken, dass es ein ziemlich dufter Typ sein muss. So einer, der immer artig den Teller aufisst. Der täglich die Hartplatzhelden klickt. Der an der Kasse brav jeden vorlässt, der nur ein paar Joghurtbecher auf das Fließband jongliert. Fabian Koch muss so nett sein, weil er verdammt viel Glück hat. Anders könnten wir das nicht erklären. In der 89. Minute lenkt ein Gegenspieler den Ball zu ihm, ein Freistoß ist etwas flugfaul in den Sechszehner gehopst. Der Torhüter springt, bevor Koch schießt, in eine Ecke. Das Tor ist quasi auf fünf Meter leer. Natürlich knipst Koch zum 2:1-Sieg. Das Glück ist ihm vor die Füße gerollt. Oder wie Koch sagen kann: „Ob du wirklich richtig stehst, siehst du, wenn der Trainer abgeht (linker Bildrand).“

Julian Stoitzner, FC Mosbach:

Ein Tor aus dem schönen Baden. Wobei: Dieses Tor ist eigentlich noch viel schöner als die Region. Ein traumhafter Freistoß, der nicht mit Gewalt ins Netz hineingedroschen wird, sondern sich langsam ins Tor begibt. Von einer zarten Fußberührung auf seine Reise geschickt. Cool auch, dass Sportsfreund Stoitzner so unaufgeregt die vermeintlich letzte Chance für den Ausgleich nutzt. Frustrierend für den SV Hueffenhardt, dass er am Ende mit einem 2:2 nach Hause fährt. Als bester Held der Nachspielzeit hat sich Stoitzner für den Derbystar-Hartplatzheld-der-Woche (DHDW) qualifiziert. Er tritt an gegen neun Gegner um den Wochensieg und der möglichen Chance auf einen Sportstudiobesuch als Torschütze.

Aufrufe: 06.9.2016, 09:30 Uhr
Hannes HilbrechtAutor