SC Germania Nürnberg - FC Kalchreuth 0:3
Die Partie war längst gelaufen, da schnappte sich Edisan Berisha noch einmal den Ball und gab ihn nicht mehr her. Keinem Mitspieler und keinem Gegenspieler. Nein, Berisha, einst auf dem Sprung zum Fußballprofi und durch ein paar unglückliche Umstände dann doch wieder zurück in der Fußball-Kreisliga, hatte genug in diesem Moment vom Mannschaftsfußball. Jetzt war es Zeit für ein bisschen Trotz und ein wenig Show. Der vielleicht beste Spieler dieser Liga trat also an mit dem Ball am Fuß, ließ ein, zwei Kalchreuther Grätschen ins Leere laufen und verteilte dann einem Gegenspieler so aufreizend elegant einen frechen Beinschuss, dass sogar die Gruppe Rentner, die sich drüben beim Vereinsheim gegen den strengen Wind in Deckung gebracht hatten, beeindruckt raunten. Ja, der ganze Sportplatz an der Weihergartenstraße raunte, so laut, dass in ganz Schniegling die Kaffeetassen klapperten.
Dann trat doch noch jemand zu – aber, wie so oft in diesem Verfolgerduell am Sonntagnachmittag, viel zu spät, zu roh, zu ungestüm, so dass Berisha wie ein Blatt im Wind durch die Luft gewirbelt wurde.
„Was willst du machen?“, fragte später Serdar Dinc, der Trainer der Germania, und zuckte mit den Schultern. Von seiner Reihe an außergewöhnlichen Spielern für diese Liga ist eigentlich nur noch jener Berisha übrig geblieben, ein Zauberer, der so oft ein wenig alleingelassen mit all seiner Genialität wirkt. Emre Gürses, vor drei Jahren noch Landesligaspieler bei Dergahspor, hat sich nach einem Foul den Knöchel gebrochen und das Syndesmoseband gerissen. Anastasios Kartalis, einst Bayernligakicker in Ansbach und Neumarkt, hat sich die Außenbänder im Knöchel nach einem Foul zerstört. Kapitän Ilja Zarkov, früher beim ASV Vach in der Landesliga aktiv, wurde der Mittelfuß gebrochen. „Uns fehlen nun zu viele Leistungsträger“, sagt Dinc, „aber das Schlimmste ist: bei keiner dieser Aktionen, die zu den schweren Verletzungen führten, wurde ein Foul gepfiffen.“ Auch gegen den FC Kalchreuth muss Edisan Berisha immer wieder überharte Einsätze einstecken. Es ist wie so oft: Irgendwie will der Gegner den Spielmacher bremsen, und sei es mit unfairen Mitteln. „Ich habe heute mehr als zwanzig Fouls an Edisan gezählt“, sagt sein Trainer, „wollen wir das wirklich? Wenn das so weiter geht, wird doch keiner dieser feinen Fußballer mehr in der Kreisliga spielen.“ Vom Schiedsrichter fühlen sie sich nicht ausreichend geschützt. Auch wenn von Kalchreuth an diesem Nachmittag niemand über die Grenzen schlägt.
Das macht vielmehr die andere Seite, der SC Germania: Sanel Causevic brennen in der 42. Minute die Sicherungen durch, er beleidigt Schiedsrichter André Govorusic und sieht die Rote Karte. Kurz zuvor hat Kalchreuth ohne viel Aufwand die zweite Chance zum zweiten Tor genutzt, führte durch zwei Treffer von Patrick Polster mit 2:0. Die Revanche fürs 1:8 aus dem Hinspiel, die sich Germania vorgenommen hatte, ist gescheitert. Die Möglichkeit, noch einmal ranzurücken an die Tabellenspitze, vertan.
„Das war auch nie unser Anspruch“, behauptet Serdar Dinc. Nach oben, sagt der Trainer, wolle man nicht schielen. „Wir sind ein guter Haufen, aber uns fehlen einfach zu viele, das können wir nicht kompensieren.“ Rang vier bis sechs sei nun das Ziel, „in der Kreisliga etablieren“, wolle man sich bei Germania. Genau da, findet Dinc, hätten gerade die erfahrenen Spieler noch ihre Probleme. Co-Trainer Kuno Kessler, der den weitesten Einwurf der Liga vorweisen kann und eine Landesliga- Vergangenheit beim SC Eltersdorf, fliegt acht Minuten vor Ende mit Gelb-Rot vom Feld. „Wir sind zu undiszipliniert“, sagt Dinc, der selbst die Schlussphase vor allem damit verbracht hatte, emotional über den Unparteiischen zu schimpfen.
Vor einigen Wochen, da hatte der Trainer noch seine Spieler in die Pflicht genommen, öffentlich an die Ehre appelliert. „Das haben sie gebraucht“, findet Dinc, die folgenden sechs Spiele hat Germania nicht mehr verloren. Wirklich gefährlich wird sein Team in diesem Topspiel aber nie. Kalchreuth, das durch Marcel Bauer (88.) zum 3:0 kommt, ist zu clever. Edisan Berisha hat den FC Kalchreuth ein wenig vorgeführt – aber der nimmt alle Punkte mit.
Schiedsrichter: Andre Govorusic - Zuschauer: 120