2024-04-25T10:27:22.981Z

Spiel der Woche
... und dann gab es Rot. Der Österreicher Sanel Causevic musste vom Platz. F: Matejka
... und dann gab es Rot. Der Österreicher Sanel Causevic musste vom Platz. F: Matejka

Ein wenig Show in Schniegling

Der SC Germania möchte Kalchreuth ärgern, doch es geht nach hinten los +++ Dinc: "Uns fehlen nun zu viele Leis­tungsträger"

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Eine Revanche hatte sich der SC Ger­mania vorgenommen gegen den 1. FC Kalchreuth, der im Kreisliga-Hin­spiel mit 8:1 gewonnen hatte. Nun ver­lor Germania aber wieder und been­dete obendrein das Spitzenspiel nur noch zu neunt. Es war ein Sonn­tagnachmittag zum Vergessen.

SC Germania Nürnberg - FC Kalchreuth 0:3

Die Partie war längst gelaufen, da schnappte sich Edisan Berisha noch einmal den Ball und gab ihn nicht mehr her. Keinem Mitspieler und kei­nem Gegenspieler. Nein, Berisha, einst auf dem Sprung zum Fußball­profi und durch ein paar unglückli­che Umstände dann doch wieder zurück in der Fußball-Kreisliga, hat­te genug in diesem Moment vom Mannschaftsfußball. Jetzt war es Zeit für ein bisschen Trotz und ein wenig Show. Der vielleicht beste Spieler dieser Liga trat also an mit dem Ball am Fuß, ließ ein, zwei Kalchreuther Grät­schen ins Leere laufen und verteilte dann einem Gegenspieler so aufrei­zend elegant einen frechen Bein­schuss, dass sogar die Gruppe Rent­ner, die sich drüben beim Vereins­heim gegen den strengen Wind in Deckung gebracht hatten, beein­druckt raunten. Ja, der ganze Sport­platz an der Weihergartenstraße raunte, so laut, dass in ganz Schnieg­ling die Kaffeetassen klapperten.

Dann trat doch noch jemand zu – aber, wie so oft in diesem Verfolger­duell am Sonntagnachmittag, viel zu spät, zu roh, zu ungestüm, so dass Berisha wie ein Blatt im Wind durch die Luft gewirbelt wurde.

„Was willst du machen?“, fragte später Serdar Dinc, der Trainer der Germania, und zuckte mit den Schul­tern. Von seiner Reihe an außerge­wöhnlichen Spielern für diese Liga ist eigentlich nur noch jener Berisha übrig geblieben, ein Zauberer, der so oft ein wenig alleingelassen mit all seiner Genialität wirkt. Emre Gürses, vor drei Jahren noch Landesligaspieler bei Dergahspor, hat sich nach einem Foul den Knö­chel gebrochen und das Syndesmose­band gerissen. Anastasios Kartalis, einst Bayernligakicker in Ansbach und Neumarkt, hat sich die Außen­bänder im Knöchel nach einem Foul zerstört. Kapitän Ilja Zarkov, früher beim ASV Vach in der Landesliga aktiv, wurde der Mittelfuß gebro­chen. „Uns fehlen nun zu viele Leis­tungsträger“, sagt Dinc, „aber das Schlimmste ist: bei keiner dieser Aktionen, die zu den schweren Verlet­zungen führten, wurde ein Foul ge­pfiffen.“ Auch gegen den FC Kalchreuth muss Edisan Berisha immer wieder überharte Einsätze einstecken. Es ist wie so oft: Irgendwie will der Gegner den Spielmacher bremsen, und sei es mit unfairen Mitteln. „Ich habe heute mehr als zwanzig Fouls an Edisan gezählt“, sagt sein Trainer, „wollen wir das wirklich? Wenn das so weiter geht, wird doch keiner dieser feinen Fußballer mehr in der Kreisliga spie­len.“ Vom Schiedsrichter fühlen sie sich nicht ausreichend geschützt. Auch wenn von Kalchreuth an die­sem Nachmittag niemand über die Grenzen schlägt.

Das macht vielmehr die andere Sei­te, der SC Germania: Sanel Causevic brennen in der 42. Minute die Siche­rungen durch, er beleidigt Schieds­richter André Govorusic und sieht die Rote Karte. Kurz zuvor hat Kalch­reuth ohne viel Aufwand die zweite Chance zum zweiten Tor genutzt, führte durch zwei Treffer von Patrick Polster mit 2:0. Die Revanche fürs 1:8 aus dem Hinspiel, die sich Germania vorgenommen hatte, ist ge­scheitert. Die Möglichkeit, noch ein­mal ranzurücken an die Tabellenspit­ze, vertan.

„Nie unser Anspruch“

„Das war auch nie unser An­spruch“, behauptet Serdar Dinc. Nach oben, sagt der Trainer, wolle man nicht schielen. „Wir sind ein guter Haufen, aber uns fehlen einfach zu viele, das können wir nicht kompensieren.“ Rang vier bis sechs sei nun das Ziel, „in der Kreisliga eta­blieren“, wolle man sich bei Germa­nia. Genau da, findet Dinc, hätten gerade die erfahrenen Spieler noch ihre Probleme. Co-Trainer Kuno Kess­ler, der den weitesten Einwurf der Liga vorweisen kann und eine Landes­liga- Vergangenheit beim SC Elters­dorf, fliegt acht Minuten vor Ende mit Gelb-Rot vom Feld. „Wir sind zu undiszipliniert“, sagt Dinc, der selbst die Schlussphase vor allem damit ver­bracht hatte, emotional über den Un­parteiischen zu schimpfen.

Vor einigen Wochen, da hatte der Trainer noch seine Spieler in die Pflicht genommen, öffentlich an die Ehre appelliert. „Das haben sie ge­braucht“, findet Dinc, die folgenden sechs Spiele hat Germania nicht mehr verloren. Wirklich gefährlich wird sein Team in diesem Topspiel aber nie. Kalchreuth, das durch Mar­cel Bauer (88.) zum 3:0 kommt, ist zu clever. Edisan Berisha hat den FC Kalchreuth ein wenig vorgeführt – aber der nimmt alle Punkte mit.

Schiedsrichter: Andre Govorusic - Zuschauer: 120
Tore: 0:1 Patrick Polster (9.), 0:2 Patrick Polster (41.), 0:3 Marcel Bauer (88.)
Platzverweise: Gelb-Rot gegen Kuno Kessler (82./SC Germania Nürnberg/Foulspiel), Rot gegen Sanel Causevic (42./SC Germania Nürnberg/SR Beleidigung )
Aufrufe: 017.11.2015, 10:24 Uhr
Christoph Benesch (Nürnberger Nachrichten)Autor