2024-05-10T08:19:16.237Z

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Verladezone Strafraum:  Mohamed Dräger schickt OFC-Torhüter Jomaa Zabadne per Elfmeter  erfolgreich in die ballferne Ecke.  | Foto: Achim Keller
Verladezone Strafraum: Mohamed Dräger schickt OFC-Torhüter Jomaa Zabadne per Elfmeter erfolgreich in die ballferne Ecke. | Foto: Achim Keller

SC Freiburg II feiert Fußballgala ohne Profi-Zusatz

Die jungen Wilden des SC Freiburg II begeistern in der Regionalliga mit einem 5:1-Erfolg gegen Kickers Offenbach

Für Fußballästheten mit einem Faible für strukturierte Kurzpasskultur in wohltemperierter Atmosphäre entwickelt sich die zweite Mannschaft des SC Freiburg zu einem echten Geheimtipp. Wer im gähnenden Bundesligaloch am Samstag auf der Suche nach Ersatzstoff den Weg ins heimelige Möslestadion einschlug, wurde von den Gastgebern mit fußballerischer Feinkost verwöhnt. Folgende These können selbst eingefleischte Fans von Kickers Offenbach nicht wegdiskutieren: Die Freiburger U23 stellte über 90 Minuten die bessere Mannschaft und hätte den bisherigen Tabellenführer wohl auch ohne den Vorteil numerischer Überzahl besiegt, vielleicht nicht mit vier Toren Differenz.
Waldhof Mannheim, der 1. FC Saarbrücken und nun Kickers Offenbach – es sind nicht gerade die Duckmäuser der Regionalliga, die dem Aufsteiger aus Freiburg in dieser Saison bereits erlegen waren. SC-Trainer Christian Preußer verfiel deshalb bereits kurz nach Schlusspfiff in die Gemach-gemach-Strategie, um möglichen Abgehobenheiten vorzubauen: „Wir wollen das nicht überbewerten und können das gut einordnen“, versicherte Preußer.

Für die Höhe des Sieges gab es in der Gelb-Roten Karte für den Offenbacher Torhüter Daniel Endres kurz nach Wiederanpfiff eine einleuchtende Erklärung. Endres, der kurz vor der Pause nach einer stattlichen Rudelbildung Gelb gesehen hatte, brachte den allein auf ihn zulaufenden Christoph Daferner außerhalb des Strafraums zu Fall. Rot als Sanktion für eine Notbremse wäre zu hart gewesen, da Daferner zur Seite auswich und sich nicht auf dem direkten Weg zum Tor befand. Über die zweite Gelbe Karte (und damit Gelb-Rot) diskutierte im Anschluss aber nur Gästetrainer Oliver Reck, der „einen normalen Zweikampf“ zwischen Endres und Daferner gesehen haben wollte.

Mit einem Mann mehr suchte der Sportclub geduldig Überzahlsituationen und schlug eiskalt zu: Kai Brünker köpfte eine feine Flanke von Manolo Rodas Steeg zur 2:1-Führung ein (51.), Mohammed Dräger erhöhte zehn Minuten später vom Elfmeterpunkt auf 3:1, nachdem er zuvor durch zwei Offenbacher im Strafraum in die Zange genommen worden war. Der auffällig einfallsreiche Dräger erzielte mit einem beherzten Spannstoß aus 17 Metern das 4:1 (75.), ehe auch Angreifer Brünker nach einem Solo gegen drei abgehängte Offenbacher sein zweites Tor an diesem Nachmittag zum 5:1 gelang (79.).

Den Kickers fehlten nach der zweiten Englischen Woche in Folge und dem hessischen Medienballyhoo um das Retterspiel am vergangenen Mittwoch gegen den FC Bayern München (1:4) Spritzigkeit und mentale Fitness für den Liga-Alltag bei der zweiten Mannschaft eines Bundesligisten. Das wollte auch Christian Preußer nicht verhehlen, der jedoch die Art und Weise herausstellte, „wie wir das fußballerisch heute gelöst haben“. Und das eben schon vor der Pause, als sich die Gastgeber nach einem tollen Steckpass von Lucas Torres auf Daferner mit der 1:0-Führung für die bessere Spielanlage und die Mehrzahl an Chancen belohnten: Von Innenverteidiger Benjamin Kirchhoff prallte der Abpraller nach Daferners Schuss ins OFC-Tor (36.). Der vorübergehende Ausgleich durch Florian Treske nach Flanke von Ihab Darwiche (40.) schmeichelte den in sechs Spielen noch ungeschlagenen Offenbachern.

Wer hätte diesen Verlauf für möglich gehalten, als Felix Roth beim SC bereits nach vier Minuten mit einer Knieverletzung vom Platz musste? Als einziger Ü-23-Stabilisator verblieb Ivica Banovic. Der Kapitän (37) lenkte das Spiel von der Sechserposition freilich mit überragender Präsenz und Übersicht. Dass die jungen Wilden aber ohne Kräfte aus der hauseigenen Profi-Ecke so eine reife Leistung auf den Platz brachten, erstaunte dann doch. Neben Dräger und Torres gefielen vor allem der ballsichere Rodas Steeg, der kombinationsfreudige Linksverteidiger Chima Okoriji und mit seinen mutigen Vorstößen ein Robin Fellhauer, der neben Keven Schlotterbeck als Innenverteidiger erstmals in der Startelf auftauchte.

SC Freiburg II - Kickers Offenbach 5:1
Freiburg: Frommann; Herrmann, Fellhauer, Keven Schlotterbeck, Okoroji; Banovic (89. Busam); Dräger, Roth (4. Torres), Rodas Steeg; Brünker (86. Wehrle), Daferner. Offenbach: Endres; Max, Maier, Kirchhoff, Theodosiadis (70. Akgoez); Hodja (48. Jomaa Zabadne); Göcer, Darwiche, Firat; Vetter (46. Hecht-Zirpel), Treske. Tore: 1:0 Kirchhoff (Eigentor/36.), 1:1 Treske (40.), 2:1 Brünker (51.), 3:1 Dräger (Foulelfmeter/61.), 4:1 Dräger (75.), 5:1 Brünker (79.). Schiedsrichter: Schmidt (Daun). Zuschauer: 800. Gelb-Rote Karte: Endres (47./OFC).
Aufrufe: 03.9.2017, 21:27 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor