"Bock auf Tiengen": Der Sport-Club kehrt zurück

Es ist ein herrlicher Frühlingsnachmittag: Die Sonne scheint über dem Sportplatz, über die Terrasse des Vereinsheims zieht ein leichter Wind. Unten, auf dem grünen Rasen, kicken Kinder. Mit Freude, mit Spaß, mit Leidenschaft. "Da siehst du ein paar", sagt Klaus Göhringer. "Den Verein für die etwa 100 Jugendlichen zu erhalten, das war unser Antrieb." Seit Mai 2014 ist Göhringer Vorsitzender beim SC Tiengen. Damals stand der Verein vor dem Aus. Ein Jahr später sitzt Göhringer gemeinsam mit Angelo Orlando auf der Terrasse des Vereinsheims, blickt auf die Tiengener Jugend und versprüht eine Aufbruchstimmung beim Sportclub.

Was in der Vergangenheit passiert ist, soll auch dort bleiben. "Wir fangen frisch an. Neuer Vorstand, neuer Trainer, neue Mannschaft", sagt Orlando. Er wird den SC Tiengen ab der neuen Runde trainieren. Im Frühjahr 2014 waren die Freiburger von derlei Gedankenspielen noch weit entfernt. Der Verein suchte händeringend nach einem neuen Vorstand, einer Zukunft. Zwischenzeitlich war sogar eine Auflösung ins Spiel gebracht worden - die Jugend hätte unter das Dach eines anderen Vereines gemusst. Ein Szenario, das Göhringer als unrealistisch einschätzt. Er übernahm schließlich Verantwortung, um den Verein zu retten. "Ein Ritt auf der Rasierklinge", blickt er zurück. Das neue Vorstandsteam sorgte dafür, dass der SC Tiengen am Leben blieb. Allerdings musste sich der Verein mit seinen Aktiven, die zuletzt als Spielgemeinschaft mit dem ASV Merdingen fungierten, aus dem Spielbetrieb für die Saison 2014/15 zurückziehen. Ein Schritt, der auch Skepsis hervorrief. Würde der SCT die Pause überstehen?

Rasante Entwicklung

Nun liefert der Verein die klare Antwort: Ja, er hat es. Mit Angelo Orlando fand der SC Tiengen einen Mann für das Traineramt, der selbst mit Verein und Ort verbunden ist. "Angelo ist ein junger, ehrgeiziger Trainer, der bei uns seine erste Station antreten wird", sagt der Vorsitzende. Das Ziel war es, wieder eine Mannschaft für den Spielbetrieb zu melden. Von der Entwicklung aber waren dann auch die Verantwortlichen durchaus überrascht. Mitte April hat Tiengen bereits 28 Spieler zusammen - und wird auch eine zweite Mannschaft melden. "Es ging sehr schnell voran. Anfang Januar haben wir erst entscheiden, wieder zu starten. Ende Januar hatten wir schon einen Kader für zwei Teams", berichtet Orlando.

Das Konzept ist klar: "Etwa 90 Prozent der Spieler haben Stallgeruch", meint Göhringer mit Blick auf die Tiengener Vergangenheit bei einem Gros der Mannschaft. Mit jungen Spielern will der Verein den Neuanfang in Angriff nehmen. Akteure, die andernorts vielleicht nur in der zweiten Reihe stehen, können sich beim Sport-Club beweisen. "Hier hat jeder die gleiche Chance", betont Göhringer. Sprich nicht nur der Verein startet bei Null, sondern auch die Spieler. Ehrgeiz vorausgesetzt. "Eine Wohlfühloase ist das hier sicher nicht", ergänzt Orlando.

Eine wesentliche Rolle für die positive Resonanz der Spieler spielt für Klaus Göhringer auch, dass "sie die Entwicklung miterlebt haben." Jeder konnte beobachten, wie der neue Vorstand agiert, was sich beim SC Tiengen bewegt. "Sie wussten über die Situation Bescheid." Die Verantwortlichen haben sich das Vertrauen erarbeitet und können nun eben sogar mit zwei Mannschaften planen. "Die Dynamik war überraschend", gesteht Göhringer. Das Training beginnt erst im Sommer - doch so lange wollen viele Spieler gar nicht erst warten. Wie Orlando erfreut berichtet, treffen sich einige künftige SC-Akteure schon jetzt regelmäßig, kickten im Winter alle zwei Wochen gemeinsam. "Die Jungs haben Bock auf Tiengen", trifft der Coach den Nagel auf den Kopf.

