2024-04-23T13:35:06.289Z

Vereinsnachrichten
Stehen im Mittelpunkt eines sehenswerten Video-Projektes: Die Fußballer des SC Germania Erftstadt-Lechenich. Foto: Brackhagen
Stehen im Mittelpunkt eines sehenswerten Video-Projektes: Die Fußballer des SC Germania Erftstadt-Lechenich. Foto: Brackhagen

Erfahrungsaustausch mit Subotic und Co.

Flüchtlinge aus Erftstadt-Lechenich stehen im Mittelpunkt eines Webvideo-Projektes

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Alois Görgen war in wichtiger Mission unterwegs. Auf Einladung der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) reiste der Trainer aus Erftstadt nach Berlin, um das von der bpb geförderte Webvideo-Projekt „Refugee 11” Vertretern der (Sport-)-Presse vorzustellen. „Unter anderem waren Leute vom ZDF, dem Kicker und dem Deutschlandfunk bei der Fragerunde anwesend. Ich musste nachher fünf oder sechs Interviews geben”, erklärt Görgen in seiner gewohnt unaufgeregten Art.

Umgesetzt von der Produktionsfirma Docdays, die den im Jahr 2016 ausgeschriebenen Ideenwettbewerb zu den Themen „Flucht, Vertreibung und Asyl” gewonnen hatte, behandeln die insgesamt elf kurzen Clips jeweils ein Treffen von Profis und Amateurspielern, die eine Fluchterfahrung verbindet.

Ziel ist es, junge Leute über deren beliebte Kanäle wie YouTube oder Facebook anzusprechen. Die besagten Amateure spielen unter der Regie von Görgen beim SC Germania Erftstadt-Lechenich in einem Team, dem 27 Flüchtlinge aus 15 Nationen angehören. „Die Kommunikation ist nicht immer ganz einfach, doch es läuft recht gut”, sagt der Coach.

Und wie es funktioniert! In ihrer zweiten Saison steht die Multi-Kulti-Truppe in der Kreisliga C in der Spitzengruppe und hat sehr gute Chancen, den Aufstieg zu schaffen. In den kommenden Monaten dürfte sich der Bekanntheitsgrad der Fußballer schlagartig erhöhen, denn am Freitag wird das erste Video auf YouTube (#refugee11) freigeschaltet. Zehn weitere werden in den nächsten Wochen nach und nach veröffentlicht. Die Premiere behandelt die Begegnung von Abdoulaye Daffe aus Guinea und Neven Subotic (1. FC Köln), der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch bei Borussia Dortmund unter Vertrag stand.

„Angelehnt an die persönlichen Geschichten der Beteiligten hat jede Folge einen Schwerpunkt, beispielsweise geht es um Themen wie Fluchtursachen, Asylrecht oder Abschiebung”, erläutert Görgen, der besonders von der Gastfreundschaft beim Kennenlernen mit Eroll Zejnullahu vom 1. FC Union Berlin begeistert war: „Wir haben uns dort so gefühlt, als würden wir zur Familie gehören.”

Für das Projekt sind der Coach und seine Schützlinge quer durch ganz Deutschland gereist, sie waren neben der Hauptstadt unter anderem in Nürnberg, Stuttgart, Darmstadt, Sandhausen oder Kiel unterwegs. Getroffen haben die Erftstädter Kicker überwiegend aktuelle Profis wie Hertha-Kapitän Vedad Ibisevic, aber auch ein ehemaliger Spitzenspieler (Gerald Asamoah) und eine Nationalspielerin (Fatmire Alushi) waren dabei. „Der Aufwand, speziell während der Dreharbeiten, war schon sehr hoch”, sagt Görgen.

Das Projekt ist übrigens nicht das einzige, bei dem die Flüchtlingself auf dem Bildschirm zu sehen sein wird. Am 17. Mai um 22.55 Uhr zeigt der WDR eine in Koproduktion mit Docdays entstandene 90-minütige Dokumentation über die von Alois Görgen betreuten Fußballer — ebenfalls unter dem Titel „Refugee 11”. Dafür hat das Produktionsteam die Mannschaft von November 2015 bis zum Ende der Saison begleitet und dabei auch abseits des Sportplatzes den Alltag von Denald aus Albanien, Eyad aus Syrien und ihren Mitspielern eingefangen.

Vom Endergebnis konnten sich die Protagonisten vor wenigen Tagen bei der Premiere während des Filmfestivals 11 mm höchstpersönlich ein Bild machen, zu der der komplette Kader am vergangenen Wochenende in die Bundeshauptstadt flog.

Aufrufe: 06.4.2017, 10:00 Uhr
KSTA-KR / Markus BrackhagenAutor