2024-05-02T16:12:49.858Z

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Sara Däbritz (links) hofft auf Einsatzzeiten.  Foto: dpa
Sara Däbritz (links) hofft auf Einsatzzeiten. Foto: dpa

WM: Oberpfälzerinnen jagen dritten Stern

Simone Laudehr ist die Stammkraft, Sara Däbritz eines der Teamküken +++ Am Sonntag geht es gegen die Elfenbeinküste los

Vier Jahre ist es her, als Simone Laudehr allein im Mittelkreis der Wolfsburger WM-Arena saß und zu begreifen versuchte, was passiert war. Ihre Teamkolleginnen waren schon lange in der Kabine. Nur die Regensburgerin blieb noch auf dem Rasen. Gerade war die deutsche Nationalmannschaft ausgeschieden. Eine unerwartete 0:1-Niederlage nach Verlängerung gegen den späteren Weltmeister Japan beendete jäh den Traum von der WM-Titelverteidigung im eigenen Land.

Hinterher wurde heftig diskutiert, warum der große Favorit so früh im Viertelfinale scheiterte. Gründe gab es viele; der Erwartungsdruck sowie die ungewohnte mediale Aufmerksamkeit gehörten zu den Hauptursachen. ,,Wir konnten ja nicht einmal im Supermarkt einen Kaugummi kaufen gehen, ohne dass am nächsten Tag ein Bild in der Zeitung war", erinnert sich Teamkapitän Nadine Angerer.

Nun steht erneut eine Weltmeisterschaft an. Am Sonntag bestreitet die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid ihr WM-Auftaktspiel gegen die Elfenbeinküste (22 Uhr/ZDF). Doch diesmal ist vieles anders. Die Mannschaft ist gereift, weiß um ihre Stärken, aber auch Schwächen.

Und Simone Laudehr sieht auch die positiven Seiten der schmerzhaften Erfahrung von 2011. ,,Man lernt am meisten, wenn man auch einmal hinfällt. So eine Niederlage zu verkraften war schwer. Aber man muss lernen weiterzumachen, am nächsten Ziel zu arbeiten", sagt Laudehr. Und ihr nächstes Ziel ist klar definiert. In Kanada wollen die frischgebackene Champions-League-Siegerin des 1. FFC Frankfurt und die DFB-Frauen sich den WM-Titel zurückholen; es wäre der dritte Stern in der Historie des deutschen Frauenfußballs.

Für Laudehr wäre es der zweite Titel

Wie es sich anfühlt, Weltmeisterin zu sein, dass weiß Laudehr sehr gut. 2007 erzielte sie im Finale per Kopf das 2:0 zum Sieg über Brasilien. Das Foto, als sie überglücklich ihr Trikot lupfte und die hart erarbeiteten Bauchmuskeln präsentierte, ging um den Globus.

Weltmeisterin sein, das wäre ein Traum, den sich auch eine andere Spielerin aus der Region erfüllen möchte, auch wenn sie schon ,,überglücklich ist", einfach dabei zu sein. Bundestrainerin Silvia Neid nominierte auch Sara Däbritz und schaffte damit einen kleinen historischen Moment: Zwei Oberpfälzerinnen, die in einer DFB-A-Nationalmannschaft an einer WM teilnehmen - das gab es vorher noch nie.

Mit 20 Jahren ist Däbritz das zweitjüngste Mitglied der DFB-Elf. Wobei die gebürtige Ambergerin sich streng genommen bereits WM-Titelträgerin nennen darf. 2014 gewann sie mit den U-20-Juniorinnen in Kanada das Finale gegen Nigeria. Das Turnier, bei dem die mittlerweile 20-Jährige fünf Tore erzielte, galt als Generalprobe für die jetzt anstehende WM der Frauen.

Das Talent der Stürmerin, die sich auch im Mittelfeld wohlfühlt, war schon früh bei der SpVgg Ebermannsdorf entdeckt worden. Sie lief für die JFG Vilstal auf, spielte zwei Jahre bei der SpVgg Weiden und wechselte 2012 in die Bundesliga zum SC Freiburg. Doch besonders die Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren verlief rasant. 2013 gab Däbritz ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft, rutschte kurz später sogar noch als Ergänzungsspielerin in den EM-Kader und kehrte als Europameisterin mit dem Neid-Team aus Schweden zurück. Damals hatte sie noch erklärt: ,,In zwei Jahren will ich unbedingt bei der WM dabei sein." Nun sagt sie: Gehofft habe sie es, ,,unbedingt erwartet nicht".

Größeres Blamage-Potenzial

Während Simone Laudehr bei Silvia Neid einen Stammplatz sicher hat, ist noch ungewiss, inwieweit auch Sara Däbritz ins Turnier eingreifen darf. Beim letzten Testspiel gegen die Schweiz wurde sie eingewechselt. Doch eventuell gibt es eine Einsatzchance gegen die Elfenbeinküste. Die ,,Elefantinnen" sind laut Fifa-Weltrangliste sie die schlechteste Mannschaft der 24 Teilnehmer. Das ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits birgt das Duell mit der Nr. 67 der Welt größeres Blamage-Potenzial, darüber hinaus bietet sich der DFB-Elf allerdings die Gelegenheit, sich auf schwerere Aufgaben einzustimmen.

Gleichwohl warnt Neid vor zu hohen Erwartungen. ,,Die Elfenbeinküste mag Außenseiter sein, aber auch gegen so eine Mannschaft, die sich vielleicht mit zwei Fünferketten hinten rein stellt, muss man erst einmal zum Abschluss kommen und treffen", sagt die Bundestrainerin. Nur zu gerne würde dabei nicht nur Laudehr, sondern auch Däbritz helfen.

Aufrufe: 07.6.2015, 14:10 Uhr
dpa/mz/pzAutor