Weitere Spieler sind beim Sport-Club willkommen

Dieses Gefühl, diese Einstellung, die Lust am Fußball, am Verein, am SC Tiengen - für Klaus Göhringer ist sie elementar. "Im Dorfleben ist die Mitarbeit der Vereine sehr wichtig." Die Spieler sollen sich mit Tiengen identifizieren, gemeinsam auftreten und helfen, anpacken. "Den Dank bekommen sie dann auch zurück - zum Beispiel, dass die Leute dann wieder auf den Sportplatz kommen." Dass die SC-Mannschaft diesen Geist verinnerlicht, hat sie bereits bewiesen. Im Kabinen- und Außenbereich will der Verein einiges sanieren. "Da haben die Jungs gesagt 'wir helfen mit'. Das ist sehr hoch einzuschätzen", lobt Göhringer. Das Engagement, es passt und ist Teil einer Aufbruchstimmung, die der Sport-Club versprüht.

Zeit zum Ausruhen gibt es aber nicht, die Planungen werden weiter vorangetrieben. Rolf Schöpperle und Mathias Prellberg werden den Spielausschuss übernehmen, innerhalb des Vereins sucht man nun noch ein, zwei Betreuer. Auch ein Torwarttrainer soll kommen. In der Trainingsarbeit unterstützt wird Angelo Orlando, derzeit noch Keeper in Oberried, auf jeden Fall von Angelo Orlando, aktuell beim FC Wolfenweiler-Schallstadt aktiv. Kurios, doch tatsächlich wird es beim SCT zwei Akteure mit dem selben Namen geben. Darüber hinaus sind weitere Spieler weiterhin gerne willkommen. "Vielleicht 35 Spieler" schätzt Orlando, sollten für zwei Mannschaften optimal sein. Vor allem Torhüter sucht der Sport-Club, noch steht erst ein Schlussmann im Aufgebot. Interessierte, betont der Verein, können sich jederzeit melden - Anfragen werden vertraulich behandelt.

"Wir haben eine gute Mischung im Team" Klaus Göhringer

Göhringer und Orlando blicken zuversichtlich auf die neue Runde. "Wir haben eine gute Mischung im Team. Ältere, mittlere und junge Spieler", schätzt der Vorsitzende ein. "Die Jungen geben richtig Gas und ziehen die Älteren mit." Die Jungs seien gut drauf, keiner hebe ab - für den SC Tiengen könnte es morgen schon los gehen. Doch noch heißt es warten, bis die Vorbereitung beginnt. Angelo Orlando beginnt auch die Suche nach Testspielgegnern - und ist auch hier für Kontaktaufnahmen offen. In der ersten Saison will Tiengen stabil auftreten und Spaß am Fußball haben. "Alles andere wird sich zeigen", sagt Orlando. Das Comeback feiern würde der Verein natürlich gerne in einer Staffel mit den anderen Klubs vom Tuniberg. Dann dürfte es gerne auch zum Auftakt ein Derby vor heimischer Kulisse sein.

Der "Bock", die Freude - all das ist zurück beim SC Tiengen. Nächstes Jahr kann der Klub erstmals seit langer Zeit wieder eine eigene B-Jugend auf die Beine stellen. Je älter die Talente werden, umso wichtiger wird dann auch die erste Mannschaft. "Die Aktiven sind das Aushängeschild", betont Göhringer. "Sie sind die Vorbilder der Kinder, sie wollen genauso werden wie die Großen." Während er das sagt, kicken unten die Jugendlichen weiter auf dem Rasen. Vielleicht stehen sie einmal selbst in der ersten Mannschaft des SC Tiengen. Die Perspektive ist auf jeden Fall wieder vorhanden.

Wer will mitmachen?

Der SC Tiengen ist weiterhin für neue Spieler offen. Wer Interesse daran hat, kann sich bei Trainer Angelo Orlando melden - alles wird vertraulich behandelt. Auch Vereine, die an einem Testspiel gegen den SC Tiengen interessiert sind, können sich gerne melden.

Angelo Orlando
Mail: a.orlando@web.de
Telefon: 0176 - 31393561